Pressemeldung der CDL zum Nature-Bericht, dass US-Forscher erstmals genetisch veränderte menschliche Embryonen erzeugen

Treppe, Foto: Stefan Groß

Stellungnahme von Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), vom 3.8.2017:

„Macht der Mensch sich in Zukunft selbst oder sind die neuen Crispr-Cas9 Genmanipulationen ein technischer Fortschritt, der sich gegen die Menschenwürde richtet? Die neuesten Forschungsergebnisse aus den USA bedeuten einen gefährlichen Auftakt für unbegrenzte Manipulationen am menschlichen Genom.

In den USA hat jetzt ein Forscher, Shoukhrat Mitalipov von Oregon Health & Science University in Portland, beschrieben, wie sie menschliche Embryonen im Einzellstadium gezielt genetisch manipuliert und sie anschließend noch weitere Tage im Labor lebensfähig erhalten haben, um sie anschließend zu vernichten.

Erstmals wurden damit mit der noch neuen Methode „Genschere“ Crispr-Cas9 „erfolgreich“ das menschliche, „defekte“ Erbgut von den Forschern „korrigiert“. So beschreibt stolz der Bericht diese technisch höchst vielversprechenden, angeblich einfach zu kopierenden innovative Methode. Damit könnte tatsächlich schneller als gedacht eine alte Vision näher rücken, die viele Wissenschaftler und auch gefährliche politische Ideologen seit langem erträumt haben: Den einzelnen Menschen schon bei der Zeugung mit bestimmten genetischen Merkmalen auszustatten oder diese, wie hier im Falle eines Gens, eine bestimmte Herzmuskel-Erberkrankung, die keinesfalls tödlich wäre, ganz zu vermeiden.

Die Embryonen wurden, soweit bekannt, keiner Frau eingesetzt, aber dennoch sind hier schützenswerte Menschen entstanden. Damit wurden Menschen, die allein zu Forschungszwecken künstlich erzeugt wurden das Ergebnis dieser Forschung. Dies ist ein weiterer bedrückender Schritt auf dem Weg zu zukünftigen Designerbabys, die den Vorstellungen ihrer Eltern entsprechend regelrecht genetisch „gestaltet“ und konzipiert werden könnte.

Weltweit läuft, in vielen Ländern zudem ohne ethische Standards und jede Kontrolle, nun der Wettlauf um die schnellsten Wege zur erfolgreichen weiteren Genmanipulationen an menschlichen Embryonen. Auch wenn die Hauptargumentation, wie auch in diesem Falle, immer eine angestrebte Verhinderung oder Beseitigung von bestimmten Erbkrankheiten ist, geht es doch im Kern bei dieser Gentechnik um die Schaffung eines neuen Menschen, um Designerbabys, die ganz bestimmte Merkmale tragen oder nicht haben sollen. Damit maßen sich Forscher im Labor an, zu entscheiden, welcher Mensch mit welchen genetischen Eigenschaften erwünscht und welcher Embryo es zukünftig nicht ist und wer daher beseitigt oder wer „eingepflanzt“ wird. Ziel ist ganz offensichtlich eine industriell anmutende, qualitätsgeprüfte, familienunabhängige „Reproduktion des Menschen durch den Menschen“, wie es einmal schon Karl Marx als Vision in seinen „Frühschriften“ ausgedrückt hat, und damit die genetische Optimierung des Menschen.

Damit werden zunehmend weitere gefährliche und unrealistische Erwartungen geweckt, die darauf abzielen, zahlungskräftigen Eltern und Gesellschaften anzubieten, genetisch „geprüfte“ und optimierte, gesunde Kinder im Labor zeugen und später austragen zu lassen.

Zu Recht spricht der Vorsitzende des Nationalen Ethikrates, Peter Dabrock, daher von „unseriösen Heilsversprechungen“.

Immer mehr wird in der aktuellen reproduktionsmedizinischen Forschung bis hin zur Keimbahn-Manipulation deutlich, dass die Unantastbarkeit und die Würde jedes menschlichen Embryos heute radikal zur Disposition gestellt wird und der einzelne Embryo nur noch als ein genetisches „Vor-Produkt“ oder „Material“ im Labor angesehen wird, das bestimmte Produkteigenschaften zu erfüllen hat, da er sonst beseitigt wird.

Das deutsche Embryonenschutzgesetz schützt bisher wirksam und international beispielhaft die Embryonen in den Laboren vor Genmanipulationen. Auch international flammt erst jetzt, wo das menschliche „Genome Editing“ für etliche Labore in Greifnähe gerückt ist, die dringend notwendige kritische Auseinandersetzung darüber auf, ob es den Wissenschaftlern und der Gesellschaft zukünftig möglich sein darf, Designerkinder zu produzieren, über deren Lebensrecht und Menschenwürde andere nach Belieben entscheiden dürfen. Ein weiterer, höchst gefährlicher Schritt in Richtung „Schöne neue Welt“ (Aldous Huxley), in der nur noch solche Menschen künstlich gezeugt und auch geboren werden dürfen, die den Ansprüchen und Bedürfnissen der aktuellen Gesellschaft entsprechen.

Genmanipulationen am Mais oder bei Lebensmitteln und Tieren empören heute zu Recht viele Menschen und erfahren wütende Proteste. Hier aber geht es um den Menschen selbst und die nächsten Generationen! Es bleibt sehr zu hoffen, daß die Empörung und Kritik hier aus Sorge um den Menschen selbst noch vehementer wird und den Forschern jetzt auch klare ethische und rechtliche Grenzen aufgezeigt werden können. Sonst wird sich die genetische Selektion der vermeintlich gesündesten, schönsten und klügsten Embryonen international zu einem inhuman wirkenden Forschungswettbewerb entwickeln.“

Anbei dürfen wir Sie auf die Fachtagung des Bundesverbandes Lebensrecht e.V. zu diesem Thema hinweisen, die am 15.09.2017, am Tag vor dem Marsch für das Leben, in Berlin stattfindet: http://fachtagung.bv-lebensrecht.de/

Mechthild Löhr
Bundesvorsitzende

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