Naturwissenschaft des Geistes – Teil 6 – Leben

Grundlage des Lebens sind genetisch abgespeicherte Informationen und ihre Verarbeitung.Obwohl wir heute in einer Wissensgesellschaft leben, zählt die Entstehung des Lebens noch immer zu den ungelösten Rätseln der Menschheit. Die Urzelle gilt als Ausgangspunkt der Evolution. Doch wie ist sie entstanden? Was sind die Ursachen und die Mechanismen der Dynamik des Lebens? Welche Triebkräfte lassen im Vorfeld des Lebens die notwendigen Biomoleküle und die Zellstrukturen entstehen? Die Arbeit des genetischen Geistes und der elementaren Geistformen, die mit physikalisch-chemischen Mechanismen molekulare Informationen verarbeiten, wird diskutiert. Sie sind für die Entstehung der Lebewesenverantwortlich.

1. Einführung

Ohne Informationsverarbeitung gäbe es kein Leben, weder körperlich in Pflanzen und Tieren noch geistig beim Denken, Träumen, Fantasieren usw. Der Mensch hätte kein Bewusstsein, und keinen Verstand. Es gäbe kein gesellschaftliches Leben und keine Elektronik in technischen Systemen. Leben ist fortwährende Dynamik. Wie in den ersten Teilen dieser Themenreihe (1) gezeigt wurde, ist immer dann, wenn etwas geschieht, ein spezieller Mechanismus verantwortlich, mit dem eine spezielle Form des Geistes auf eine kommunizierte Informationen reagiert, Kräfte produziert und mit ihnen Dynamik erzeugt.
Neben den Informationen, die in den Genen abgespeichert sind, spielen für den Aufbau und die Funktion der Zellen in allen Lebewesen noch weitere grundlegende Informationsformen, Informationsträger und Verarbeitungsmechanismen eine wichtige Rolle. So wie der menschliche Geist in unserem Gehirn Informationen verarbeitet und unser geistiges Leben sicherstellt, so verarbeiten auch andere Formen des Geistes in den einzelnen Zellen Informationen und stellen das körperliche Leben aller Lebewesen sicher (2).
Die Biologie ist die Naturwissenschaft des Lebens. Sie erhielt ihre entscheidenden Impulse vor etwa zweihundert Jahren durch die ersten Erkenntnisse über die Zellstrukturen der einfachsten Lebewesen sowie über die Rolle der Erbinformation durch Darwin und Mendel. Unter Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden entwickelte sie sich in den letzten wenigen Jahrzehnten in rasanter Weise weiter und ließ neue Forschungsdisziplinen wie die Biochemie, Biophysik, Medizin und Genetik entstehen. Gleichzeitig beschäftigen sich die Disziplinen der Neurologie und der Hirnforschung nahezu entkoppelt von den Kognitionswissenschaften und den Informationswissenschaften mit dem Geist des Menschen.
Obwohl es auf diese Weise möglich war, viele Geheimnisse des Lebens zu entschlüsseln, ist es dennoch bis heute noch nicht gelungen, biologisches Leben im Labor herzustellen. Dies liegt an der hoch komplexen Struktur selbst der primitivsten Lebensformen. Die Elementarprozesse des biologischen Lebens zählen aus diesem Grund zu den zentralen aktuellen Forschungsgebieten in den Naturwissenschaften.
Bei der Rückverfolgung jeder Kausalkette kommt man zwangsläufig an ein Ende, da der Mensch nicht immer wissen kann, was vorher war. Bei der Evolution des biologischen Lebens ist es die Urzelle, aus der ohne Unterbrechung des Lebens die gesamte belebte Natur entstanden ist. Was davor war, die chemische Evolution der Urzelle aus organischen Materialien sowie der Übergang, wie aus tot scheinenden anorganischen Molekülen und Atomen Leben entstehen konnte, ist noch ungeklärt. Sicher ist aus naturwissenschaftlicher Sicht nur, dass biologisches Leben nicht aus dem Nichts entstehen konnte und dass deshalb auch andere Formen des Lebens bereits ohne Zellstrukturen sowohl in organischen als auch in anorganischen Systemen nach den Regeln der Naturgesetze existieren müssen (3, 4). Ähnliche Überlegungen gelten auch für den Geist des Menschen, der evolutionär aus anderen Vorformen des Geistes entstanden sein muss. Damit stellt sich die zentrale Frage, aus welchen anderen Lebensformen sich biologisches Leben entwickeln konnte.
Wenn genetische Informationen und der Geist, der sie verarbeitet, die Grundlage biologischen Lebens sind, wo kommen sie dann her? Welche Information und welche Formen des Geistes waren imstande, sie zu erzeugen? Kann die Arbeit des genetischen Geistes ähnlich wie die Arbeit des menschlichen Geistes mit technischen Geistformen (5) verglichen werden?

