Opfer, judenverfolgung, holocaust An sie wird am 17. Mai bei einer Gedenkveranstaltung in der Schule erinnert. Teilnehmen werden Oberbürgermeister Dieter Reiter und Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Im Anschluss werden Erinnerungszeichen an den früheren Wohnorten der Ermordeten unter ihnen angebracht. Die Schülerinnen und Schüler haben sie beantragt, um das Schicksal dieser acht Münchnerinnen und Münchner in der Stadtgesellschaft sichtbar werden zu lassen: Ilse und Otto Gugenheim (Donnersbergerstraße 9), Frida und Benedikt Frank (Ysenburgstraße 7), Oskar und Meta Fleischhacker (Leonrodstraße 33) sowie Adolf Abrahm und Berta Lea Richard (Pettenkoferstraße 37).
Die Schülerinnen und Schüler konnten sich in dem W-Seminar „Jüdisches Leben im Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg“ mit Debatten der Erinnerungskultur in Deutschland auseinanderzusetzen, selbst in verschiedene Archive gehen und unter Anleitung von Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München die Biografien von jüdischen NS-Opfern erforschen. Viele hatten als Ausgangspunkt kaum mehr als den Namen, Geburts- und Sterbedatum sowie wenige offizielle Dokumente. Zum Leben einiger dieser Menschen fanden sich jedoch auch persönliche Dokumente und Berichte, die es ermöglichten, die Lebensgeschichten aus der Sicht der Opfer nachzuerzählen. Das Ausmaß der Verbrechen während der NS-Diktatur wurde den Schülerinnen und Schülern durch diese emotionale Auseinandersetzung mit den Schicksalen der Menschen anders bewusst als im regulären Geschichtsunterricht.
Stimmen dreier Schülerinnen
„Für mich gab es immer wieder Momente, in denen ich von allem überwältigt kurz eine Pause einlegen musste, bevor ich weiterarbeiten konnte. Es ist uns ein großes Anliegen, der Opfer durch die von uns erarbeiteten Biografien gedenken zu können und auf deren Einzelschicksale aufmerksam zu machen.“ (Clara Lipp)
„Vor allem der frühere Wohnort im Viertel unserer Schule ermöglichte mir einen emotionalen Bezug, was mich beim Schreiben der Biografie besonders bewegte.“ (Marlene Waldmann)
„Meine Arbeit beim Verfassen der Biografie von Frida Frank ist mir emotional nicht leichtgefallen und bedeutet mir sehr viel. Allein die Tatsache, dass ein paar weitere Namen als Menschen und nicht als ,eines von vielen Opfern‘ erinnert werden, macht mich ausgesprochen stolz.“ (Amélie Beij)
Programm am Freitag, 17. Mai
13.30 Uhr
Gedenkveranstaltung im Städt. Käthe-Kollwitz-Gymnasium (Mensa)
Nibelungenstraße 51
mit Oberbürgermeister Dieter Reiter, Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch (Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern), Schulleiter Gerhard Tietz sowie Schülerinnen und Schülern des W-Seminars Erinnerungskultur
Anbringung der Erinnerungszeichen an den ehemaligen Wohnorten
mit Lesung der Biografien
ca. 14.45 Uhr
Donnersbergerstraße 9
für Ilse und Otto Gugenheim
mit Anna Hanusch (Bezirksausschuss 09 – Neuhausen-Nymphenburg)
ca. 15.15 Uhr
Ysenburgstraße 7
für Frida und Benedikt Frank
ca. 15.45 Uhr
Leonrodstraße 33
für Oskar und Meta Fleischhacker
ca. 16.30 Uhr
Pettenkoferstraße 37
für Adolf Abrahm und Berta Lea Richard
mit Dr. Barbara Turczynski-Hartje (Bezirksausschuss 02 – Ludwigvorstadt-Isarvorstadt)
Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.