Russischlehrer aus Ostpreußen – Dr. Bernhard Fisch in Thüringen verstorben

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In einem Seniorenheim bei Gera verstarb am 18.November der Russischlehrer Dr. Bernhard Fisch mit 94 Jahren. Geboren am 22. August 1926 in der Kleinstadt Willenberg, der 1723 das Stadtrecht verliehen worden war, im Landkreis Ortelsburg, wurde er im Zweiten Weltkrieg noch Soldat und geriet in Oberbayern in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Inzwischen waren seine Eltern aus Ostpreußen geflohen und kamen nach Thüringen, wo er noch einmal die Schule besuchte und das Abitur nachholte. Danach war er vier Jahre Lehrer an einer Erweiterten Oberschule in Suhl. Seit 1958 wohnte er in Stadtroda bei Jena, studierte Slawistik und schrieb seine Dissertation.

Um 1975 begann er, sich im Selbststudium umfassende Kenntnisse über seine Heimatprovinz Ostpreußen anzueignen. Dass das, obwohl er SED-Mitglied war, von den DDR-Behörden mit Missfallen beobachtet wurde, konnte er selbst erleben, als er in der Universitätsbibliothek in Jena westdeutsche Bücher über Ostpreußen bestellte, er bekam kein einziges! Als er später besuchsweise in Moskau war, bestellte er diese Bücher in der Lomonossow-Universität: er bekam alle, die er bestellt hatte! Als er vor dem Mauerfall mit seiner Frau Litauen besuchte, sah er am Flughafen von Kaunas, dass man von dort nach Königsberg in Ostpreußen fliegen konnte, obwohl die Oblast Kaliningrad Sperrgebiet war. Nach zwei Stunden in Königsberg wurden sie von der Miliz aufgegriffen und nach Kaunas zurückgeschickt, Folgen hatte das keine! In seiner Wohnung hing ein Bild des Königsberger Schlosses, was ihm seine SED-Genossen, die ihn besuchten, übelnahmen und ihn des „Revanchismus“ verdächtigten.

Nach dem Mauerfall 1989 hat er begonnen, Bücher zu schreiben, darunter allein vier über Nemmersdorf, ein kleines Dorf, südwestlich von Gumbinnen gelegen, wo die vorrückende „Rote Armee“ am 21. Oktober 1944 unter der einheimischen Bevölkerung ein Blutbad anrichtete (1997/1999/2003/2007). Zwei Bücher sind Josef Stalin und der Vertreibung der Deutschen gewidmet (2000/2005), eins „Inferno Ostpreußen“ (2015) dem Untergang einer deutschen Provinz 1945, und eins unter dem Titel „Galeere lebenslänglich“ (2011) trug den schönen Untertitel „Ein Ostpreuße in der DDR“. Es ist die Geschichte des Paul Mauruschat aus Ostpreußen, der nach 1945 in Thüringen seine ostpreußische Identität verbergen muss.

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Dr. Jörg Bernhard Bilke, geboren 1937, studierte u.a. Klassische Philologie, Gemanistik und Geschichte in Berlin und wurde über das Frühwerk von Anna Seghers promoviert. Er war Kulturredakteur der Tageszeitung "Die Welt" und später Chefredakteur der Kulturpolitischen Korrespondenz in der Stiftung ostdeutscher Kulturrat.