2. Lebewesen

Lebewesen sind offene thermodynamische Systeme, für die der zweite Hauptsatz der Wärmelehre (nach dem alles im Chaos endet und den Wärmetod stirbt) nicht gilt, da sie ständig mit ihrer Umgebung Energie und Stoffe austauschen und auf diese Weise in der Lage sind, aus Unordnung Ordnung zu schaffen. Dazu zählen die Bildung von organischen Molekülen und geordneten Zellstrukturen sowie der automatische Ablauf physikalisch-chemischer Mechanismen, die von den Erbinformationen gesteuert werden und die auch die Rollenverteilung in den einzelnen Substrukturen der Zelle regeln. Dieser Austausch von Energie und Stoffen erfolgt vollautomatisch, aber keineswegs beliebig, sondernabsolut präzise und zuverlässig auf eine wohl definierte Art und Weise nach physikalisch-chemisch vorprogrammierten Mechanismen, die einen ganz spezifischen Ablauf garantieren, der wie jede andere technische Programmierung zuverlässig nach naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten abläuft. Für diese spezielle Aufgabe, mit der Ordnung in einem offenen System mit Energie- und Stoffaustausch hergestellt wird, sind damit vorprogrammierte Prozesse erforderlich, für die bestimmte elementare Formen des Geistes zuständig sind, die auch die Verarbeitung der Erbinformationen sicher stellen.
Durch ständigen Zufluss von Energie (Licht bei der Photosynthese) und durch Austausch von Substanzen (Sauerstoff und Nahrungsmittel bei Menschen und Tieren) kann sich in lebenden Zellen kein thermodynamisches Gleichgewicht einstellen. Schon Schrödinger (6) definierte Leben als etwas, das Ordnung und damit negative Entropie (7) erzeugt und speichert. Damit importiert Leben Negentropie (8) in die Zellen, was gleichbedeutend mit der Erzeugung von Redundanz, Ordnung und Informationen ist. Sie ist z.B. groß, wenn in einer Zeichenfolge viel Information steckt.
Wie genetisch eindrucksvoll belegt werden kann, haben sich alle Lebewesen evolutionär aus einer ersten lebenden Zelle entwickelt, die als Urzelle bezeichnet wird. Alle Pflanzen, Tiere und Menschen bestehen ohne jede Ausnahme aus Zellen, die sich durch Zellteilung ständig vermehren, so wie sie es bereits seit mehr als drei Milliarden Jahre gemacht haben. So kommt es, dass alle lebenden Zellen seit der Urzelle gelebt haben, da sie stets aus einer lebenden Vorgängerzelle entstanden sind. Der Mensch entsteht beispielsweise durch ständige Zellteilung aus einer befruchteten Eizelle, aber auch das menschliche Ei entstand bereits aus einer lebenden Zelle der Mutter, so wie das Ei, aus dem die Mutter entstand, aus einer lebenden Zelle der Großmutter entstand und so fort.
Eine weitere wichtige naturwissenschaftliche Erkenntnis ist, dass die im Zellkern molekular abgespeicherten Erbinformationen bei der Zellteilung mit höchster Perfektion kopiert und so in allen Zellen, so unterschiedlich sie in den Organen der einzelnen Lebewesen auch sind, absolut identisch erhalten bleiben. Eine geringfügige Veränderung der Erbinformation ist nur bei der Befruchtung der Eizelle möglich, was für die evolutionäre Entwicklung des Lebens von enormer Bedeutung ist. Ohne einen ständigen Generationswechsel, also ohne Leben und Tod, hätte sich kein intelligentes Leben entwickeln können.
Jede Dynamik wird von spezifischen Geistformen verursacht. Weil dies auch für die Dynamik aller biologischen Lebensformen gilt, die ohne jede Ausnahme auf genetischen Informationen basieren, ist in ihnen ein spezieller genetischer Geist aktiv, der die in den Genen abgespeicherten Prozessanweisungen abliest und verarbeitet. In jeder unserer Körperzellen war dieser Geist seit Jahrmilliarden unermüdlich aktiv und hat dafür gesorgt, dass unsere Körperzellen alle Generationen, die er zuvor erzeugt hatte, überlebt haben. Dieser Geist hat auf diese Weise ein „ewiges“ Leben und sorgt dafür, dass unser Körper und Geist von Generation zu Generation mit gewissen Variationen ständig neu erzeugt wird. In diesem Sinn haben wir ein „ewiges“ Leben (9).

