Paris – Der Terror kommt zurück!

Während die „Grünen“ und „Die Linken“ hierzulande keinerlei Parallelen zwischen Flüchtlingsströmen und neuem Terror ziehen, sondern gebetsmühlenhaft betonen, dass „unsere“ Flüchtlinge nichts mit dem neuen Terror in Frankreich zu tun haben. Während der deutsche Innenminister de Maizière vom „Islamischen Terrorismus“ statt vom Islamischen Staat (IS) spricht – und um Deeskalierung in den Köpfen der beunruhigten Menschen wirbt, sind in Paris am 13. November 2015 mindestens 128 Menschen bei Attentaten getötet worden. Wieder war es die französische Hauptstadt, wie schon zu Beginn des Jahres, als dieZeitschriftenmacher von „Charlie Hebdo“ und Kunden eines jüdischen Supermarktes zu Opfern des Terrors wurden. Doch die Terroranschläge Anfang des Jahres richteten sich konkret noch gegen die Mohammed-Karikaturisten und gegen die Erzfeinde des IS – die Juden. Nun hat der Terror ein anderes Gesicht – er richtet sich gegen die westliche Kultur, gegen ein demokratisches Europa samt seinen liberalen Spielarten in Musik, Kultur und Sport und damit insgeheim gegen die zivilisierte Kultur des Abendlandes an sich.

Gestern hatte Merkel noch alles im „Griff“

Doch anstatt über die Quellen terroristischer Gefahr, seine Ursprünge zu diskutieren, beherrscht die deutschen Medien und die politischen Klasse nach den Anschlägen die Betroffenheitskultur. Das Wort der Stunde ist das der Solidarität. Doch, so viel ist sicher, mit Betroffenheit und Tränen kommt man nicht weiter. Das muss endlich auch die Bundeskanzlerin registrieren, die gestern noch im Fernsehen für ihre Willkommenskultur warb. Noch am Freitag, den 13., erweckte sie den Eindruck, dass sie alles im Griff habe – den Sonderweg de Maizières inbegriffen. Nach dem Anschlang nun beschwört Merkel die gemeinsamen Werte Europas, wobei nicht klar ist, welches Europa sie meint: Ihres der offenen Grenzen und der damit einhergehenden sukzessiven Auflösung der abendländischen Wertekultur, oder dem Europa als Wertegemeinschaft, wie es sich in den letzten Jahren erfolgreich definierte.

Der Terrorakt berührt, doch die Quellen werden beiläufig genannt

Wenngleich die Betroffenheit aller Staatschef gegen den Terrorismus Europa in diesem Augenblick zusammenschmiedet, so übertönt den ganzen Diskurs mehr der Ruf, sich dadurch – und damit die Demokratie und die Offene Gesellschaft – nicht einschüchtern zu lassen. Man spricht von Ängsten und Trittbrettfahrern, aber die eigentlichen Quellen des Terrors werden nur beiläufig benannt. Insofern hat der grausame Anschlag in Paris sein Ziel nur zum Teil „erreicht“, schlimm genug, dass es eines solchen „Weckrufs“ bedurfte, damit Europa sich wieder seiner Einheit und Kultur bewußt wird.
Nach Paris vereint die Betroffenheitskultur die deutsche Nation über die politischen Lager hinweg. Doch die Konsequenz wäre ein neues Einlenken in Sachen unkontrollierter Einreisen in den Schengenraum und eine Revision der LaissezFairHaltung („lassen Sie machen, lassen Sie laufen“) der Bundesregierung in Sachen offener Grenzen. Selbst wenn, wie möglicherweise in Paris, nicht „unsere“ Flüchtlinge dafür verantwortlich sind, aber die potentielle Gefahr der vielen einreisenden Flüchtlinge mindert in Zukunft nicht die Möglichkeit, dass der Terror zur Alltagskultur wird. Schlimm genug ist, dass die Empirie manchmal pragmatischer ist als der Idealismus der offenen Türen.
So unsäglich, grausam der Terrorakt war, vielleicht bringt er endlich die Einsicht, Europa als Ganzes zu schützen. Das kann aber nur gelingen, wenn die Grenzen bewacht und die Flüchtlinge generell registriert werden. Wer aus der Türkei nach Deutschland einreist, muss sich schon wundern, wie oft er seinen Paß an den Kontrollen zeigen muss, während an der Grünen Grenzen die Paßlosigkeit regiert.

