Die „Parallelaktion“ ist eine satirische Fiktion des Romanciers Robert Musil, in der sich die hohlförmige Verselbständigung politischer Projekte zeigt. Sie ist damit ein geeignetes Instrument, um entsprechende Tendenzen im gegenwärtigen Umbau der Universitäten auszumachen. Dabei soll es nicht um Bologna- oder Exzellenz-Schelte gehen; vielmehr darum, zwischen Nutzen und möglichen Schäden zu unterscheiden.
Das Wort „Parallelaktion“ bezeichnet die Fremdorientierung: eben das, was keine eigene Richtung hat, sondern sich von anderem mitführen lässt und in dieser Mitführung den eigenen Sinn verliert. Musil malt dies als geschäftigen Niedergang der Kulturnation Kakanien aus: ein üppiges satirisches Bild. So farbig sind die gegenwärtigen Universitätsinitiativen nicht. Doch es lohnt die Frage, inwiefern auch sie etwas von kakanischer Parallelaktion haben und (wichtiger noch) inwiefern sie sich davon unterscheiden.
28. 10. 2010
18.00 Uhr, Großer Rosensaal, Fürstengraben 27
Prof. Dr. Stefan Matuschek
Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Doktorandenschule
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