Der erste Befehl Gottes an seine lebenden Geschöpfe steht im ersten Kapitel des ersten Buches der Bibel, Satz 22, am 5.Tag der Schöpfung: – Und Gott segnete seine Geschöpfe und sagte: „Seid fruchtbar, vermehrt euch und füllt die Meere, und ihr Vögel, vermehrt euch auf der Erde!“ –
Mit Fug und Recht wird dieses Gebot als äußerst wichtig betrachtet, allein auf Grund seiner Stellung als erster dokumentierter Befehl Gottes an die lebenden Geschöpfe. Auch wenn noch ein Tag vergeht, bis der Mensch erschaffen wird, darf sich ein gläubiger Katholik über dieses Gebot nicht hinwegsetzen.
Die Sprache der Bibel ist klar, einfach und verständlich. Ausnahmen sind nicht vorgesehen, auch nicht der Nachsatz: Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.
Obwohl Christen neben der hebräischen Bibel weitere ihnen Heilige Bücher kennen, die dem Erstwerk in Manchem widersprechen, fühlt sich die Katholische Kirche als die wahre christliche Kirche verpflichtet, dass allererste Gebot Gottes an seine Geschöpfe zu erfüllen. Zuweilen stellt sie Bedingungen, die Gott nicht vorgesehen hat. So soll das Paar, welches das Gottesgebot befolgt, vorher offiziell, am besten kirchlich verheiratet sein. Auch der Seitensprung ist nicht erwünscht. Diese Feinheiten, die die Wucht des göttlichen Gebotes schmäleren, sind als Tribut an die Kirche wegen ihrer Entfernung zum Original zu verstehen.
Nun gibt es katholische, miteinander verheiratete Paare, denen es nicht gelingt, das göttliche Gebot zu erfüllen. Ist eine Erkrankung daran schuld, so bietet die moderne Medizin einen Ausweg. Mit Hilfe der In-vitro-Fertilisation IVF werden Ei und Samenzelle außerhalb des Körpers der Frau zusammengebracht mit brauchbaren bis guten Ergebnissen. Nach dem bisher Geschriebenen sollte man davon ausgehen, dass die Katholische Kirche die IVF begrüßt. Denn die IFV ermöglicht es Paaren mit Handicap, ihren religiös-ethischen Verpflichtungen nachzukommen.
Doch die Katholische Kirche verdammt die IFV. Trotzdem akzeptieren katholische Paare diese Segnung der modernen Medizin, die auch katholische Ärzte, manche von ihnen Mönche, anbieten.
Indem die Kirche dem ersten Befehl Gottes nicht nachkommt, zeigt sie Weitsicht, die – ohne blasphemisch zu sein – vorausschauend ist. Denn nach der Therapie IFV folgt die Diagnose PID.
Die Präimplantationsdiagnostik (PID) besteht aus Untersuchungen, die bei einem durch IFV erzeugten Embryo bestimmte Besonderheiten der Zellen, genauer der Chromosomen, vor der Implantation (Einnisten) in die Gebärmutter erkennen. Bevor der Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt wird, ist es möglich, gravierende Krankheiten der Embryonen festzustellen.
Aus medizinischen Gründen um die Erfolgchancen zu wahren werden in der IFV mehr Embryonen erzeugt als implantiert werden können. Dies ist notwendig, da viele Embryonen aus bisher nicht verstandenen Gründen absterben. Die IVF macht also heute nur dann Sinn, wenn eine genügend hohe Anzahl von Embryonen vorliegt.
Mehrlingsschwangerschaften im Zusammenhang mit der IVF gelten als gefährlich. Es können deshalb maximal 1 – 2 Embryonen in die Gebärmutter eingepflanzt werden, ohne die Gesundheit der Mutter zu gefährden.
Die verbliebenen Embryonen werden abgetötet.
Der Arzt entscheidet nun, welcher Embryo implantiert und welcher verworfen und abgetötet wird. Das klingt dramatisch, ist es nicht. Denn der Arzt behandelt die zukünftige Mutter und nicht das Ungeborene, welches noch kein Nicht-Geborenes ist, solange es nicht in den Uterus implantiert wird. Somit ist der Arzt ethisch verpflichtet, der Mutter kein krankes, sondern ein gesundes Embryo einzupflanzen. Unabhängig von einer IFV ist die Mutter verpflichtet, durch umsichtiges Verhalten ein gesundes Kind zu gebären.
Welcher Ethiker darf von der austragenden Mutter verlangen, sich ein krankes Embryo einpflanzen zu lassen, um ein gesundes zu verwerfen? Hat ein gesundes Embryo weniger Geburts- und später Lebensrecht als ein krankes? Oder sollen alle vorhandenen Embryonen eingepflanzt werden, die das Leben der Mutter und konsekutiv aller eingepflanzter Babys gefährden?
Wenn dogmatischen Organisationen die PID missfällt, so mögen sie bei der IVF ansetzen. Es ist ethisch nicht vertretbar, die PID in den Vordergrund zu schieben, wenn der Kampf gegen die IVF verloren ist. Das allererste Gebot Gottes an seine lebenden Geschöpfe muss auch von der Katholischen Kirche und ihren hohen Vertretern befolgt werden.
Die Präimplantationsdiagnostik ist eine höchst ethische Ergänzung zur In-vitro-Fertilisation.
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