Als die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren ihr Regiment durch eine möglicherweise kosmische Katastrophe abgegeben hatten, förderte gerade diese Katastrophe die Bildung neuen Lebens, denn die Evolution hat die freigewordenen Nischen relativ schnell wieder besetzt. Das förderte den Siegeszug der Säugetiere und die Entwicklung des Menschen. Kleinere Organismen kommen eher mit veränderten Lebensbedingungen zurecht, seien sie auch noch so unwirtlich. Dies bezeugen auch die nachgewiesenen Massensterben in den Zyklen der Erdgeschichte. Vor gar nicht allzu langer Zeit, vor 74.000 Jahren, brach der Supervulkan Toba auf Sumatra aus. Die Auswirkungen waren verheerend für die Flora und Fauna zu jener Zeit. Seine Asche blockierte für sehr lange Zeit das Sonnenlicht. Vor 74.000 Jahren aber existierte bereits der Homo sapiens in Afrika, der Neandertaler streifte in Europa umher. Wie ist es denen damals wohl ergangen? Verursachte diese Katastrophe eine Art genetischen „Flaschenhals“, in dem nur wenige Homo sapiens überlebt und anschließend auf ihrem Weg nach Europa und Asien die dort ansässigen Gattungen verdrängt haben? Diese Annahmen stützen sich auch auf die Berechnungen zur Mutationsrate und die Nachverfolgung der mitochondrialen DNA.
Massensterben gab es aber auch schon in wesentlich früheren Zeiten der Erdgeschichte. Vor 225 Millionen Jahren verursachten reihenweise Vulkanausbrüche die Auslöschung von rund 96% der Meeresbewohner und 70% der Landlebewesen. Durch Untersuchungen der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Meishan (China) und den Datierungen am Massachusetts Institute of Technology (USA) wurde festgestellt, dass diese Epoche lediglich 60.000 Jahre andauerte, erdgeschichtlich gesehen ein Klacks. Vulkanfelder ähnlichen Ausmaßes wurden im Juni 2014 im australischen Lakarindji auf 510 Millionen Jahre datiert, was sich ebenfalls mit einem Massenaussterben deckt, bei dem etwa die Hälfte allen Lebens auf der Erde ausgelöscht wurde. Wollen wir also hoffen, dass der Supervulkan unter dem Yellowstone Nationalpark weiter vor sich hinschlummert.
Wie schaut es mit den frühen menschlichen Zivilisationen aus? Wie oft waren sie Opfer kataklystischer Vorgänge und wie oft musste die menschliche Spezies wieder von vorn beginnen? Zahlreiche Entdeckungen menschlicher Spuren aus dunkelster Vergangenheit deuten auf die Existenz mindestens einer Menschheit vor unserer Menschheit hin. Heute lässt sich nicht genau datieren, wann und wo die ersten hoch entwickelten Kulturen auf der Erde auftauchten. Die zahlreichen Überlieferungen zeigen uns eine unerschöpfliche Datenfülle über untergegangene Zivilisationen mit fortschrittlichem Wissen, die in der ewigen Zeit verschollen sind. Sie berichten von Hyperborea, Atlantis, dem Königreich Punt, Agartha oder von Gondwana, Mu und Lemuria. Diese zahlreichen Hinweise auf verlorene Kulturen sollten uns unbedingt zu Nachforschungen anregen.
Auf der Erde scheinen sich großartige Kulturen in der Entstehung von blühenden Hochzivilisationen im Auf- und Niedergang abgewechselt zu haben. Viele aufstrebende Gesellschaften verschwanden im Laufe der Geschichte von der Bildfläche. Vielfach blieben lediglich unbewohnte, geisterhafte Stätten zurück, die von ihrer vielfältigen Vergangenheit zeugen und den Widerhall längst vergangenen Lebens repräsentieren.
Gehen wir auf die Suche nach den Ursprüngen der Menschheit, die wir – so scheint es mir – niemals lückenlos aufklären werden können, da die Zeiträume so immens groß sind, dass wir in vielen Fällen nur noch von Urerinnerungen an vergangene Zivilisationen haben, die einst auf diesem Planeten weilten.