3. Chemische Evolution und der Ursprung des Lebens

Eine spontane Entstehung der Lebewesen aus anorganischen Materialien, wie Aristoteles vermutete, ist unmöglich, da sie aus organischen Molekülen aufgebaut sind und da daher in einem ersten Schritt, der als chemische Evolution bezeichnet wird, zuerst die notwendigen organischen Biochemikalien in der Natur aus anorganischen Molekülen bereitgestellt werden müssen. Erst mit ihnen ist mit Wärmeenergie in wässriger Lösung die Biogenese, d.h. die Entstehung der ersten lebenden Zellen und aus ihnen im Anschluss daran die evolutionäre Entwicklung der Lebewesen möglich (10, 11).
Alle uns bekannten Lebensformen basieren demnach ausschließlich auf biologischen Systemen und was dabei dynamisch geschieht, die Dynamik des Lebens, basiert auf Informationen, ihre Kommunikation (12) und ihre Verarbeitung. Doch dies geschieht nicht nur in biologischen Systemen, sondern auch in allen anderen Systemen bis hinab zu den Atomen (1). Der Ursprung des Lebens liegt damit in der Informationsverarbeitung, die in Analogie zum menschlichen Geist von verschiedenen Geistformen geleistet wird. Sie stellen die Verbindung zwischen der Dynamik in anorganischen Systemen und der Dynamik in biologischen Systemen dar und sind damit letztendlich der Ursprung unseres körperlichen und geistigen Lebens.
Da alles, was auf dieser Welt in Atomen, Lebewesen und Maschinen geschieht, nach eindeutigen Regeln und Mechanismen der Informationsverarbeitung abläuft, wird jede Form der Dynamik, jede physikalische, chemische und biologische Aktion von spezifischen Geistformen ausgeführt. Leben zeichnet sich durch Dynamik aus und die existiert auch in allen Atomen. Im Gegensatz zu den stabilen Atomen und den anorganischen technischen Systemen, mit denen Maschinen gesteuert werden oder mit denen gerechnet wird, sind biologische Systeme verderblich. Sie entgehen nur der Verwesung, solange sie durch Energie- und Nahrungszufuhr die Systemeigenschaften ihrer Konstruktion erhalten. Sobald ihr Aufbau empfindlich gestört wird, kann der Geist, der sie am Leben erhält, nicht mehr arbeiten, ebenso wie auch der technische Geist in einem Computer, dessen Teile zerstört werden, nicht mehr arbeiten kann.
Was in einem Computer geschieht, kann als eine sehr spezielle technische Lebensform bezeichnet werden, da auch er ein offenes System darstellt, in dem ein Geist Informationen verarbeitet und mit elektrischer Energie Negentropie erzeugt. Es handelt sich dabei aber natürlich nicht um körperliches Leben, sondern um eine wesentlich einfachere Art des Lebens, das wir nur deshalb technisch beherrschen, weil rein physikalisch-technische Mechanismen in anorganischen Systemen wesentlich einfacher arbeiten als biologisch-chemische Mechanismen in lebenden Zellen. Technisches Leben im Computer ist vergleichbar mit unserem geistigen Leben, welches wir mit unserem Geist beim Denken, Rechnen und Träumen führen.
Die Geistformen, die biologisches Leben garantieren, arbeiten nur in wässriger Lösung. Diese Arbeit wird daher automatisch eingestellt, wenn dem System Wasser entzogen wird. Erst wenn dem System wieder Wasser und Wärme zugeführt wird (beispielsweise dem Samen der Pflanze) lebt das System wieder auf, d.h. der Geist, der für die Dynamik des Systems zuständig ist, kann dann wieder seine Arbeit aufnehmen. Dies funktioniert völlig analog zum technischen Geist in einem Computer, der dann wieder seine Arbeit aufnimmt, wenn er durch Anschalten wieder mit elektrischer Energie versorgt wird.
Wenn die chemische Zusammensetzung des Samens jedoch durch unsachgemäße Lagerung im Laufe der Jahre zu stark verändert wird, dann kann er nicht mehr austreiben. Auch das Leben einfacher nichtpflanzliche Lebewesen wie Einzeller oder Bakterien kann Jahrtausende lang z.B. durch Einfrieren abgeschaltet werden und nach dem Auftauen durch Wärmeenergie wieder zum Leben erweckt werden. Solange das System nicht destruktiv verändert wird, kann der Geist, der die notwendige Dynamik des Systems durch Informationsverarbeitung sicherstellt, wieder angeschaltet werden.

