Der Leipziger Schillerverein (1840 bis 1948) steht im Zentrum eines Vortrags von Dr. Frauke Gränitz am 18. Juni, 18:30 Uhr, im Stadtarchiv Leipzig. Anlass ist der 250. Geburtstag Friedrich Schillers im November dieses Jahres. Der pünktlich zu diesem Schillerjubiläum archivisch erschlossene Nachlass des Schillervereins, der Dokumente von der Vereinsgründung 1842 bis zur Auflösung 1948 enthält, liefert vielfältige Aussagen zur Geschichte des Vereins und zu den literarischen und politischen Zielen seiner Gründer im Vormärz, zeigt aber auch die politische Instrumentalisierung der Schillerverehrung in den verschiedenen gesellschaftlichen Systemen, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Beziehungen zwischen Leipzig und Schiller sind eng. Mehrfach weilte der Dichter in Leipzig, schloss zahlreiche Bekanntschaften und schuf im heutigen Stadtteil Gohlis die erste Fassung der später durch Ludwig van Beethoven vertonten „Ode an die Freude“. Viele seiner Werke weisen als Verlagsort Leipzig aus. Schillerstraße, Schillerdenkmal und Schillerhaus sind im Stadtbild als sichtbare Zeugen der Erinnerung an den Dichter allgegenwärtig. Bereits 1840 organisierte der Theatersekretär, Demokrat und spätere Abgeordnete des Paulskirchen-Parlaments Robert Blum die erste Schillerfeier in Leipzig. 1842 gründete ein Sympathisantenkreis, der sich um ihn gebildet hatte, den „Schillerverein zu Leipzig“. In den bewegten Jahren des Vormärz trug der Verein durch seine personellen Verflechtungen mit zahlreichen Leipziger Vereinigungen und Institutionen und seinen umfangreichen Aktivitäten zur Verbreitung des Schillerschen Freiheitsideals bei, gründete eine Schillerbibliothek und organisierte jährlich Schillerfeiern. Der Initiative des Schillervereins, der mit seinem Beitritt zur Schillerstiftung und mit Spendensammlungen den Kauf und die Sanierung des Schillerhauses unterstützte, verdankt die Stadt Leipzig die Erhaltung dieses Denkmals der deutschen Nationalkultur.
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