PRESSEERKLÄRUNG – Der in Allmannshofen bei Augsburg ansässige Tierrechtsverein Rüsselheim e.V. hat nach einem schwerwiegenden Tierschutzskandal im Harz die das Martyrium überlebenden Schweine übernommen, die nach einer Kontrolle auf einem Hof mit Schlachtbetrieb in Eisleben im Landkreis Mansfeld-Südharz vom Veterinäramt beschlagnahmt wurden.
Der Betrieb war im Februar 2024 bundesweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem Tierschützer Videoaufnahmen veröffentlicht hatten, die verheerende Zustände auf dem Betriebsgelände dokumentierten: Verwahrloste und halbverhungerte Tiere ohne Wasser zwischen den verwesenden Körpern von Gänsen, Hühnern, Kaninchen und insgesamt 20 Schweinen, die mutmaßlich verdurstet und verhungert waren. Überall fanden sich Knochenreste und tierisches Gewebe. Anwohner hatten von unerträglichem Gestank berichtet.
Daraufhin wurde der Schlachtbetrieb durch das Veterinäramt gestoppt und weitergehende behördliche Maßnahmen eingeleitet. Unter anderem stellte der Landkreis Mansfeld-Südharz Strafanzeige gegen den Unternehmer wegen Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und das Lebensmittelrecht. Eine komplette Schließung des Betriebes und ein Tierhalteverbot werden derzeit geprüft. Die zehn noch lebenden Schweine, die sich in verheerendem Zustand befanden, wurden in einem landwirtschaftlichen Betrieb zum Aufpäppeln untergebracht. Für ein Tier kam jedoch jede Hilfe zu spät, es verstarb kurz nach der Sicherstellung.
Zwischenzeitlich bemühte sich das Veterinäramt um einen Gnadenplatz und wandte sich dabei an den Verein Rüsselheim e.V. „Bei mir hat sich das Veterinäramt gemeldet und um Aufnahme einiger Schweine aus schlechter Haltung gebeten“, erzählt die Vereinsvorsitzende Doris Rauh. „Eigentlich haben wir derzeit für neue Rettungen keine Kapazitäten, nachdem die derzeitige Wirtschaftslage leider auch uns schwer getroffen hat. Aber als wir von den Hintergründen erfuhren, konnten wir nicht mehr ablehnen.“
Der Verein Rüsselheim e.V. wurde 2009 gegründet und rettet seit 15 Jahren insbesondere von der Tötung bedrohte oder misshandelte Nutztiere. Mittlerweile leben in Obhut der in Deutschland größten Nutztierrettungsorganisation auf 30 Pflegeplätzen im ganzen Bundesgebiet etwa 2.000 Tiere, darunter 850 Rinder, 450 Schweine sowie 400 Schafe und Ziegen.
„Die Vorstellung, dass die Tiere nach diesem entsetzlichen Martyrium nur aufgemästet werden, um nach kurzer Zeit auf einem anderen Schlachthof ihr Leben zu lassen, ist einfach unerträglich und zynisch“, erklärt Doris Rauh weiter. „Wir freuen uns, dass das Veterinäramt dies offensichtlich genauso sieht. Jetzt hoffen wir natürlich, dass wir genug Menschen finden, die uns finanziell helfen, die Schweine zu versorgen und sie für all das Erlittene zu entschädigen, so gut wir können.“
Nun sind die neun Tiere, die in den vergangenen zwei Monaten zu Kräften kommen konnten, auf einem der Lebenshöfe des Tierrechtsvereins Rüsselheim e.V. bei Nördlingen angekommen. Vorher wären die Tiere nicht transportfähig gewesen. Ein kleineres Schwein konnte bis vor wenigen Tagen noch nicht einmal stehen.
„Die Tiere schätze ich auf vier bis zehn Monate“, berichtet Doris Rauh, „aber vielleicht sind sie auch älter. Der Hunger wird ihr Wachstum stark ausgebremst haben, deshalb ist das schwer zu schätzen. Nachdem sie nun zwei Monate genug Nahrung hatten, sehen sie besser aus als erwartet. Ein größerer Eber ist noch etwas mager und ein kleineres Tier auffällig geschwächt. Es hält sich auch etwas abseits der anderen und versteckt sich im Stroh. Wir hoffen sehr, dass die Tiere diese Chance, die sie nun bekommen, für sich nutzen können. Aber realistisch gesehen sind die Schweine durch die Entbehrungen so geschädigt, dass sie wahrscheinlich kein so hohes Alter erreichen werden wie Tiere, die jung und diesbezüglich ungeschädigt auf Lebensplätzen ankommen. Wir werden aber nach besten Kräften versuchen, dass sie noch einige gute Jahre bei uns erleben können.“