Die moderne Archäologie kann die letzten 5.000 Jahre der Menschheitsentwicklung relativ gut rekonstruieren. Bei Ereignissen, die weiter zurück reichen, gibt es kaum noch gesicherte Erkenntnisse. Hier mischen sich Fakten mit Spekulationen, doch es gibt neben uralten Legenden und Erzählungen auch hin und wieder greifbare Hinweise, die die Existenz und Vernichtung von Kulturen dokumentieren, die wesentlich älter waren. Als älteste Zivilisation galt bislang Mesopotamien vor rund 5500 v. Chr., zudem die Harappa-Kultur in den nordwestindischen Regionen. Dazu gehören auch die berühmten Ruinenstädte Mohenjo-Daro, Harappa und Dhoavira. Schon diese Städte hatten eine gut durchdachte Struktur mit geradlinigen Straßen, sanitären Anlagen und ausgefeilter Kanalisation. Überlegungen keimten auf, dass es ein bedeutendes fehlendes Bindeglied zwischen den prähistorischen Jägern und Sammlern und der Harappa-Kultur gegeben haben muss. Doch ein weiteres Beispiel für die Existenz und Auslöschung alter Kulturen führt uns nach Indien.
Badrinaryan, Geologe am National Institute of Ocean Technology (NIOT) in Indien, ist ein Fachmann auf dem Gebiet der mysteriösen Harappa-Kultur, auch Industal-Kultur genannt, die in der Zeit von 5300 bis 2800 v. Chr. in der Region erblühte, in der das heutige Pakistan und Indiens Nordwesten liegen.
Als der Geologe allerdings die Entdeckungen am Golf von Khambhat genauer in Augenschein nahm, präsentierte sich ein Beleg für die Existenz einer prähistorischen, im Meer untergegangenen Zivilisation, die durch ein Ansteigen des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit überflutet wurde.
Während mehrerer archäologischer Exkursionen im Gujarat am Golf von Khambhat entdeckten Badrinaryan und sein Team mittels Sonar quadratische und rechteckige Formationen in geometrischer Anordnung und stießen auf Paläokanäle von Flussbetten unter Wasser, also Ausläufe der heutigen Hauptflüsse dieser Region. Es ist heute eine anerkannte Tatsache, dass während der letzten Eiszeit die Meere weltweit schrumpften und der Meeresspiegel um etwa 18000 v. Chr. circa 130 Meter unter seinem heutigen Niveau lag. Also folgerte Badrinaryan daraus, in der Nähe der heutigen indischen Küstenregionen nach untergegangenen Zivilisationen zu suchen. Und er wurde fündig.
Anhand der Datierungen von Keramiken und anderen geborgenen Relikten konnte eine Präsenz des Menschen in der Region des Golfes nachgewiesen werden, die über 30.000 Jahre zurückreicht, also lange vor dem letzten Eiszeit-Maximum vor 18.000 Jahren. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Menschen vor rund 20.000 Jahren damit begonnen hatten, Ton für Keramik zu brennen, vor 13.000 Jahren bereits mit einer organisierten, sesshaften Lebensweise begannen, planmäßige Wohnstätten errichteten und durchdachte Städte mit sanitären Anlagen planten. Also gab es mindestens vor 13.000 Jahren eine dauerhafte Zivilisation am Golf von Khambhat. Spuren von starken Erdbeben und anderen Kataklysmen ergaben den Nachweis, dass bei einer Katastrophe vor rund 7.600 Jahren das Ende der Zivilisation am Golf von Khambhat eingeläutet wurde. Auch spätere Siedlungen wurden abermals verwüstet oder überschwemmt.
Interessanterweise berichten alte Volkslieder der regionalen Kacchi-Mundart von vier großen Städten in der Nähe des Golfs, die zu prähistorischer Zeit existiert haben sollen. Dies waren allem Anschein nach Mohenjo-Daro, Harappa, Dholavira und die Metropole am Golf von Khambhat, offensichtlich die größte und älteste von ihnen. Handelt es sich bei der untergegangenen Metropole am Golf von Khambhat gar um die Überreste der einst ruhmreichen Stadt Dvaraka? Zeitlich und regional zumindest lassen sich die beiden Städte in einen Konsens bringen. Dvaraka wird im Mahabharata explizit als Herrschaftssitz des Gottes Krishna beschrieben. Die Stadt soll völlig überflutet worden und im Meer untergegangen sein, wenn man den Beschreibungen Arunjas, des bevorzugten Schülers Krishnas, im Epos Mahabharata glauben darf. Die damaligen Menschen müssen sich nach dieser Katastrophe am Golf von Khambhat über die anliegenden Gebiete ausgebreitet haben, um dann die uns heute bekannte Harappa-Kultur zu gründen und ihre Zivilisation fortzuführen. Somit handelt es sich bei der untergegangenen Zivilisation an der heutigen Golfregion um den Vorläufer der geschichtlich bekannten Harappa-Zivilisation. Also eine prähistorische Zivilisation im Golf von Khambhat, die vor über 13.000 Jahren existierte und somit die weltweit älteste Stadt repräsentieren könnte, die sogar 7.500 Jahre älter sein muss als die älteste mesopotamische Stadt.
