Pinakothek der Moderne und Museum Brandhorst | German-Pop-Künstler K. H. Hödicke beschenkt Münchner Museen

K. H. Hödicke U-Bahn, 1963 Kunstharzfarbe auf Leinwand 75 x 92 cm 2020 Schenkung des Künstlers I Udo und Anette Brandhorst Sammlung Foto: Roman März © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

K. H. Hödicke, neben Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Georg Baselitz und Gerhard Richter einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegsmalerei, ehrt Münchner Museen mit großer Schenkung. Ein fünfteiliges Werk geht an die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne und ist dort ab sofort zu sehen. Sechs weitere Werke gehen an das Museum Brandhorst, welches diese nun im Rahmen der Ausstellung „Spot On: German Pop“ zeigt.

Der 1938 in Nürnberg geborene Karl Horst Hödicke steht im Zentrum der deutschen Nachkriegsmalerei: Von seinen Anfängen in der gestischen Abstraktion der 1950er-Jahre über seine Auseinandersetzung mit der Pop-Art seine konzeptuellen Bildentwürfe in den 1970er-Jahren bis hin zu seiner neo-expressiven Werkphase spielte er eine prägende Rolle. Seit seinem Umzug nach Berlin 1957 hat Hödicke die wechselvolle Geschichte Berlins – Mauerbau, Kalter Krieg und Wiedervereinigung – hautnah miterlebt und in seinen Bildern verarbeitet. Zuvor verbrachte er die prägenden Jahre seiner Kindheit und Jugend in München. Mit der Schenkung zentraler Werke ehrt er nun die Museen der Stadt seiner Kindheit.

„Ich habe wichtige Jahre meiner Kindheit und Jugend in München verbracht“, begründet der Künstler seine Entscheidung. „Hier beeindruckte mich der Farbenrausch der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ bei vielen Besuchen im Lenbachhaus. Daneben begeisterte ich mich auch für die malerische Freiheit der alten Meister in der Pinakothek. Die Erfahrungen aus München haben mein eigenes künstlerisches Schaffen begleitet und so freue ich mich sehr, die herausragenden Bestände deutscher Malerei in den Münchner Sammlungen nun mit einigen meiner Werke ergänzen zu können.“

Die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne erhält das fünfteilige Werk „Jäger und Gejagter im deutschen Wald“ von 1972. Es zählt zu K. H. Hödickes Hauptwerken. 1972 entstanden, vereint das monumentale Werk zentrale Merkmale seines künstlerischen Gesamtschaffens: die Gleichzeitigkeit des Erhabenen und des Banalen, von Humor und tiefer Ernsthaftigkeit. Bewusste Bezugnahmen zum Abstrakten Expressionismus, zur Op-Art oder zum Oberflächenkult eines Andy Warhol sind unübersehbar. Die ironische Überhöhung lässt an den lakonischen Bildwitz eines Sigmar Polke denken.

Der Mittdreißiger malte das Polyptychon unter dem Eindruck einer konfliktreichen Atmosphäre in Deutschland, die geprägt war vom schuldbeladenen Schweigen einer älteren Generation und der lautstarken Kritik einer jüngeren an Imperialismus und Autoritätsstrukturen. Aus der studentischen Protestbewegung entwickelte sich in wenigen Jahren auch der „bewaffnete Kampf“ radikalisierter Gruppen. Auf Hödickes Gemälde tarnen sich „Jäger“ und „Gejagter“ in einem Camouflage-Wald voreinander, kaum greifbar, kaum unterscheidbar. Der Bildträger, eine zerschnittene und neu zusammengeklebte Militärplane, ist dabei wie ein Vexierspiel All-Over und Fragment gleichermaßen.

Bernhard Maaz, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen dankt K. H. Hödicke ganz außerordentlich für die Schenkung, die sich hervorragend in die Sammlung einfügt und betont: „Mit „Jäger und Gejagter im deutschen Wald“ oszilliert dieses großartige Werk von Karl Horst Hödicke zwischen Waldidyll und Republikfluchttrauma. Es reiht sich ein in eine Gruppe bedeutsamer Werke in der Sammlung Moderne Kunst, die Geschichte und Gewalt des 20. Jahrhunderts berühren: Georg Baselitz‘ „Adler“, Gerhard Richters „Stukas“ oder Eugen Schönebecks „Rotarmisten“ kreisen um Krieg und Kampf als Lebens- und Leidenserfahrungen.

Für die Sammlung des Museums Brandhorst wurden in den vergangenen Jahrzehnten herausragende Werke des „German Pop“ erworben. Jüngste Beispiele sind Jörg Immendorffs „Teine Tunst mache“ und Thomas Bayrles „Vasarely“ (beide 1965). In dieses Umfeld fügt sich die Gruppe von sechs frühen Gemälden von K. H. Hödicke perfekt ein. Der Künstler überlässt dem Museum Brandhorst die Werke „Reportage“ von 1961, „6,90 reine Wolle“ von 1965, „Hinterhof (Himmel über Schöneberg)“ von 1973, „Die Ampel steht auf Rot (Rote Pfütze)“ von 1975, „Karfunkelstein“ von 1973 sowie „U-Bahn“ von 1964.

Das 1964 in Berlin entstandene Bild „U-Bahn“ zählt zu den Schlüsselwerken Hödickes. Nach seinem abstrakten Frühwerk markiert es den „verzweifelten Versuch, gegenständlich zu werden“. Um das zentral gesetzte, blau-weiße U-Bahn-Schild drängen sich Eindrücke urbaner Betriebsamkeit, die Hödicke auf seinen Spaziergängen in der Nähe des Kurfürstendamms sammelte. Wir sehen die Tür eines vorbeifahrenden U-Bahn-Wagons, angeschnittene Ladenschilder („Automaten-Buffet“) und Absperrungen. Als wolle er die Industrialisierung der Alltagswelt auch materiell unterstreichen, hat Hödicke glänzende Streifen von Alupapier ins Bild geklebt. Die Mischung aus Zeichnung, Malerei und Assemblage fügt sich so zu einer „Action-Collage“ des Berliner Großstadtlebens zwischen Faszination und Entfremdung. Alle Werke von K. H. Hödicke sind nun im Rahmen von „Spot On: German Pop“ von 20. Oktober 2020 bis 30. Juni 2021 im Museum Brandhorst ausgestellt.

Die großzügige Schenkung ist auch eine Würdigung der Stadt München, wie Michael Hering, der Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlung in München hervorhebt: „Im Kontext der erst jüngst zurückliegenden Ausstellung „K. H. Hödicke – Eine Retrospektive“ der Staatlichen Graphischen Sammlung München stellt die bedeutende Schenkung des Künstlers an die Münchner Sammlungen für Moderne Kunst einmal mehr ein ‚Homecoming‘ Karl Horst Hödickes dar. München ist die Stadt, in der Hödicke nach dem Zweiten Weltkrieg eine glückliche Kindheit und Jugend verbrachte, bevor es ihn 1959 nach Berlin zog. Hier sollte er als einer der Wortführer einer kleinen Gruppe jugendlicher Querdenker an der dortigen Hochschule die akademische Malerei revolutionieren und zu einer der führenden malerischen Positionen seiner Generation we

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