Ulrich Kühne-Helmessen/Detlev Vetten: Olympia 2022, Das Tagebuch der Spiele von Peking, Verlag Die Werkstatt, Bielefeld 2022, ISBN: 978-3-7307-0576-6, 19,90 EURO (D)
Dieses Buch zeigt in mehr als 200 spektakulären Bildern und Reportagen, was die ersten Olympischen Winterspiele in China besonders gemacht haben. Die Sportjournalisten Ulrich Kühne-Helmessen und Detlev Vetten fangen einerseits das Wettkampfgeschehen mit seinen emotionalen Highlights ein, andererseits werfen sie einen kritischen Blick auf die Schattenseiten des olympischen Sportbetriebes. Dabei nehmen die Athlet*innen mehr Raum ein als das Drumherum.
Zu Beginn werden die Fotos der deutschen Medaillengewinner*innen geordnet nach der Farbe präsentiert. Danach werden Bilder hauptsächlich vom Sport angefangen von der Eröffnungsfeier auf einer Doppelseite oder einer Seite gezeigt. Dazu gibt es einen kleinen Begleittext zur Einordnung. Es gibt auch eine Aufnahme eines Proteststilllebens aus Hamburg gegen die Vergabe des IOC.
Anschließend gibt es eine kritische Titelstory zur Bilanz von Peking mit deutlicher Kritik am IOC-Präsidenten Thomas Bach.
Danach wird jeder Tag und dessen Geschehnisse in einzelnen Kapiteln beleuchtet. Es gibt einen Text und zahlreiche Bilder meist von strahlenden Medaillengewinner*innen. Dazu gibt es verschiedene kleinere Rubriken wie Entscheidungen des Tages, Meldungen, Spruch des Tages und Zahl des Tages. Die Redaktion hat die Rubrik „Und sonst?“ eingeführt, um eine Einordnung der Winterspiele in die aktuelle Weltpolitik zu ermöglichen.
Es folgt ein umfangreiches Statistikteil: Dort werden die Ergebnisse alphabetisch nach Sportart und jede Disziplin aufgeführt. Die Ergebnisliste mit Zeiten und Ländern geht bis Platz 10, nur andere deutsche Starter*innen werden extra erwähnt. Dahinter gibt es noch den gesammelten Medaillenspiegel und die teilnehmenden Länder. In der hinteren Innenseite noch ein Foto der Schlussfeier.
Dies ist eine Mischung zwischen Bildband und Hintergrundtexten, die vorwiegend aus deutscher sportlicher Perspektive erfolgt. Die Bilder sind tatsächlich spektakulär, perspektivenreich und nahe am Geschehen. Einige kleinere Fehler gibt es im Statistikteil wie bei der Nationalität der Short Trackerin Fontana (ITA statt HUN).
Die Kritik, vor allem die an Thomas Bach, an Olympia 2022 in Peking ist zwar richtig und notwendig, allerdings muss sie mit der Vergabe des IOC längere Zeit vorher in Zusammenhang gebracht werden. Vieles von den dortigen Repressionen gegen Medien, Menschenrechtsverletzungen und Vereinnahmung der Spiele für politische Zwecke war entweder vorher schon zu erwarten gewesen, teilweise schon bekannt oder wie letzteres ein oft vorgefundenes Phänomen bei vergangenen Olympiaden. Wenn die Vergabe der Olympischen Spiele an Menschenrechtsauflagen gekoppelt wäre, würden sich einiges an dieser Kritik erübrigen und der Sport würde endlich mehr im Mittelpunkt stehen.
Der Skandal beim Skispringen Mixed-Team, wo Sportlerinnen um ihre Träume betrogen wurden, hätte allerdings mehr Beachtung verdient, auch durch passende Bilder.