Armenien: Aserbeidschan plant eine neue Christenvertreibung

The Cathedral of Ani

Es ist keine normale Auseinandersetzung rivalisierender Nachbarvölker. Es ist der Versuch zugewanderter Turkvölker, die älteste christliche Nation, vom Erdboden tilgen wollen. Ein parteiischer, keineswegs neutraler Zwischenruf. Aber vielleicht ein nötiger Aufschrei.

Herbst 2023. Bergkarabach wird entvölkert. Ein Teil des historisch gewachsenen Armenien, seit 1.700 Jahren von tiefgläubigen Christen bewohnt, wird Schauplatz einer brutalen Christenverfolgung. Unausgesprochen, aber unbestritten – der türkische Diktator Erdogan, der geistige Erbe der Völkermörder des Regimes der Jungtürken, ist ein maßgeblicher Drahtzieher. Unübersehbar waren seine Panzer, die Aserbeidschan in den vorherigen Kreigswellen gegen die Christen in Bergkarabach schießen ließ. Die Vorstellung, daß türkische Panzer die Kathedrale von Stepanakert, der Hauptstadt Bergkarabachs zerschossen haben – nicht von der Hand zu weisen.

Es sei in Erinnerung gerufen, dass Armenien bereits 300 Jahre vor der Lebenszeit des Propheten Mohammed, von dem die Worte stammen sollen, die nochmals später im Koran niedergelegt wurden, ein christlicher Staat war. Für Moslems ist diese Tatsache, so scheint es, eine Provokation. Ist das die Wurzel dieses Krieges? Anders gefragt – was sonst könnte die Ursache dieses nicht endenwollenden Mordens an Christen sonst sein? Die Kathedrale von Ani, die unser Bild zeigt, steht im ehemaligen Westarmenien – längst ist dieses Gebiet von Blutsbrüdern der Aseris, den Türken vereinnahmt worden.

Herbst 2023 – im Südosten Armeniens herrschen Szenen wie in Ostpreußen, 1945. Hier wie dort sterben unschuldige Zivilisten. Und heute, sechs Monate nach der maximal brutalen Vertreibung der Armenier durch Moslems, um ihres Glaubens willen, aus ihrer seit 1.700 Jahren angestammten christlichen Heimat, aus der Region Berg-Karabach im kulturell eindeutig zum christlichen Armenien gehörenden Südosten, ist die Lage nach für die Menschen wie vor eine einzige Katastrophe. Hilfe wird weiterhin dringend benötigt.

Man höre auf die Hilfskräfte. Ihre Mitarbeiter sehen das Elend wirklich. Caritas international unterstützt im heute noch verbliebenen Staat Armenien die Integration der Flüchtlinge aus Berg-Karabach, dem letzten Gebiet in der Mitte des historisch gewachsenen, seit dem Jahre 301 christlichen Staates, der noch nicht von Moslems überrannt worden ist. Doch schon droht neuer Krieg, denn die Diktatoren der umliegenden, streng moslemischen Staaten lassen nicht locker. Denn Aserbeidschan fordert eine Landverbindung zur südwestlich gelegenen, zu Aserbeidschan zählenden und an die Türkei grenzenden Exklave Nachitschewan – ohne völkerrechtliche Grundlage. Aber mit dem Willen zur Gewaltmission, zur nächsten Christenvertreibung.

„Das Land ist keineswegs zur Ruhe gekommen, wie uns die Kolleginnen und Kollegen der Caritas Armenien berichten“, berichtete kürzlich Martin Thalhammer, Referent von Caritas international. „Im Gegenteil, die Menschen haben Angst, dass die von Aserbaidschan geforderte Landverbindung, der Zangezur-Korridor, zur Enklave Nachitschewan im Süden Armeniens zu einem weiteren Krieg führen könnte. Käme der, wäre das eine Katastrophe.“ Das tiefgläubig christlich Land sei bereits jetzt am Rande seiner Belastungsfähigkeit: „Die Menschen benötigen Hilfe und keinen weiteren Krieg“, so der Referent klar und knapp. Denn es müssten außer der Integration der 100.000 Flüchtlinge aus Berg-Karabach auch die massiven sozialen und wirtschaftlichen Probleme Armeniens bewältigt werden.