4. Erbinformationen

Erbinformationen enthalten das notwendige Wissen aus der Vergangenheit, um Lebewesen entstehen und richtig funktionieren zu lassen. Ein genetischer Geist verarbeitet sie auf seine eigene Art und Weise mit unterschiedlichen Mechanismen. Im Gegensatz zum denkenden Geist arbeitet er nicht physikalisch mit elektrischen Signalen, sondern chemisch mit Molekülen, die er aufgrund ihrer Informationen, die durch die jeweils sehr speziellen Eigenschaften ihrer Elektronenstruktur gegeben sind, synthetisiert, kopiert oder kommuniziert. Grundvoraussetzung für das Wachstum und die Vermehrung der Zellen ist die Synthese von Proteinen, die dafür benötigt werden. Die für diese Prozesse notwendigen Informationen sind, wie wir heute wissen, molekular auf den DNA (Desoxyribonukleinsäure)-Strängen in den Zellkernen abgespeichert.
Gene sind spezielle Abschnitte der DNA, die die jeweiligen Informationen für die Herstellung ganz bestimmter biologisch aktiver Substanz enthalten. Sie enthalten ferner die Informationen, wann die Zellteilung erfolgen soll, was bei ihr auf welche Weise geschehen soll und welche Eigenschaften die Bestandteile der neu entstehenden Zellen haben müssen. Sie bestimmen damit, wie sich der Körper eines neuen Lebewesens, Schritt für Schritt, aus einer Eizelle über viele Entwicklungsstufen hinweg aufbauen und wie er funktionieren soll. Wie erstaunlich perfekt dies abläuft, sehen wir, wenn wir die Entwicklung des Menschen ausgehend von einer einzigen Eizelle über das Embryo, das Baby, das Kleinkind und den Erwachsenen betrachten. Noch besser sehen wir die Perfektion dieser Arbeit bei eineiigen Zwillingen, bei denen Milliarden von Zellen zellgleich absolut identisch aufgebaut sind und funktionieren.
Was für jede einzelne unserer Milliarden Körperzellen gilt, das gilt auch für jede andere Zelle aller Lebewesen seit Milliarden Jahren.
– Alle lebenden Zellen sind sehr ähnlich aufgebaut.
– Sie enthalten in ihrem flüssigen Inneren, von Proteinen umhüllt, ein DNA-Doppelfadenmolekül. Die DNA stellt etwas wie eine „identity card“ dar, auf der dokumentiert ist, wie das zugehörige Lebewesen heißt, wie es aufgebaut ist und wie es funktioniert. Die dabei verwendete spezielle molekulare Schrift kommt im Gegensatz zu unserem Alphabet mit nur vier Buchstaben aus, die durch die Moleküle Adenin, Cytosin, Thymin und Guanin repräsentiert werden. Den Schrifttext bilden die Moleküle der Leitersprossen der DNA, die wie eine Strickleiter zu einer Doppelhelix aufgewunden ist.
– Sie sind immer ohne Unterbrechung des Lebens aus einer Vorgängerzelle durch Zellteilung entstanden.
– Die Erbinformation (immerhin handelt es sich beim Menschen dabei um Milliarden Einzelinformationen) wird bei der Zellteilung mit höchster Perfektion kopiert.
– Die DNA enthält umso mehr Informationen, je höher das Lebewesen entwickelt ist, d.h. die Zelle hat im Laufe der Evolution durch Ansammlung von Informationen dazugelernt. Mit anderen Worten, der genetische Geist ist lernfähig. Und das ist ein Kennzeichen der Intelligenz.
– Alle Lebensprozesse laufen in den Zellen vollautomatisch ab, so wie alle elementaren Prozesse in der Natur ablaufen. Verantwortlich dafür sind die vier Fundamentalkräfte, die seit der Entstehung des Universums in der Natur wirken. Mit ihnen wirken die elementaren Formen des Geistes in allen Bausteinen der Materie. Alles, was im Universum geschieht, einschließlich der Prozesse, die für das körperliche und geistige Leben verantwortlich sind, läuft seit Milliarden Jahren nach den strengen Regeln der Naturgesetze vollautomatisch ab. Alle Geistformen der Natur waren dabei in der Lage, immer mehr Informationen anzuhäufen und kreativ zu nutzen, so wie es der menschliche Geist im Laufe seines Lebens macht.
– Auch alle geistigen Prozesse laufen im menschlichen Körper vollautomatisch in einer eigenen Signalsprache ab. Mit ihnen führt der Mensch neben einem körperlichen Leben auch ein geistiges Leben.