Frankreichs Präsident Hollande spricht von einem Kriegsakt

Deutlich klare Worte hat der französische Staatspräsident François Hollande am Samstag, den 14. November, gefunden, der von einem „Kriegsakt“, von einer Kriegserklärung, sprach und ausdrücklich betonte, dass dieser seine Fundamente im Ausland habe. Die fanatischen Mörder, sei es der Islamische Staat (IS), al-Qaida, Boko Haram oder al-Schabab, ihnen allen gemein ist ein Krieg, den sie gegen den Lebensentwurf freiheitlicher, säkularer Gesellschaften führen und lenken.
Hollande hat den Notstand in Frankreich ausgerufen und das Ende der offenen Grenzen angekündigt. Er sprach von der „Geißel des Terrorismus“. Dabei schwingt sicherlich die Forderung mit, dass ein Krieg gegen den „Islamischen Staat“ nur militärisch zu gewinnen ist. Frankreich war das Ziel dieser erneuten Anschlagsserie geworden, weil es sich – wie Russland – aktiv in den Syrienkrieg eingeschaltet hat und sich im Kampf gegen den IS engagierte. Auch Russland hat seinen Kampf mit mehr als 200 Toten bezahlt. Vergangene Woche war ein Flugzeug durch eine Bombe über dem ägyptischen Sinai abgestürzt.

Das christliche Abendland muss enger zusammenrücken

Was können wir aus all dem lernen? Mit offenen Grenzen jedenfalls ist die Souveränität eines Staates nicht zu schützen, mit Mitleidsbekundungen schon gar nicht. Damit wurde noch kein Krieg gewonnen. Dies kann nur gelingen, wenn, wie Bundespräsident Gauck es forderte, wenn Zorn in „Entschlossenheit und Verteidigungsbereitschaft“ münden. Sonst wird in Zukunft der Terror das Gesicht des Alltags prägen, der sich banal gegen Alle richtet, und der in seiner Wahllosigkeit der Opfer die klare Botschaft verkündet, dass der Westen verschwinden soll.
Für das christliche Abendland als Wertegemeinschaft bedeutet dies, wieder enger zusammenrücken. Anstelle von Partikularinteressen und nationalstaatlichem Denken ist ein neuer ethischer Universalismus gefragt, zu dessen Freiheit auch die Selbstverteidigung gehört. Die Bastion Europa darf sich nicht einschüchtern lassen. Dies ist aber nur möglich, wenn die Europäer jetzt mehr denn je zusammenhalten, die letzten Monate hatten diese eher gespalten, viele sahen schon das Ende Europas gekommen. Wer jetzt diese Herausforderung, die die Stunde gebietet, nicht annimmt, der beschwört das sukzessive Ende des Abendlandes oder toleriert dieses zumindest, nimmt es möglicherweise in Kauf.

Für Papst Franziskus ist der Terror von Paris der Anfang des „Dritten Weltkrieges“

Deutliche Worte fand auch das Oberhaupt der Katholischen Kirche, Papst Franziskus. Für ihn ist die Bluttat von Frankreich nicht nur nicht zu rechtfertigen, sondern er sieht darin den Beginn eines heraufziehenden „Dritten Weltkrieges“. Paris, so Benedikt, ist bereits ein Teil davon – zumindest der Anfang. Und Russlands Präsident Putin, der den islamistischen Terror aus seinem Land gut kennt, rief seinerseits zu einem gemeinsamen Kampf der internationalen Gemeinschaft „gegen den Teufel“ auf. In seinem Beileidstelegramm an Hollande hieß es: „Diese Tragödie ist ein erneuter Beweis für die Barbarei des Terrorismus, der eine Herausforderung für die menschliche Zivilisation ist.“
Schwachen Trost bietet dagegen eine Erklärung zu den Anschlägen aus dem iranischen Außenministerium, dass mitteilte, dass die Terroristen „nicht loyal gegenüber göttlichen Religionen – darunter auch der Islam“ seien.
Auch eine Geschichte, die ich gestern von einem Freund hörte, veranschaulicht deutlich die latente Aggression gegenüber unserer Kultur. Ein Migrant hatte sein Essen einfach vom Tisch geschmissen; darauf angesprochen, reagierte er mit den Worten „Ich lebe, Du bist tot“. Hier zeigt sich im Kleinen, wie über unseren liberalen Staat, seine Sitten, Bräuche und Religionen oft gedacht wird. Das Abendland, so viel zeigt sich auch bei den Attentaten in Paris, ist erneut auf eine harte Probe gestellt. Jetzt gilt es zu handeln. Wir Europäer müssen auf der Hut bleiben – auch um unsere Zukunft und unserer Kinder willen.
Bereits der jüngst verstorbene Bundeskanzler Helmut Schmidt, der weitaus kritischer gegenüber der derzeitigen Flüchtlingspolitik à la Merkel eingestellt war, hatte einst betont: „Wem Deutschland nicht passt, der darf gernegehen.“

Über Stefan Groß-Lobkowicz 2157 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".

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