Das Kolleg Friedrich Nietzsche der Klassik Stiftung Weimar setzt seine Reihe großer Vorlesungen fort und hat in diesem Jahr den Sozialphilosophen Hans Joas als Distinguished Fellow nach Weimar eingeladen.
Vom 4. bis 12. Juli 2018 präsentiert Hans Joas in vier Vorlesungen in Weimar, Jena und Erfurt neue Ergebnisse seiner Forschung zu einer Globalgeschichte des moralischen Universalismus unter dem Titel »Religion und Imperium. Zur Geschichte ihrer Verschränkung im 20. Jahrhundert«. Der Begriff »moralischer Universalismus« bezeichnet philosophische und religiöse Versuche, die Berücksichtigung des Wohls aller Menschen zum Orientierungspunkt moralischer Entscheidungen zu machen. Eine globalgeschichtliche Betrachtung zielt auf die Überschreitung von historischen Einzelhorizonten, wie dem des Christentums, Europas oder des Westens.
Zuerst stellt Hans Joas in seinen Vorlesungen die Theorie einer »Genealogie des moralischen Universalismus« in Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsche, Max Weber und Ernst Troeltsch vor. Anschließend demonstriert er anhand von drei Fallstudien, welche Erklärungskraft eine solche politische Soziologie der Religion besitzt. Eine Theorie, die Macht und Heiligkeit, Religion und Politik auf engste aufeinander bezieht, ohne dabei deren jeweilige Eigenständigkeit zu ignorieren. Neben der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Martin Luther King betrachtet Hans Joas in diesem Zusammenhang auch Mahatma Gandhi und die antikoloniale Bewegung in Indien sowie die »Kulturrevolution« Mao Tse-Tungs und den Kampf gegen alle Religion in China.
Hans Joas, geboren 1948 in München, ist seit 2014 Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor für Religionssoziologie an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er zudem als Professor für Soziologie an der University of Chicago, deren Committee on Social Thought er angehört. Von den Universitäten Tübingen und Uppsala erhielt er Ehrendoktorate. Zu seinen Auszeichnungen gehören der Bielefelder Wissenschaftspreis (Luhmann-Preis) 2010, der Hans-Kilian-Preis 2013, der Max-Planck-Forschungspreis 2015 und der Prix Paul Ricoeur 2017. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher »Die Macht des Heiligen. Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung« (Berlin: Suhrkamp 2017) und »Beten bei Nebel. Hat der Glaube eine Zukunft?« (Streitgespräch mit Robert Spaemann, Freiburg: Herder 2018).
Die Vorlesungstermine im Überblick:
»Religion und Imperium. Zur Geschichte ihrer Verschränkung im 20. Jahrhundert«
Mittwoch | 4. Juli 2018 | 18 Uhr
Herzogin Anna Amalia Bibliothek | Studienzentrum (Bücherkubus)
Platz der Demokratie 4, Weimar
Freitag | 6. Juli 2018 | 14 Uhr
Friedrich-Schiller-Universität Jena | Astoria Hörsaal
Unterm Markt 8, Jena
Montag | 9. Juli 2018 | 18 Uhr
Ev. Augustinerkloster zu Erfurt
Augustinerstraße 10, Erfurt
Donnerstag | 12. Juli 2018 | 18 Uhr
Herzogin Anna Amalia Bibliothek | Studienzentrum (Bücherkubus)
Platz der Demokratie 4, Weimar