Intelligente Frauen haben es heute besonders schwer, weil alle Welt es gut mit ihnen meint. Politisch korrekte Männer bescheinigen den Frauen spezielle, vor allem kommunikative Fähigkeiten, die sie sich selbst absprechen. Die politischen Parteien verkünden unisono eine nahe Zukunft, in der Kinder und Karriere vereinbar seien. Und die feministische Forderung nach einer Quote für Frauen wird jetzt auch von der Wirtschaft begierig aufgegriffen. Die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere ist die Lebenslüge der Gleichstellungspolitik. Jeder, der sich im realen Leben ein wenig auskennt, weiss, dass Spitzenpositionen in der Wirtschaft das totale Engagement erfordern. Eine Geschäftsführerin kann sich keine Elternzeit nehmen. Und eine Spitzenpolitikerin auch nicht. Deshalb haben extrem erfolgreiche Frauen keine Kinder. Wer das nicht anerkennen will, muss zu einer Ideologie Zuflucht nehmen, die heute zwar sehr lautstark propagiert wird, aber wohl keinen fühlenden Menschen jemals wirklich überzeugen wird: nämlich zu der Ideologie, dass Kinder ihre leibliche Mutter gar nicht so dringend brauchen, sondern auch durch andere Bezugspersonen gut betreut werden können. So gibt man das Kind gleich nach der Geburt in die Krippe – und arbeitet mit schlechtem Gewissen an der Karriere.
Alle starren auf die Zahlen bei der Besetzung von Führungspositionen. Wie hoch ist der Anteil weiblicher Professoren an Universitäten? Wie viele Unternehmen werden von Frauen geführt? Nie geht es um konkrete Frauen und die Anerkennung ihrer Leistung, sondern immer nur um die Gruppe und ihre «Quote». Die Gutmeinenden wollen Gleichheit statt Freiheit, und zwar Ergebnisgleichheit statt Chancengleichheit – und zwar Ergebnisgleichheit nicht für die einzelnen Frauen, sondern für die Gruppe der Frauen als ganze.
Nicht die individuelle Leistung zählt, sondern die Gruppenzugehörigkeit. Damit aber wird die berechtigte Kritik an Diskriminierung ad absurdum geführt. Früher gab es Menschen, deren individuelle Leistung aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit nicht anerkannt wurde. Heute werden Menschen aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit gefördert, und zwar unabhängig von ihrer individuellen Leistung. Also hat sich nur das Vorzeichen der Diskriminierung gewandelt. Und hier wird die Sache dialektisch: jede Gleichstellungspolitik diskriminiert diejenigen, die es aus eigener Kraft geschafft haben.
Auch wenn sie politisch nicht erfüllt wird, kann man die Quotenforderung als Warnung verstehen, dass die politisch Korrekten nicht bereit sind, das Ergebnis eines individuellen Wettstreits um begrenzte Chancen hinzunehmen. Denn jeder Wettbewerb um knappe Positionen ist ein Kampf um Vorrang. Das heisst aber: es entsteht immer eine Nachfrage nach Ungleichheit. Man muss Männer benachteiligen, wenn man Frauen «nach vorne» bringen will. Man muss begabte Kinder benachteiligen, wenn man lernschwache Kinder zu denselben Lernergebnissen führen will.
Seit der vorsorgende Sozialstaat nicht mehr zwischen Wohltaten und Anrechten unterscheidet, können wir eine neue Spaltung der Gesellschaft durch die Ansprüche von Gruppen beobachten, die es gelernt haben, sich als Opfer ebendieser Gesellschaft zu präsentieren. Früher war die Leistung Grundlage der Wertschätzung, heute ist es die Benachteiligung. Im Kampf um Status ist der ausschlaggebende Faktor der, dass man Wundmale der Diskriminierung vorzeigen kann. Aber man kann die Diskriminierungen der Vergangenheit nicht wieder gutmachen. Schon gar nicht durch Diskriminierung und öffentliche Bussrituale der Männer. Mit jedem Schritt der Gleichstellungspolitik entfernen wir uns weiter vom gesunden Menschenverstand. Die eigentlichen Opfer der Frauenquote sind die Frauen.
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