Die Steinkirche Scharzfeld – Uralte Kultstätte und Felshöhle aus der Steinzeit

Der große Höhleneingang der Steinkirche, rechts daneben die in den Felsen geschlagene Kanzel, links eine Nische.

Wenn man die interessanten Ziele rund um den Harz besucht, darf der Abstecher zur Steinkirche nicht fehlen. Ein kleines Plateau im oberen Drittel des ca. 50m hohen Hanges ist von 2 Seiten von Dolomitfelsen und zur Hangseite von 3 alten Eichen begrenzt. Die Höhle liegt oberhalb von Scharzfeld. Es handelt sich um eine rundbogige Höhle in einem Dolomitfelsen. Die Höhle ist etwa 28 m lang, rund 6 bis 8 m hoch und ebenso breit.

Schon den Menschen vor über 15.000 Jahren, die letzte Kaltzeit neigte sich dem Ende, bot sie Schutz. 1926 fand man bei Ausgrabungen eine Feuerstelle mit Bratenplatte und Werkzeugen der Jäger aus jener Zeit. Bei den Funden handelte es sich außerdem um Feuersteinmesser, eine Knochennadel und Tierknochen. Aufgrund vergleichbarer Funde in Frankreich ließen sich die Fundstücke Rentierjägern in einer späteiszeitlichen Umgebung zurechnen. Sie hatten sich hier einen Rastplatz geschaffen. Überall in der Höhle finden sich noch Spuren menschlicher Bearbeitung.

Auch später wurde die Höhle von Jägergruppen für kurze Aufenthalte genutzt, so u.a. von mittelsteinzeitlichen Waldjäger um 5.000 v. Chr. und Menschen während der vorrömischen Eisenzeit um 500 v. Chr. Später verwendeten die Germanen die Höhle vermutlich als „Kultstätte“.

Vor rund 1000 Jahren wurde die Klufthöhle zu einer frühchristlichen Kirche mit bis heute erhaltener Kanzel, dem Altar und dem Weihwasserbecken umgebaut. Einer Überlieferung nach existiert sie angeblich bereits seit dem Jahre 732 und wäre damit die älteste Kirche im Harz. Der Altarplatz, die Kanzel und die Weihwassernische stammen aus dieser Epoche.  Der Vorplatz wurde zwischen 900 und 1500 n.Chr. u.a. als Friedhof für mehr als 100 Menschen genutzt. An der südlichen Wand der Höhle befindet sich auch ein verschlossener Zugang zu einen Gangsystem, das mehrere Abzweigungen hat, die sich 8 bzw. 10 m weit fortsetzen.

Der Verein „Höhlengruppe Nord e.V. bezeichnet die Steinkirche als „das Avalon des Harzes“, weil man sich ein wenig an den Aufstieg bei Glastonbury in England erinnert fühlt, dem angeblichen Avalon. Der Verein würdigt die Steinkirche als einzigartiges Naturdenkmal.

Überall findet man Reste von Räucherstäbchen und Kerzen, diese zeugen davon, dass immer noch Leute hierherkommen, um die Anziehungskraft dieses Ortes zu spüren. Auch die uralten moosbewachsene Bäume und die verträumten Aussichtsplätze laden den Besucher dazu ein, länger zu verweilen und die unmittelbare Umgebung der Steinkirche mit seiner magischen Stimmung einzufangen. Auch in der Höhle spürt man eine fast schon energiegeladene Atmosphäre, besonders im hinteren Teil in der Mitte der Höhle ist eine besondere Stimmung, wenn man zum Höhlenausgang hin blickt.

Von hier aus hat man auch einen schönen Blick auf das umliegende Gelände. Ein idealer Moment, um über die Sagen und Legenden rund um die Steinkirche zu sinnieren. So soll der Missionar Bonifatius im 8. Jahrhundert die Höhle mit einem hölzernen Hammer aus dem Felsen gehauen haben. In der nahegelegenen Oder habe er Heiden getauft.

Eine weitere Legende bringt als Fabeltier ein Einhorn ins Spiel, nach dem die bei Scharzfeld gelegene Einhornhöhle benannt ist. In der höhlenartigen Steinkirche habe in heidnischer Zeit eine alte und weise Frau gelebt, die wahrscheinlich als Wahrsagerin Ratsuchenden geholfen habe. Eines Tages habe sie ein Mönch in schwarzer Kutte in Begleitung fränkischer Krieger vertrieben. Ein Einhorn soll sie vor ihren Verfolgern geschützt haben. Die Frau schloss sich der Hexengemeinde an. Danach sei der schwarze Mönch in einem Erdloch verschwunden, was zur Entdeckung der Einhornhöhle geführt habe.

Die sehenswerten Naturdenkmäler Steinkirche und auch die Einhornhöhle sollte man sich nicht entgehen lassen. Sie lassen sich bequem an einem Tag besuchen, doch lohnt es sich durchaus, hier mehr Zeit zum Verweilen einzuplanen.

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Über Roland Roth 15 Artikel
Roland Roth, Jahrgang 1971, ist seit vielen Jahren Autor von populärwissenschaftlichen Artikeln in verschiedenen Fachzeitschriften und Anthologien. Sein neues Buch trägt den Titel „Merlins Garten – Mythen, Megalithen und vergangene Welten“. Etliche Reisen und Recherchen an mystischen Plätzen und vergessenen Orten sind seine besondere Leidenschaft. Darüber hinaus ist Roland Roth ein großer Hundefan und engagiert sich in der Altenhilfe.