Caritas international unterstützt die notleidenden Armenier unter anderem bei der Versorgung und Unterzubringung der weit über 100.000 Armenier, die den Beschuss, die Bombardierungen, das Einrücken der mordbereiten Truppen überlebt haben. Im Fokus der Helfer stehen besonders verletzliche und gefährdete Gruppe wie Schwangere, Kinder, Alte und Kranke, sowie Menschen mit Behinderungen. Mittlerweile wurde das Hilfsprogramm auf medizinische Versorgung, psychosoziale Betreuung und finanzielle Hilfen ausgeweitet „Diese Unterstützung muss ausgebaut werden und auf längere Sicht weitergehen“, fordert Thalhammer, denn die soziale und wirtschaftliche Integration der Menschen sowie deren Unterbringung würde noch einige Zeit dauern. Und dabei hält er sich in seiner Wortwahl noch sehr vornehm zurück, nennt nur die sozialen Aspekte – ganz wie es sich für eine wirklich gute Hilfsorganisation auch gehört.

Geht es nach den Nachbarn im Westen und im Osten, den moslemisch-radikalen Brudervölkern Türkei und Aserbeidschan, könnte die Fortsetzung dessen, was 1915 geschah, zur entsetzlichen Realität werden. Damals war es ein Völkermord, der binnen eines Jahres mindestens anderthalb Millionen Armenier zu Opfern moslemischer Morde machte. Und wer hat eigentlich gesagt, dass dieser Völkermord je aufgehört hat? Es sieht so aus, als sei alte Ziel, alle Armenier um ihres christlichen Glaubens willen restlos zu töten oder zu vertreiben, nach wie vor die brutale Grundlage des Handelns. Und als nächstes soll mit blutigen moslemischen Schwertern – und türkischen Panterkanonen – eine Landbrücke geschlagen werden, mitten durch den Süden Armeniens, hinüber nach Nachitschewan. Die so entstehende neue südliche Enklave Armeniens wäre dann unweigerlich früher oder später das „neue Bergkarabach“. Die geplante Landbrücke ist – so klar muss es gesagt werden – der Versuch, eine neue Christenverfolgung zu provozieren.

Der Westen Armeniens, in dem auch die Kathedrale von Ani als Ruine in einer Wüste steht, wo sich einst armenische Stadtviertel mit ihren Gärten erstreckten, heißt heute „Ostanatolien“ – von der Türkei selbstverständlich beansprucht. Das historische Südostarmenien, das nur durch einen Verwaltungsakt zu Sowjetzeiten, als Aserbeidschan wie Armenien zur UdSSR gehörten, überhaupt an den moslemischen Nachbarn fiel, ist, wie eingangs geschildert, unter entsetzlichem Leid jüngst entvölkert worden. Armenien bräuchte, um einen Blick übeer die Grenzen hinaus zu werfen, sehr schnell weit mehr Unterstützung als Israel. Ob die je kommen wird? Falls das nicht geschieht, wird der Völkermord an den Armeniern weitergehen. Gott helfe der ältesten christlichen Nation au Erden!

Über Sebastian Sigler 92 Artikel
Der Journalist Dr. Sebastian Sigler studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bielefeld, München und Köln. Seit seiner Zeit als Student arbeitet er journalistisch; einige wichtige Stationen sind das ZDF, „Report aus München“ (ARD) sowie Sat.1, ARD aktuell und „Die Welt“. Für „Cicero“, „Focus“ und „Focus Money“ war er als Autor tätig. Er hat mehrere Bücher zu historischen Themen vorgelegt, zuletzt eine Reihe von Studien zum Widerstand im Dritten Reich.