5. Verarbeitung von Informationen in lebenden Zellen

Solange die Zellprozesse entsprechend den in der DNA abgespeicherten Vorgaben der Erbinformation ungestört ablaufen, lebt die Zelle. Was dabei in den Zellen von Einzellern und Vielzellern dynamisch geschieht, zeichnet sich durch folgende informationsgesteuerte Prozesse aus, die biologisches Leben charakterisieren:
(a) Fortpflanzung (Replikation), (b) Steuerung der Funktion der einzelnen Teile (c) Steuerung des Wachstums (Konstruktion, molekularer Aufbau) (c) Stoff- und Energiewechsel, (d) Wechselwirkung mit der Umwelt.
Alle Prozesse (a) bis (d) sind ursächlich auf genetische Informationen zurückzuführen. So wie der menschliche denkende Geist mit Sinnesinformationen arbeitet und dabei auf andere Geistformen (z.B. auf den Urgeist, der die internen Signale in den Neuronen verarbeitet), zurückgreift, die evolutionär vor ihm entstanden sind und die ihm vollautomatisch zuarbeiten, so arbeitet auch der genetische Geist mit den Erbinformationen in den einzelnen Zellen der Lebewesen und greift dabei auf elementare Geistformen zurück, die mit physikalisch-chemischen Mechanismen grundsätzlich alle Prozesse vollautomatisch nach den entsprechenden Naturgesetzmäßigkeiten ablaufen lassen.
Es gibt also auch neben den Prozessen, die unmittelbar nach genetischen Vorgaben gesteuert ablaufen, auch solche, die nur von ihnen angestoßen oder sogar völlig unabhängig von ihnen ablaufen. Dies muss so sein, da die meisten Moleküle der Zelle nicht in unmittelbarem Kontakt oder in direkter Verbindung zu der DNA stehen. Beispielsweise laufen die Prozesse bei der Proteinsynthese in den Zellen nach eindeutigen physikalisch-chemischen Gesetzmäßigkeiten entsprechend der Informationen, die in der Elektronenstruktur der beteiligten Moleküle liegen, vollautomatisch ab.
Alle Prozesse laufen in der Zelle grundsätzlich nach den Regeln der Physik und der Chemie vollautomatisch ab. Die dafür zuständigen Geistformen, die mit unsichtbaren Kräften die molekularen Informationen in chemische Prozesse umsetzen, sind aus rein physikalischen Geistformen entstanden, die in den Atomen und Ionen arbeiten und die aufgrund der Elektronenstruktur für die chemischen Bindungskräfte zwischen Atomen und Molekülen verantwortlich sind.
Alle Prozesse (a) bis (d) laufen in jeder einzelnen Zelle eines Lebewesens vollautomatisch ab. Sie stellen nach obiger Definition des biologischen Lebens auch in Vielzellern jeweils eigenständige Lebewesen dar, die alle mit identischer Erbinformation, aber unterschiedlicher Aufgabe, aus Vorgängerzellen entstanden sind.
Die Zellen der Lebewesen leben damit wie die Menschen symbiotisch in einer Gesellschaft in ständiger Kommunikation mit den Nachbarzellen. Das Gehirn stellt dabei die zentrale Organisationszentrale der Zellgemeinschaft dar, die den gesamten Organismus, die Gemeinschaft spezialisierter Zellen mit klar definierter Aufgabenverteilung, aber identischer Erbinformation, steuert.

