Am 9. Mai starb im niedersächsischen Celle der Philosophieprofessor Odo Marquard, der bis 1993 am der Universität Gießen gelehrt hatte.
Geboren am 26. Februar 1928 in Stolp/Hinterpommern als Sohn des Fischereibiologen Otto Marquard, besuchte er von 1934 bis 1945 Volksschulen und Gymnasien in Kolberg/Pommern, in Sonthofen/Allgäu und in Falkenburg/Pommern. Im letzten Kriegsjahr 1945 geriet er als Mitglied des „Volkssturms“ in Gefangenschaft und konnte 1946 im hessischen Treysa das Abitur ablegen. Er studierte von 1947 bis 1954 Philosophie, Germanistik und Theologie beider Konfessionen in Münster und Freiburg/Breisgau und wurde 1954 von Max Müller (1906-1994) in Freiburg mit einer Arbeit über den Ostpreußen Immanuel Kant (1724-1804) promoviert. Danach war er, von 1955 bis 1963, wissenschaftlicher Assistent bei Joachim Ritter (1903-1974) in Münster, von dem er 1963 auch habilitiert wurde. Zwei Jahre später, 1965, wurde er als ordentlicher Professor an die Justus-Liebig-Universität in Gießen berufen.
Obwohl er in der Sekundärliteratur, neben Karlfried Gründer (1928-2011), Hermann Lübbe (1926), Willi Oelmüller (1930-1999) und Robert Spaemann (1927), der „Ritter-Schule“ zugeordnet wurde, hat er doch davon abweichende Thesen vertreten, Anregungen der „Kritischen Theorie“ von der Widersprüchlichkeit der Aufklärung übernommen und war eigentlich ein verspäteter Hegelianer.
Er war 1985/87 Präsident der „Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland“, erhielt 1984 den „Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa“ und 1994 die Ehrendoktorwürde der Universität Jena. Mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse wurde er 1995 ausgezeichnet. Für sein philosophisches Lebenswerk bekam er 1996 den „Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik“ verliehen, das Große Bundesversdienstkreuz 2008. Von seinen Büchern seien „Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie“ (1973) und „Glück im Unglück“ (1995) genannt.
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.