Ottmar Hörl ist einer der vielseitigsten und provokantesten Künstler der Gegenwart. Er arbeitet als Konzeptkünstler, Bildhauer, Installations-, Aktions-, Foto- und Objektkünstler. Seine Werke sind in vielen Sammlungen und im öffentlichen Raum im In- und Ausland zu finden. Er ist bekannt für seine seriellen Skulpturen, die er in großen Installationen präsentiert, aber auch für seine kritischen und humorvollen Interventionen in die Alltagskultur.
Vom Stipendiat zum Akademiepräsidenten
Kunst von Ottmar Hörl entdecken lässt sich an vielen Orten. Ottmar Hörl, der im Jahr 1950 in Nauheim geboren wurde, absolvierte seine akademische Ausbildung in den 1970er und 1980er Jahren. Zunächst studierte er von 1975 bis 1979 an der Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankfurt am Main. Anschließend erhielt er von 1979 bis 1981 ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, mit dem er sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Düsseldorf fortsetzte, wo er von Klaus Rinke unterrichtet wurde.
Später, im Jahr 1985, gründete Ottmar Hörl zusammen mit den Architekten Gabriela Seifert und Götz G. Stöckmann die Gruppe Formalhaut. In dieser Zusammenarbeit entwarfen sie die markante Dachlandschaft des Behördenzentrums Gutleut, die durch farbige „Hütchen“ gekennzeichnet war.
In den frühen 1990er Jahren wirkte Hörl als Gastprofessor an der TU Graz. Anerkennung erfuhr er im Jahr 1997 durch die Verleihung des COLOGNE FINE ART-Preises. Von 1999 bis 2017 nahm er die Position eines Professors an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg wahr und wurde im Jahr 2005 zum Präsidenten dieser Institution ernannt.
Ein besonderes Ereignis ereignete sich anlässlich der 350-Jahr-Feier der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg im Juli 2012. Die Studenten ehrten ihren Präsidenten Ottmar Hörl, indem sie 350 Figuren von ihm mit zwei Hasen anfertigten. Dieses Projekt bezog sich auf sein wohl bekanntestes Werk, das „Große Hasenstück“. Die Figuren wurden unter dem Motto „350 Präsidenten für die Akademie“ aufgestellt und stellten somit eine außergewöhnliche Anerkennung seiner Arbeit dar.
Aktuelle Werke des Künstlers
Auch mit mittlerweile 73 Jahren ist Ottmar Hörl noch sehr aktiv. In diesem Jahr machte der Künstler vor allem mit einer Ausstellung mit Engelsfiguren und einem von ihm entworfenen Schlüsselanhänger von Kaspar Hauser von sich reden.
111 Schutzengel wachen über Telgte
Eine außergewöhnliche Ausstellung von Ottmar Hörl war bis vor kurzem in der Wallfahrtsstadt Telgte zu sehen. Unter dem Titel „111 Schutzengel“ präsentierte der Künstler hier Engelsfiguren, die von seiner persönlichen Beziehung zu den himmlischen Helfern inspiriert sind. Ottmar Hörl möchte mit seinen Werken die Besucher dazu anregen, über ihre eigenen Erfahrungen mit Schutzengeln nachzudenken und zu danken. Er glaubt, dass jeder Mensch einen Schutzengel hat, der ihn begleitet und beschützt.
Ottmar Hörls neue Schlüsselanhänger: Ein Symbol für Kaspar Hauser
Ebenfalls in diesem Jahr hat der bekannte Künstler eine neue Serie von Schlüsselanhängern entworfen, die an das Schicksal von Kaspar Hauser erinnern sollen. Die kleinen Figuren zeigen das mysteriöse Findelkind, das im 19. Jahrhundert in Nürnberg auftauchte und später ermordet wurde. Hörl will mit seinen Schlüsselanhängern ein Zeichen für Toleranz und Menschlichkeit setzen.
Die Skulptur als Organisationsprinzip
Die künstlerischen Ausdrucksformen von Hörl sind äußerst vielseitig und entziehen sich einer klaren stilistischen Einordnung. Seine Werke befassen sich intensiv mit der Ästhetik des alltäglichen Lebens und interpretieren den Begriff „Skulptur“ als Organisationsprinzip. Dabei entdeckt er dieses Prinzip in seiner Umgebung, in der viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs standardisiert und normiert sind. Dies führte zu seiner Bekanntheit durch Skulpturen, die Themen des alltäglichen Lebens behandeln, sowie durch Großprojekte mit seriellen Skulpturen im öffentlichen Raum, die auf seiner spezifischen Definition von Skulptur als Organisationsprinzip basieren.