6. Wie arbeitet der genetische Geist?

Da bereits in jeder Zelle alle Merkmale eines Lebewesens erfüllt sind, kann man die verantwortlichen Elementarprozesse an ihnen am besten studieren. Im Gegensatz zum denkenden Geist des Menschen, der wie der technische Geist in Computern mit rein physikalischen Mechanismen (also ohne Stoffumwandlung) arbeitet, verarbeitet der genetische Geist seine Informationen vorwiegend mit chemischen Mechanismen. Was den Geist antreibt, ist in technischen Systemen die elektrische Energie und in allen biologischen Systemen die Wärmeenergie, welche durch die Wärmebewegung die notwendigen physikalisch-chemischen Reaktionen ermöglicht, die z. B. für die Signalerzeugung in den Sinnesorganen oder für die Proteinsynthese erforderlich sind. Ohne Energie arbeitet kein Geist.
Der Geist, der die genetischen Informationen in den Zellen verarbeitet, hat mehrere Aufgaben und arbeitet dementsprechend auch mit mehreren Mechanismen. Dies bedeutet, dass mehrere unterschiedliche Geistformen notwendig sind, um die genetischen Informationen zu verarbeiten.
(a) So wie der menschliche Geist das Papier und die Druckerpresse dazu nutzt, um Informationen, die er im Laufe der Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte angesammelt hat, aufzuschreiben, zu speichern und zu vervielfältigen, so nutzt der genetische Geist das DNA-Makromolekül, um auf dessen Leiterstruktur seine Informationen, die er während Milliarden Jahren der Evolution durch Mutation und Selektion angesammelt hat, aufzuschreiben, zu speichern und zu vervielfältigen. Diese Lernfähigkeit beweist die Intelligenz des genetischen Geistes, auf den wir keinen Zugriff haben, da er wie alle elementaren physikalisch-chemischen Prozesse vollautomatisch arbeitet. Was beim Buchdruck vorwiegend mechanisch, im Computer elektronisch und im Gehirn ionisch geschieht, das geschieht in den Zellen und Organen des Körpers vorwiegend chemisch.
(b) Grundsätzlich finden alle chemischen Reaktionen unabhängig davon, ob sie genetisch ausgelöst werden oder nicht, nur unter gewissen Reaktionsbedingungen statt. Die Informationen, die die Reaktionspartner dazu bringen, miteinander in einer ganz speziellen Art und Weise zu reagieren, müssen von dem entsprechenden Geist, der mit physikalisch-chemischen Mechanismen arbeitet, erkannt und verarbeitet werden. Damit die notwendigen Reaktionen stattfinden können, müssen die entsprechenden Moleküle in der wässrigen Lösung des Zellinnern zunächst durch Wärmebewegung zueinander finden. Je nach Reaktionstypus (kovalente, ionische oder Wasserstoffbrücken-Bindung) müssen dann bei ihrem Kontakt alle Reaktionsbedingungen erfüllt sein und es müssen die Molekül sowohl beim Andocken an die DNA als auch bei der Selbstorganisation zu Membranhüllen oder zu Organellen wie ein Schlüssel in ein Schloss passen.
Grundsätzlich sind alle chemischen Reaktionen sehr spezifisch, da dabei immer strenge Bedingungen erfüllt werden müssen. Die Reaktionspartner reagieren deshalb nur dann, wenn alle Faktoren stimmen, d.h., wenn alle Informationen, die sie mitbringen, mit dem jeweiligen Reaktionspartner perfekt zusammenpassen, bzw. wenn sie sich als solche bezüglich aller ihrer sehr speziellen elektronischen Eigenschaften/Informationen erkennen. Nur dann kann der entsprechende chemische Geist die notwendige Reaktion veranlassen.
Die Information, die ein Schlüssel (Molekül A) durch seine Form und seine elektronischen Daten mitbringt, wird nur von einem bestimmten Schloss (Molekül B) erkannt, in das der Schlüssel passt. Auch ein Buchstabe wird vom menschlichen Geist nur an seiner Form erkannt, die zu der in der Erinnerung abgespeicherten und deshalb bekannten Form passt. Der entsprechende Geist erkennt dann diese Information und setzt die gewünschte Reaktion auf diese Weise präzise nach dem genetischen Programm um. Was in der Zelle wohl definiert und spezifisch vorprogrammiert geschieht, folgt damit einem konkreten Plan, den auch ein Chemiker hat, wenn er ganz spezielle Chemikalien und nichts anderes synthetisieren möchte. Wie der Chemiker bei der Synthese im Chemielabor mit Informationen arbeitet, so arbeitet auch der chemische Geist mit den Informationen der jeweiligen Reaktionspartner und synthetisiert dabei in den Zellen die zum Zellwachstum benötigten Proteine mit physikalisch-chemischen Mechanismen.
