Niemand kennt das wahre Alter der Menhire. Die nicht wenigen Standortwechsel erschweren die heutigen Nachforschungen. Ob die langen Steine von unbekannten Baumeistern der jüngeren Steinzeit errichtet worden sind oder von weitaus älteren Epochen stammen, ist letztlich aber ungewiss.
Der Gollenstein von Blieskastel im Saarland leitet seinen Namen von „colus“, d.h. Spinnrocken, ab und ist mit 7 Metern der größte Menhir Mitteleuropas. Im Gegensatz zu seinen großen Verwandten in der Bretagne, die gewaltigen Steinreihen von Carnac, trotzt der Menhir von Blieskastel ganz allein der Zeit.
Wie bei der überwiegenden Zahl der megalithischen Bauwerke sind Ursprung und Zweck der Menhire weitgehend unbekannt und oft werden sie als Markierungspunkte gedeutet. Allgemein wird daher angenommen, dass seine Entstehung in der Jungsteinzeit mit einem Sonnenkult in Verbindung steht oder astronomischen Zwecken diente. Der Gollenstein hat seltsame Einkerbungen an der Spitze, die Historiker auch mit dem Phalluskult in Zusammenhang bringen. An dem Stein finden sich auch Bearbeitungsspuren neueren Datums, wie beispielsweise die vermutlich im Mittelalter eingemeißelte Heiligennische.
Im Zweiten Weltkrieg hatten die Anwohner von Blieskastel Angst, der gewaltige Brocken könnte als Zielpunkt für die französische Artillerie dienen. Man versuchte kurzerhand, ihn umzulegen, allerdings zerbrach er dabei in drei Teile und beim heute wieder aufgerichteten Stein lässt sich dadurch kaum noch die menschliche Figur ausmachen, die rechts unterhalb der Nische schwach erkennbar ist. Handelte sich bei dieser Darstellung um den keltischen Wettergott Taranis, wie einige Altertumsforscher vermuten?
Heute ist er für jeden Besucher ein imposanter Anblick, wie er sich ehrfurchtgebietend gen Himmel streckt. Er ist stummer Zeuge einer Steinzeit, die uns bis heute jede Menge Rätsel aufgibt.