Acht Premieren kündigten Staatsintendant Nikolaus Bachler und Generalmusikdirektor Kirill Petrenko für die kommende Bayerische Staatsopern-Saison an. Das will was heißen. Noch dazu, dass Kirill Petrenko, erklärter Publikums- und Presse-Liebling spätestens seit seinem spektakulären „Ring“-Dirigat am Haus (Bayreuth entlässt ihn in dieser Funktion erst nach den diesjährigen Festspielen) sich zwei davon selbst vornimmt: „South Pole“ von Miroslav Srnka (Uraufführung am 31. Januar) und Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ (16. Mai). Ehrfurcht empfindet der gebürtige Russe aus Omsk, „am Entstehungs-Ort“ zur musikalischen Realisierung berufen zu sein. Kirill Petrenko wird aber auch Wiederaufnahmen dirigieren: „Ariadne auf Naxos“, „Die Walküre“, „Götterdämmerung“, „Der Rosenkavalier“ und „Tosca“. Überraschung: Unter dem GMD gibt es auch eine (im 2. Akt „etwas anderere“) „Fledermaus“. Hierzu lotste man Salzburgs „Jedermann“ Cornelius Obonya als neuen Frosch nach München. Die restlichen 38 Repertoire-Vorstellungen in 2015/16 dirigieren keine geringeren Pult-Stars als beispielsweise Bertrand de Billy („Dialogues des Carmélites“), Paolo Carignani („Norma“), Dan Ettinger („Carmen“), Asher Fisch („Werther“) Tomas Hanusz („Hänsel und Gretel“) oder Simone Young („Elektra“). Dirigenten der noch nicht genannten Premieren: Omer Meir Wellber („Mefistofele“ von Arrigo Boito, 24. Oktober, Regie: Roland Schwab, Titelpartie: René Pape), Vladimir Jurowski („Der feurige Engel“ von Sergej Prokofjew, 29. November, Regie: Barrie Kosky mit Evgeny Nikitin und Evelyn Herlitzius), Ivor Bolton („Les Indes galantes“ von Jean-Philippe Rameau, 24. Juli, Regie/Choreographie: Sidi Larbi Cherkaoni mit Anna Prohaska), Zubin Mehta („Un ballo in maschera“ von Giuseppe Verdi, 6. März, Regie: Johannes Erath, mit Harteros, Beczala und Keenlyside), Oksana Lyniv („Albert Herring“ von Benjamin Britten, 5. April, Produktion des „Opernstudios“) sowie de Billy mit der seit 100 Jahren in München fehlenden Oper „La Juive“ von J. F. Halévy (Regie: Calixto Bieito, 26. Juni, mit Roberto Alagna, Kristine Opolais und John Osborn).
Die mit fast 99 Prozent Auslastung im vergangenen Jahr bei 466 Vorstellungen in der anstehenden Spielzeit und 130 000 Internet-Usern bei (im Gegensatz zu Wien) kostenlos zu nützenden Live-Übertragungen wirft sich die Bayerische Staatsoper als das wohl leistungsfähigste Opernhaus der Republik nicht zu Unrecht in die Brust. Und wenn man von Spitzen-Sängerinnen und Top-Sängern des Metiers redet, spielt die BSO ganz vorne an der Rampe mit: Jonas Kaufmann wird hier 2015/16 seinen ersten szenischen Stolzing, einen Radames und einen Cavaradossi, Wolfgang Koch seinen ersten Hans Sachs und Okka von der Damerau ihre erste Ulrica verkörpern. Anja Harteros wird Amelia, Tosca, Arabella, Ariadne und Marschallin sein, Thomas Hampson wird als Partner von Rolando Villazón (in der „Südpol“-Uraufführung) und der junge Tenor Benjamin Bruns als David und Belmonte zu erleben sein. Joseph Calleja ist der neue Münchner Boito-Faust und Anna Prohaska übernimmt die Doppelrolle der Phani/Fatime in der Rameau-Rarität „Les indes galantes“.
Ein, vielleicht sogar: das Bonmot für die außerordentlich spannende nächste Münchner Opernsaison zum Schluss: Der dann 80 Jahre zählende ehemalige BSO-GMD Zubin Mehta, der eines der insgesamt sechs Akademie-Konzerte leitet, wird – und er könne das kaum erwarten, wie er in einer Video-Zuspielung bei der Pressekonferenz vor laufender Kamera äußerte – zum ersten Mal in seinem Dirigentenleben Verdis „Maskenball“ dirigieren.
Fotos (Hans Gärtner):
Münchens künftiger „Fledermaus“-Frosch Cornelius Obonya und Publikumsliebling Anja Harteros,2015/16 am Nationaltheater in sechs Rollen zu erleben
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