(c) Wenn eine nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an der DNA abgelesene genetische Information an einer anderen Stelle der Zelle eine Reaktion auslösen soll, dann wird die Information mit chemischen Botenstoffen dorthin entweder über spezielle Kanäle oder aber auch im einfachsten Fall nur über ein Konzentrationsgefälle mittels der Molekularbewegung übertragen. So kann die auf der DNA gespeicherte Information, die für den korrekten Aufbau und die einwandfreie Funktion der Zelle sorgen soll, an jeden Ort der Zelle kommuniziert werden. Der Absender ist der genetische Geist, der die genetische Botschaft an der DNA chemisch abliest und den Botenstoff erzeugt. Die Botschaft kann aber nur von dem dafür vorgesehenen Empfänger nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip empfangen werden. Sein Geist nimmt die Information mit dem Botenstoff auf und führt mit ihr die genetisch programmierte spezielle Reaktion aus.
(d) Eine weitere wichtige Aufgabe des genetischen Geistes ist die Erzeugung elektrischer Signale durch Austausch von Ionen über die Kernmembran, um mit ihnen spezielle Reaktionen in den Zellbausteinen auszulösen. Diese Form des genetischen Geistes ist der Vorläufer des Geistes, der zwischen den Zellen eines Vielzellers über die Zellmembranen die Aufgabenverteilung kommuniziert. In höher entwickelten Lebewesen werden diese Signale über die darauf spezialisierten Nervenzellen entlang den Nervenbahnen geleitet.
(e) Als Hauptaufgabe des genetischen Geistes gilt die Verdopplung der Zellen, die in mehreren Stufen abläuft. Dabei muss die komplette genetische Information in einer Weise chemisch verarbeiten werden, dass Milliarden Einzelinformationen vor der Zellteilung perfekt dupliziert werden. Bereits dieser erste Schritt ist ein mehrstufiger komplexer Prozess, der vollautomatisch und absolut fehlerfrei abläuft. Die Perfektion der DNA-Duplikation ist auf die eindeutige Zuordnung der Reaktionspartner nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip zurückzuführen, wobei nur Thymin mit Adenin und Cytosin mit Guanin und jeweils umgekehrt regieren kann. Allen Einzelprozessen des mehrstufigen Prozesses kann dabei eine spezielle Unterform des genetischen Geistes zugeordnet werden.
Weitere Aufgaben (f) und (g) des genetischen Geistes haben sich in Vielzellern aus den Aufgaben, die er bereits in Einzellern leistet, entwickelt.
(f) Schon in Einzellern sorgt der genetische Geist für eine Aufgabenverteilung innerhalb der Zellelemente. Die spezifischen Aufgaben, die die Organellen in einem Einzeller leisten, müssen in einem Vielzeller in den spezialisierten Zellverbänden der Organe geleistet werden. Der spezielle Aufbau dieser Strukturen erfolgt in der Wachstumsphase bei der Zellteilung. Die Kommunikation und Kontrolle der dazu notwendigen konstruktiven Prozesse übernimmt der genetische Geist der einzelnen Zellen, die alle in ihrer DNA auch nach der Spezialisierung noch immer dieselben Informationen tragen. Er sorgt dabei für die richtigen Zellstrukturen und ihre Vernetzungen, damit die einzelnen Spezialaufgaben der Organe korrekt erfüllt werden können.
(g) Eine weitere Hauptaufgabe des genetischen Geist in Vielzellern ist der Aufbau des zentralen, des somatischen und des vegetativen Nervensystems, mit denen die Kommunikation zwischen den Sinnesorganen und dem Gehirn, zwischen den Organen und dem Gehirn sowie zwischen dem Gehirn und der Muskulatur konstruktiv sichergestellt wird. Der Geist, der in diesem Nervengeflecht arbeitet und den wir als unseren menschlichen Geist kennen, hat sich aus (d) entwickelt. Er leistet seine Arbeit durch Ionenaustausch und die damit verbundenen ionischen Signalinformationen, also primär physikalisch wie in einem Computer, und ist wegen seines nichtchemischen Mechanismus völlig von ihm entkoppelt.

