PALMENFEELING mit MUTTER BAVARIA

Palmenfeeling, Foto: Omnis Terra Media

Wer die Sehnsucht nach der Ferne in der Sommerzeit kennt, weiß, was ein Bild von Palmen auslösen kann: Die Gedanken kreisen immer wieder um Südsee, weiße Strände und die Lebenslust, die keine Termine und Verpflichtungen kennt, keine Vertragsoptimierungen, keine Lasten und keine störenden Geräusche.

Stattdessen ein Wohlfühlgefühl, das uns eintauchen lässt in eine zeitlose Welt voller sinnlicher Erlebnisse, die uns Flügel verleihen, ohne Mund- und Nasenschutz Menschen und Tiere zu umarmen, Bilder wie Nektar aufzusaugen und deren aphrodisierende Wirkung als Energieträger zu inhalieren. Und wenn diese Palmen nicht erst in einer Expedition erforscht und mühsam in die Heimat transportiert werden müssen, sondern einfach so in der Nähe erreichbar sind, dann ist das ein geniales Werk der Mutter Bavaria. Als Wahrzeichen Münchens auf der Theresienwiese weltweit bekannt und beliebt, ist diese kolossale Bronzefigur zu neuem Leben erwacht. Wer hätte gedacht, daß die Bavaria mit dem Kranz in ihrer erhobenen linken Hand dieses Jahr nicht über das Oktoberfest wacht, sondern ebenso volkstümlich Palmen zu ihren Füssen wachsen lässt, einen Strand mit Liegestühlen zur Entspannung und Kommunikation schafft,  sportliche Klimmzüge an Stangengerüsten Menschen jeden Alters zum Spaß oder Training bietet und die Ruhmeshalle im Blick der Palmen eine menschlichere Dimension erhält.

Palmenfeeling, Foto: Omnis Terra Media

Was bisher kaum möglich erschien: Jetzt geht’s ums gemütliche Beisammensein, ohne Reservierungen, ohne Promiauflauf, ohne Alkoholleichen. Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein. Und ein doppelter Regenbogen bestätigt die Echtheit dieses Zitats von Johann Wolfgang von Goethe, der als Verehrer von Palmen ganz gegenwärtig ist. Wer schon mal im Botanischen Garten vergnüglich durch das Palmenhaus spazierte und die vielen Arten von Palmen in natura erlebte, der muss schon seit Wochen darauf verzichten. Geschlossen: wegen Corona. Aber wir wissen, dass der große Naturforscher und Botaniker Carl Friedrich Philipp von Martius ( 1794-1868), einer der ersten Direktoren des Alten Botanischen Garten, auf seiner Expedition durch Braslien (1817-1820) Hunderte von Pflanzen und Palmen sammelte und diese Fundstücke vor 200 Jahren München erreichten.

Das historische Wagnis hatte zweifelsohne sein Wirkung: Und die Allgegenwart der Bavaria, mit Johann Wolfgang von Goethe und Carl Friedrich Philipp von Martius auf der Theresienwiese zu erleben, lässt einen schlicht erschaudern. Kann man dieses faszinierende Palmenfeeling nur mit Mutter Bavaria erleben oder gibt es in München vielleicht noch ein anderes Palmenspektrum? Ja, so ist es. Man kann der eigene Kapitän einer Fortsetzungsgeschichte sein und begibt sich ins Literaturhaus zur Ausstellung von „Thomas Mann – „DEMOCRACY WILL WIN!“.

Dort überraschen Palmen – wie echt –  in der Umgebung seines einstigen Wohnortes in Kalifornien. Was er täglich schon zum Frühstück als Quellen der Inspiration schätzte, das dürfen wir im Dunstkreis des Cafés mit den köstlichen Backwaren nachempfinden. Und wer immer noch das Palmenfeeling steigern möchte, der geht ein paar Schritte weiter ins Künstlerhaus am Lenbachplatz. Dort hat Gunter Sachs nicht nur Brigitte Bardot mit seiner Kamerakunst portraitiert und einsame Bäume gezeichnet, sondern St. Tropez und die Palmenwelt im südlichen Frankreich eingefangen. Die Lebenslust bietet ein luxuriöses Kontrastprogramm: Die bewegten Bilder nehmen uns mit und stacheln zu Hochleistungen an. Nur – wenn die Bavaria uns persönlich auf die Theresienwiese einlädt, dann ist das Denkmal im Palmenhain mit nichts gleichzusetzen. Wer Glück und Zufriedenheit sucht, der macht sich auf den Weg zu einer Minimaldosis unter dem Münchner Himmel und wird vielleicht so manchem weißblauen oder goldenen oder silbernen Engel begegnen. Weltweit gibt’s viele Palmen, Strände, Liegestühle und Klettergerüste, aber was die „Green City“ sich da überlegt und auch konkret umgesetzt hat, das dürfte angesichts der Krisen ein besonderes Lob verdienen.

Und wer die bayerisch-österreichische Brasilien-Expedition von Martius und die Palmen nochmals erleben will:

zum Jubiläum soll Ende des Jahres 2020 die Art-Doku DAS SIEBENGESTIRN gezeigt werden – wenn Mutter Bavaria es gut findet. „Solange man Palmen kennt und Palmen nennt, wird auch der Name Martius nicht vergessen sein“, ein Zitat von Alexander von Humboldt, das im Palmenfeeling eine Signalwirkung haben sollte.

Fotos: Omnis Terra Media

Über Angelika Weber 48 Artikel
Angelika Weber, M.A., studierte Bayerische Geschichte, Anglistik, Theaterwissenschaft, Philosophie und Geschichte der Medizin. Sie arbeitet mit nationalen und internationalen TV – Anstalten zusammen. 1997 erhielt sie für ihre Film- und Dreharbeiten das Bundesverdienstkreuz.