Präsentation des neuen Köchel-Verzeichnisses mit bisher unbekannten Mozart-Werken

Neue Mozart-Stücke entdeckt

Foto: © Robert Tanania

Ein solches Ereignis kommt in der Musikwelt nur sehr selten vor: Am 19. September 2024 wurde die vom Verlag Breitkopf & Härtel und der internationalen Stiftung Mozarteum in jahrzehntelanger Arbeit von Grund auf neu erarbeitete Auflage des Köchel-Verzeichnisses in Mozarts Heimatstadt Salzburg vorgestellt.

Seit über 160 Jahren bietet das Köchel-Verzeichnis einen präzisen Einblick in die musikalischen Werke von Wolfgang Amadé Mozart. Im Jahr 1862 wurde die erste Auflage dieses Werkkatalogs von Ludwig Ritter von Köchel bei Breitkopf & Härtel vorgelegt, was ein Meilenstein in der Musikforschung und auch ein Muster für viele spätere Werkverzeichnisse war. In der Folge kam es zu mehreren weiteren Auflagen, um das schnell wachsende Wissen über alle Aspekte von Mozarts Schaffen darzustellen. Das letzte Köchel-Verzeichnis wurde im Jahr 1964 vorgestellt. Damit konnte das Köchel-Verzeichnis dem Anspruch, das Wissen über Mozart kompakt und verlässlich darzustellen, schon lange nicht mehr gerecht werden.

Jetzt wird das reiche und unvergleichliche Lebenswerk Mozarts auf fast 1.400 Seiten neu dokumentiert und interpretiert. Dafür mussten einige Hürden gemeistert werden: Ursprünglich enthielt das Köchel-Verzeichnis 626 chronologisch geordnete Werke, von KV 1, dem ersten von Mozart eigenhändig geschriebenen Menuett, bis KV 626, dem Requiem, welches Mozart wegen seines frühen Todes nicht mehr fertigstellen konnte. Von Anfang an wurde der Katalog durch verschiedene Anhänge ergänzt und erweitert. Neuerkenntnisse zur Chronologie der authentischen Werke schlugen sich in den späteren Ausgaben von 1905, 1937 und 1964 in neuen Werknummern nieder. Dadurch wurde das entstandene Nummernkonstrukt mit unzähligen Querverweisen immer komplizierter. Dabei war eine zusätzliche Herausforderung, dass immer wieder Nummern eingefügt oder gelöscht und Kompositionen zwischen Hauptteil und Anhang verschoben wurden.

 

626 „alte“ und mehr als 90 „neue“ Nummern

Es war eine Grundsatzentscheidung, die Nummerierung zu vereinfachen. Alle Werke des Hauptteils stehen jetzt unter der Nummer, unter der sie dort erstmals verzeichnet waren. Für die meisten relevanten Kompositionen sind dies die Nummern aus der ersten Auflage von 1862, für die fast 100 Mozart`schen Fragmente die der dritten Auflage von 1937. Die bisher verwirrenden Mehrfachnummerierungen wurden rückgängig gemacht. 95 Kompositionen, die in keiner der bisherigen Auflagen des Köchel-Verzeichnisses einen eigenen Eintrag erhalten hatten, werden mit Nummern ab KV 627 neu gezählt. Eine thematische Übersicht nach Werkgruppen, eine Konkordanz und eine chronologische Übersicht erleichtern den Zugang. Nun bietet das Köchel-Verzeichnis wieder allen Musikern, der Wissenschaft und allen Mozart-Freunden einen detaillierten Überblick über das Schaffen Wolfgang Amadé Mozarts.

 

Neue Mozart-Stücke entdeckt

Während der Arbeiten an der Neuausgabe wurden auch neue Mozart-Werke entdeckt. Ein Teil davon hatte in früheren Ausgaben des Köchel-Verzeichnisses bereits Platzhalter, z.B. das sogenannte Freudenlied „Per la ricuperata salute di Ofelia“ KV 477a, die Arie „Die neugeborene Ros entzückt“ KV 365a oder das 2021 als „94 Sekunden neuer Mozart“ vorgestellte Klavierstück KV 626b/16. Seit dem Mozart-Jahr 2006 wurden mehrere Klavierstücke des jungen Mozart erstmalig aufgefunden oder als Werke des jungen Komponisten identifiziert, darunter der erste Konzertsatz Mozarts, der ohne Autorenbezeichnung im sogenannten Nannerl-Notenbuch, dem Klavierbuch seiner Schwester Maria Anna, steht und jetzt als KV 636 verzeichnet ist. Außerdem konnte eine „Serenate ex C“ aus der Musikbibliothek der Leipziger Städtischen Bibliotheken als ein Jugendwerk Mozarts verifiziert werden. Das bislang ganz unbeachtet gebliebene Werk, jetzt mit der Nummer KV 648, besteht aus sieben Miniatursätzen für Streichtrio, die zusammen nur etwa zwölf Minuten dauern. Mozart dürfte die kleine Komposition noch vor seinem 13. Geburtstag für seine Schwester geschrieben haben.

 

Foto: © Robert Tanania

 

 

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Robert Tanania, M.A., wurde im Jahr 1977 geboren. Studium an den Universitäten in München, Bonn und Augsburg. Er schreibt seit 2011 für verschiedene Online-Medien. Darunter sind www.weissblau.de, www.firmenpresse.de, www.muenchenfenster.de und https://monaco-de-luxe.de u.a. Seine Magisterarbeit wurde im Jahr 2009 vom Grin Verlag in München veröffentlicht.