Richtlinien und Normen für die visuelle Gestaltung

Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympischen Spiele in München 1972

Olympiapark München. Bild von Jensino Birnini auf Pixabay

Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympischen Spiele in München 1972. Richtlinien und Normen für die visuelle Gestaltung, Niggli, Salenstein/Schweiz 2019, ISBN: 978-3-7212-0999-0, 78 EURO (D)


Bis heute gilt München 1972 als das erfolgreichste Designprojekt aller Olympischen Spiele. Otl Aicher (1922-1991) den Auftrag, mit seinem Design die „heiteren und leichten“ Olympischen Spiele München 1972 zu gestalten. Er reduzierte visuelle Kommunikation und das Corporate Design im Sinne des Bauhauses auf das Wesentliche: den Gebrauch. Alles sollte gestaltet werden können und sich zu einem Erscheinungsbild zusammenfügen, das nicht nur einheitlich aussah, sondern auch den gleichen Geist ausstrahlte, über alle Medien und alle Orte hinweg. Dies ist der erste Nachdruck des 1967 fertiggestellten Handbuchs Aichers. Alle Texte des Ringbuchs im Originalstil mit 22 Ausklappblättern und mit Booklet sind in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch erschienen. 

In einem himmelblauen Ringordner gemäß einer der damaligen Olympia-Farben werden alle sichtbaren Informationsträger im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen dargestellt. In 22 ausklappbaren Tafeln werden das offizielle Emblem, Farben, Schriftart, das typografische System, die Standartformate, das Maskottchen Waldi und die Ordnungsregeln sichtbar. Ein in drei Sprachen (Englisch, Französisch und Spanisch) gehaltenes Begleitheft zu den Tafeltexten liegt der Ausgabe bei.

Der aufwändige Nachdruck der Richtlinien und Normen für die visuelle Gestaltung durch Aicher und sein Team ist gelungen. Hier wird ein einheitliches Muster von Farben, Formen, Schriften und Abbildungen in der Retrospektive nochmal nachvollziehbar. Dies vom Original gescannte Designsystem war damals bahnbrechend. Nicht umsonst war Aicher einer der wichtigsten deutschen Designer der Nachkriegszeit und Begründer eines international verwendeten Systems von Piktogrammen. Dies kommt hier nicht genug heraus. Eine kurze Einordnung der Designprinzipien Aichers und seines Teams für die weitere Gestaltungsgeschichte ab den 1970er Jahren und eine entsprechende Würdigung wäre wünschenswert gewesen.  


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Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.