Einige seiner bekanntesten Werke sind die Installation „Mr. Quick“ (1999) vor dem Gebäude der dpa in Frankfurt am Main, die Euro-Skulptur (2001) vor dem Eurotower in Frankfurt am Main, das „Blaue Haus“ (2006) in Ravensburg, die Installation „Ludwig van Beethoven – Ode an die Freude“ (2019) in Bonn sowie die Installation „Pallaksch, Pallaksch!“ (2020) als Ehrung für Friedrich Hölderlin in Tübingen. In seinen Skulpturen offenbart sich häufig ein humorvoller, ironischer oder provokanter Charakter, der den Betrachter zum Nachdenken anregt und oft auch zur Interaktion einlädt.
Die Kunst als gesellschaftliche Intervention
Ottmar Hörl, der vielseitige Künstler, widmet sich nicht nur seinen seriellen Skulpturen, sondern erkundet auch weitere künstlerische Medien wie Fotografie, Malerei und Objektkunst. Durch den Einsatz dieser verschiedenen Ausdrucksformen hinterfragt, kritisiert und kommentiert er gesellschaftliche Phänomene. Dabei bedient er sich häufig bekannter Symbole, Motive oder Persönlichkeiten, um sie zu verfremden und so neue Bedeutungsebenen zu erschaffen.
Besonders bemerkenswert ist Hörls Ansatz als Künstler, der keine Scheu hat, Position zu beziehen und seine Kunst als eine Form gesellschaftlicher Intervention zu begreifen. Er agiert als Organisator des Alltäglichen, indem er mit seinen Werken die Wahrnehmung und das Bewusstsein der Betrachter herausfordert und bereichert.
Ottmar Hörl sorgt auch für Kontroversen
Kontroversen in der Kunst sind ein stetiges Phänomen, das die Gemüter erregt und Diskussionen entfacht. Künstlerinnen und Künstler setzen sich oft bewusst mit gesellschaftlichen Tabus, politischen Themen oder sozialen Normen auseinander, was zwangsläufig zu polarisierenden Reaktionen führt. Ein exemplarisches Beispiel für eine solche kontroverse Kunstaktion sind auch die sogenannten „Nazi-Gartenzwerge“ von Ottmar Hörl.
Im Jahr 2009 schuf er eine Installation von Gartenzwergen, die in Reih und Glied den Hitlergruß zeigen – eine Anspielung auf die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Diese Aktion stieß auf heftige Reaktionen: Einige betrachteten es als geschmacklose Verhöhnung der Opfer des Holocaust, während andere es als künstlerischen Kommentar zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte und zur Frage der Meinungsfreiheit sahen.
Die Debatte um die „Nazi-Gartenzwerge“ verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und Verantwortung. Für manche Menschen ist Kunst eine Plattform für freie Meinungsäußerung, die bewusst provoziert und aufrüttelt. Andere wiederum empfinden solche Kunstwerke als geschmacklos, beleidigend oder gar gefährlich. Die Frage, wie weit Kunst gehen darf, um kritische Themen anzusprechen oder zu kommentieren, bleibt kontrovers und lässt sich nicht einfach beantworten.
Kontroverse Kunst kann eine wichtige Rolle spielen, um gesellschaftliche Probleme anzusprechen und zum Nachdenken anzuregen. Sie kann Diskussionen anstoßen und eine breitere Öffentlichkeit für bestimmte Anliegen sensibilisieren. Doch gleichzeitig müssen Künstlerinnen und Künstler sich der möglichen Konsequenzen ihrer Werke bewusst sein und ihre künstlerischen Entscheidungen reflektieren.
Letztendlich zeigt die Auseinandersetzung mit kontroverser Kunst, dass Kunst ein kraftvolles Instrument ist, das unsere Gesellschaft herausfordern und zum Dialog anregen kann. Doch sie erfordert auch eine differenzierte Betrachtung und Respekt vor den verschiedenen Perspektiven und Empfindlichkeiten in unserer Gesellschaft. Die Kontroverse um die „Nazi-Gartenzwerge“ von Ottmar Hörl bleibt somit ein Beispiel dafür, wie Kunst immer wieder die Gemüter erhitzt und zum Nachdenken anregt.