Mittlerweile gehört es in Fachkreisen zu einer gesicherten Annahme, dass das Abschmelzen der Eiszeitgletscher vor etwa 25.000 Jahren begann und vor rund 13.000 Jahren mit dramatischen Klima-schwankungen endete, die in einer weltumspannenden Katastrophe endete und eine Flutwelle auch durch die Straße von Gibraltar in das Mittelmeer einbrach. Der Einschlag eines gewaltigen Impakt-körpers ist hier ebenfalls in Erwägung zu ziehen.
Welche hoffnungsvolle Kultur wurde am Golf von Khambhat in Indien ausgelöscht? Immer mehr scheint sich zu bestätigen, dass uralte Hochkulturen schon lange vor der Sintflut weltumspannend existierten und die Welt nachhaltig prägten. Doch die Menschen haben solche Kataklysmen überlebt, haben sich neune Lebensraum gesucht und sich erneut weiterentwickelt. Solche Katastrophen waren also für das eine Volk Verderben, für andere eine Chance auf einen Neuanfang. Offensichtlich folgt der Mensch einem Gesetz der Natur, das bereits viele Lebewesen vor Ihnen erfolgreich absolvierten. Das gilt für die Massensterben vor Millionen von Jahren ebenso wie jene Katastrophen, die menschliche Kulturen auslöschten.
Ein besonderes Beispiel für diesen beeindruckenden Überlebenswillen der Natur ist die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986. Sie bedeutete für viele Lebensformen in der unmittelbaren Nähe das Ende. Nicht aber für Prokaryonten, die sich für gewöhnlich selbst in den Kühlwasserkreisläufen der Atomkraftwerke finden lassen. Prokaryonten, das sind radiophile Organismen, die ionisierte Strahlung nutzen, um sie mit Hilfe von Melanin in Nahrung umzuwandeln. In Tschernobyl hat sich aus diesen Extremophilen ein schwarzer Belag an den Wänden des zerstörten Reaktors gebildet. Diese Mikroben halten also scheinbar alles aus.
Aber Tschernobyl ist auch ein Paradebeispiel für die Effizienz von höherem Leben. Bereits zwei Jahrzehnte nach der Katastrophe ist das Leben in die ehemalige Todeszone, ein Radius von 30 km um den Reaktor, zurückgekehrt. Beispielsweise sind in den zerstörten Kiefernwäldern nun Birken zuhause, denn diese Bäume haben verglichen mit den Koniferen ein deutlich kleineres Erbgut, dadurch sind sie besser vor den schädlichen Mutationen geschützt. Sogar Vögel haben sich physiologisch an die unwirtlichen Bedingungen angepasst. Immerhin ist die Strahlenbelastung nach wie vor tausendfach erhöht. Es blüht und gedeiht also in der ehemaligen Sperrzone. Wie diese Lebewesen der Strahlenbelastung trotzen, ist derzeit Gegenstand aktueller Forschungen. Demnach würde sogar ein Atomkrieg auf der Erde nicht das gesamte Leben auslöschen, denn schon die Extremophilen würden einfach wieder von vorn beginnen. Mit anderen Worten bedeutet das, dass diese Welt immer belebt sein wird, zumindest solange die Sonne scheint.
Und was lehren uns die Stätten der Vergangenheit? Nicht mehr und nicht weniger als die unumstößliche Tatsache, dass alles, was wir heute geschaffen haben, lediglich eine Momentaufnahme in den unendlichen Abläufen der Zeit ist. Unsere Zivilisation, unsere kulturellen Errungenschaften und unsere kleingeistigen Zankereien sind nur ein Wimpernschlag im großen Universum. Vielleicht hilft uns heute ein wenig mehr Demut, das Leben und das Zusammensein mit unseren Liebsten ganz bewusst zu genießen.