Paul Klee: Konstruktion des Geheimnisses

Pinakothek der Moderne, Foto: Stefan Groß

Seit kurzem ist die Ausstellung „Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses“ in der Münchener Pinakothek der Moderne vom 1.3.-10.6.2018 zu bestaunen. Der Begleitband informiert über Hintergründe der Schaffensperiode Klees in den 1920er Jahren

Am 29. Oktober 1920 wurde Klee von Walter Gropius als Werkstattmeister für Buchbinderei an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. Die Maler des Bauhauses kannten Klees Werk, sie vertraten die Richtung der modernen Malerei, die in der Galerie Der Sturm in Berlin gezeigt wurde. Im September desselben Jahres übersiedelte er mit seiner Familie endgültig nach Weimar. Am Bauhaus übernahm Klee 1922 die Werkstätte für Gold-, Silber- und Kupferschmiede und zudem ab der zweiten Jahreshälfte die Werkstatt für Glasmalerei – Wassily Kandinsky folgte ihm am 1. Juli 1922 ans Bauhaus. Im Februar 1923 veranstaltete die Nationalgalerie in Berlin im Kronprinzenpalais die mit 270 Werken bisher zweitgrößte Einzelausstellung mit Werken des Künstlers. Diese Jahre waren der Anfang seiner Akzeptanz als hochbegabter Künstler in der deutschen und internationalen Öffentlichkeit.

Die Zeit Klees am Bauhaus

Dies ist der Ausstellungskatalog der gleichnamigen Ausstellung „Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses“ in der Pinakothek der Moderne vom 1.3.-10.6.2018. Der Klee-Bestand in der Pinakothek der Moderne, der 20 Werke des Künstlers umfasst, wird zusammen mit 130 Leihgaben präsentiert, in denen die Zeit Klees am Bauhaus im Mittelpunkt steht. Die Ausstellung „befragt sein Werk hinsichtlich der prägenden Konflikte der Moderne im Bauhaus, die sich schon früh im Streit der Expressionisten und der Konstruktivisten manifestierten“. (S. 35) Dabei wird der Versuch unternommen, anhand seiner Werke zu zeigen, wie er in der zunehmend technisierten Massenproduktion und Rationalisierung in der Malerei umging und er darauf reagierte. Zugleich will die Ausstellung den Mythos des verträumten Künstlers Klee aufbrechen und zu einer realistische Einschätzung zu kommen: „Anhand bestimmter Leitmotive und –ideen zeigt die Ausstellung in einer fokussierenden Werkauswahl, wie Klee sich auch über die Bauhaus-Zeit hinaus der paradoxen Verknüpfung von Verstand und Mysterium widmete. In der Diagnose der Spaltung des modernen Subjekts zwischen Rationalismus und Romantik haben sein Werk und die darin manifestierte Suche nach einer Balance zwischen Kontrolle und Ausbruch bis heute höchste Aktualität.“ (S.35)

 

In acht Essays setzen sich verschiedene Experten mit Klees Verständnis vom Künstlertum in den 1920er Jahren auseinander und liefern dabei Hintergrundinformationen zu dem darauf folgenden Katalog. Dieser ist in die verschiedenen Bereiche: Denkender Künstler, Die Idee der Türme, Mondaufgang, Geplante Bauten, Gespenst eines Genies, Stufung, Luft-Station, Schwebendes, Drüber und empor sowie das Tor zur Tiefe unterteilt. Im Anhang findet man noch eine ausführliche Biografie Klees, ein chronologisches Verzeichnis der ausgestellten Werke, Quellen und Literatur, die Biografie der Autoren sowie ein Bildnachweis.

Zwischen Romantik und Technisierung

Die Ausstellung und die Essays erbringen den Nachweis, dass er in seiner Bauhaus-Zeit zwischen den Polen eines individualistischen Romantikers und als kühler Rationalist und Anhänger der Technisierung zu verorten ist. Die Ausstellungsgemeinschaft „Blaue Vier“ mit den drei Bauhaus-Meistern Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee sowie Alexej von Jawlensky mit ihren wechselseitigen Befruchtungen ist jedoch genauso wichtig für Klees Verständnis von Kunst der 1920er Jahre wie auch die Surrealistenausstellung 1925 in Frankreich und seine Studienreise nach Ägypten 1928/29, wo er sich viele Anregungen für seine Werke holte.

Pinakothek der Moderne/Sammlung Moderne Kunst (Hrsg.): Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses, Hirmer Verlag, München 2018, ISBN: 978-3-7774-2969-4, 49.90 EURO (D)

 

 

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Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.