Fazit

Biologisches Leben ist durch Informationsverarbeitung auf hohem Niveau charakterisiert. Es basiert auf Biochemikalien, die während der chemischen Evolution durch Geistformen, die mit physikalisch-chemischen Mechanismen die Informationen der Elektronenstruktur so verarbeiten, dass die entsprechenden organischen Verbindungen synthetisiert werden.
Leben kann ganz allgemein als Prozess definiert werden, bei dem Informationen verarbeitet werden. Dies geschieht in Anlehnung zur Arbeit des menschlichen Geistes durch ganz spezielle Geistformen, die mit physikalisch-chemischen und biologischen Mechanismen arbeiten.
Entsprechend dieser allgemeinen Definition entsteht biologisches Leben durch Verarbeitung genetischer Informationen in den einzelnen Zellen unter Nutzung automatisch arbeitender molekularer und atomarer Lebensformen, die auch im Prozess der chemischen Evolution eine wesentliche Vorreiterrolle spielten und bei denen molekulare und atomareInformationen nach präzis definierten Naturgesetzen verarbeitet werden, um die richtige Dynamik der Prozesse zu garantieren.
Biologisches Lebens basiert auf der Verarbeitung der auf der DNA gespeicherten Informationen. Der zugehörige genetische Geist sorgt seit der ersten Zelle ununterbrochen und vollautomatisch für die Funktion der einzelnen Zellen und ihre Vervielfältigung. Dazu nutzt er die Informationen, die er im Lauf seines Milliarden Jahre andauernden Lebens angesammelt und zu Wissen verarbeitet hat, so wie es der menschliche denkende Geist während eines Menschenlebens mit den Sinnesinformationen macht.
Der genetische Geist ist für das bisherige „ewige“ Leben jeder unserer Körperzellen verantwortlich. Er sorgt auf diese Weise dafür, dass wir in unseren Kindern und Enkelkindern nur geringfügig genetisch modifiziert körperlich und geistig weiterleben. Ganz allgemein sorgt er dafür, dass alles pflanzliche, tierische und menschliche Leben in der Natur „ewig“ lebt. Die einzelnen Lebewesen sterben, aber die Natur stirbt nicht.

Literatur

(1)Hans Sixl, Naturwissenschaft des Geistes, Teil 1 und 2, Tabula Rasa No 83 (1/2013).
(2)Hans Sixl, Geist und Leben aus naturwissenschaftlicher Sicht. Tabula Rasa 71 (1/2012).
(3)Günter von Kidrowski (Ruhr-Universität Bochum) veröffentlichte 1986 das erste selbstreplizierende System auf Grundlage eines Hexanukleotids.
(4)Günter Wächtershäuser, Der neue Ursprung des Lebens, Focus Magazin 52 (1994) . Die ersten sich selbst replizierenden Strukturen mit Stoffwechsel seien auf Pyrit entstanden.
(5)Hans Sixl, Naturwissenschaft des Geistes, Teil 4, Technischer Geist, Tabula Rasa Artikel 4570 (2013).
(6)Erwin Schrödinger, Was ist Leben? – Die lebende Zelle mit dem Auge des Physikers betrachtet, 1951
(7)Entropie ist in der Thermodynamik ein Maß für die Unordnung bzw. das Chaos.
(8)Léon Brillouin verkürzte die Bezeichnung negative Entropie in Negentropy, siehe Brillouin, Principle of Information, J. of Applied Physics 24 (9) 1152-1163, 1953.
(9)Ewiges Leben im Sinn von Milliarden Jahren.
(10)Iris Fry, The Emergence of Life on Earth. A Historical and Scientific Overview. Rutgers University Press, 2000
(11)Sven P. Thoms, Ursprung des Lebens, Fischer Verlag 2005
(12)Horst Rauchfuß, Chemische Evolution und der Ursprung des Lebens, Springer, Berlin 2005
(13)Guenter Witzany, Biocommunication and natural genome editing, World J. Biol. Chem.1 (11) 348

Über Hans Sixl 52 Artikel
Dr. Hans Laurenz Sixl, Jahrgang 1941, arbeitete als Professor für Physik an den Universitäten Stuttgart und Frankfurt und als Visiting Professor in Durham (UK) und Tokyo (J). Von 1986 bis 2001 war er Forschungsdirektor in der Chemischen Industrie und Vorstandsmitglied der deutschen Physikalischen Gesellschaft. Seine Arbeitsgebiete waren Spektroskopie und Materialforschung. Er hat die Molekularen Elektronik in Deutschland begründet und lehrte an der Universität Frankfurt.

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