Naturwissenschaft des Geistes – Teil 1 – Der Geist als unsichtbarer Akteur

Der menschliche Geist ist seit Jahrtausenden eine nahezu exklusive Domäne der Philosophie und Theologie, was in der Bezeichnung Geisteswissenschaften zum Ausdruck kommt. Im Gegensatz zu ihnen befassen sich die Naturwissenschaften erst neuerdings mit ihm in den Neuro- und Kognitionswissenschaften. Neuere Erkenntnisse der Physik, der Genetik, der modernen Technologien und der Informationswissenschaften erlauben es inzwischen auch, sich grundsätzlich mit anderen Formen des Geistes zu beschäftigen. In Analogie zu der Philosophie des Geistes ist es damit möglich, eine Naturwissenschaft des Geistes zu etablieren.

1. Einführung

Der menschliche denkende Geist ist der bislang intelligenteste Geist, der allerdings erst nach dem vollständigen Aufbau des menschlichen Körpers und seiner Organe mit Hilfe der Sinneseindrücke entsteht und dabei lernt, in den Bildern, die er gesehen hat und in der Sprache, die er gelernt hat, eigenständig zu denken. Er stellt die vorläufig höchste Stufe der evolutionären geistigen Entwicklung dar. Alle bisherigen speziellen Formen des Geistes, die in primitiven Lebensformen und neuerdings auch in Maschinen und Computern arbeiten, besitzen diese Intelligenz nicht, da ihnen die dafür notwendige Lernfähigkeit nicht zur Verfügung steht. Ihr Geist arbeitet daher nicht eigenständig, sondern entweder genetisch oder technisch vorprogrammiert. Alle Säugetiere und ihre evolutionären Vorformen haben ein Gehirn, in dem ein Geist mehr oder weniger intelligent arbeitet, der sie primär unterbewusst aber auch rudimentär bewusst handeln lässt. Ob dieser Geist, ganz allgemein betrachtet, genetisch oder durch Triebe, Sinneseindrücke oder durch technische Programme oder anders gesteuert wird, soll hier zunächst nicht vertieft werden.
Nicht ohne Grund sprechen wir sowohl von körperlicher als auch von geistiger Arbeit. Unser Körper ist deshalb unser körperlicher Akteur und unser Geist unser geistiger Akteur. Wenn wir denken, dann arbeiten wir mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen mit den Bildern und Worten, die uns unsere Sinnesorgane im Laufe eines Lebens zugespielt hatten. Warum unser Geist dabei eine Arbeit leistet, soll in diesem Artikel beschrieben werden.

2. Arbeit und Kraft
Immer dann, wenn eine Kraft etwas bewegt, wird Arbeit geleistet. Jemand oder etwas, von dem diese Kraft ausgeht, muss die Arbeit leisten. Akteure, die wir sehen, sind körperlich und bestehen aus Materie und besitzen eine Form und Gestalt. Sie sind Personen oder technische Apparate wie Roboter oder einfache Maschinen. Im Innern dieser Akteure ist etwas aktiv, was wir, weil es unsichtbar ist, als Geist bezeichnen. Dieser Geist ist für das innere Geschehen verantwortlich, das Bewegungen initiiert (Ströme, Signale…), das steuert und das für die notwendige Energie sorgt. Dieser so allgemein als Geist bezeichnete unsichtbare Akteur leistet damit eine ebenfalls unsichtbare Arbeit. Er bewegt in unserem Gehirn mit unsichtbaren Kräften Ionen, also geladene Teilchen, auf Nervenbahnen und initiiert damit einen Denkprozess oder ein Muskelzucken. Deshalb ist auch unser Geist ein Arbeiter, der in unserem Inneren verborgen arbeitet. Er ist ebenso unsichtbar wie die unsichtbaren Akteure in Maschinen und Computern, die z.B. in einem Benzinmotor mit chemischen Kräfte arbeiten, mit ihnen Gase ausdehnen und dadurch Kolben bewegen, oder die in einem Elektromotor mit elektrischen Kräfte arbeiten und damit Räder antreiben, oder die in einem Computer mit Elektronen und Löchern arbeiten, die die gewünschten Operationen ausführen.
Wenn wir von unsichtbaren Kräften, Mechanismen, Prozessen und Akteuren reden, dann bedeutet dies nur, dass wir sie nicht direkt über unsere Sinnesorgane wahrnehmen können. Wir erhalten jedoch indirekte Information über ihre reale Existenz und ihr Wirken durch unsere technischen Möglichkeiten, die es uns erlauben, Kräfte, Ströme, Energien und damit auch unsichtbare physikalisch-chemische, biologische, elektrische Vorgänge genauestens zu vermessen.Einzelne Atome können wir ebenfalls nicht sehen und damit direkt erkennen, wie sie aufgebaut sind, aber unsere modernen technischen Geräte erlauben uns ihre Messung und ergänzen damit unsere biologisch eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeiten.
Der Kraftbegriff ist in der Physik eine zentrale Größe, von der buchstäblich alles ausgeht. Unsichtbare Kraftfelder beschreiben die Wirkung der Kräfte, die die Welt bewegen. Deshalb waren z.B. die unsichtbaren Kräfte, die die Planeten und Monde bewegen, schon immer etwas Geheimnisvolles, Göttliches oder Okkultes, dem ähnlich wie dem Geist des Menschen ein transzendenter Ursprung zugesprochen wurde. Obwohl die Kräfte unsichtbar sind, arbeiten wir mit ihnen und können sie messen. Ohne genaue Kenntnis der Kräfte könnte kein Wolkenkratzer und kein Auto gebaut werden. Ohne Kräfte gäbe es keine Dynamik und ohne sie könnte keine Arbeit geleistet sowie keine Bewegung verändert werden.
In der klassischen Physik gelten die Naturgesetze der Gravitation und der elektromagnetischen Wechselwirkung. Hinzu kamen im 20. Jahrhundert, nachdem die Radioaktivität und die Atomkerne entdeckt worden waren, die Naturgesetze der Schwachen (verantwortlich für Zerfallsprozesse) und der Starken Wechselwirkung (verantwortlich für den Zusammenhalt der Hadronen).
In der Quantenfeldtheorie werden die Grundkräfte auf den Austausch von virtuellen Eichbosonen (1) zurückgeführt. Dies ist für unsere Argumentation eine wichtige Aussage, die eine spezielle Art der Kommunikation ausdrückt, die für den Informationsaustausch bei jeder Wechselwirkung, d.h., bei jedem Austausch von Kräften zwischen Teilchen, verantwortlich ist. Mit Ausnahme der Gravitation konnten die Theorien der schwachen, der starken und der elektromagnetischen Wechselwirkungen in einem Standardmodell der Elementarteichenphysik zusammengeführt werden. Eine zukünftig angestrebte Grand Unification Theory sollte dazu in der Lage sein, alle vier Grundkräfte zu vereinen.

3. Leib-Seele-Dualismus
Bis vor wenigen Jahrhunderten wurde nur dem Menschen allein ein Geist attestiert, der theologisch mit dem Begriff der Seele eng verbunden ist. So liest man z.B.: Philosophisch hat die Seele (fast) immer den Vorrang, weil sie der Erkenntnis fähig ist und aufgrund ihrer Immaterialität unsterblich ist. Der Leib ist hingegen dem Verfall in der Zeit ausgeliefert und kann seine Verbindung mit der Seele nur begrenzt aufrechterhalten (2). Die Aussagen bezüglich der Existenz einer Seele, die ursprünglich mit dem Geist gleichgesetzt wurde,sowie ihre Immaterialität und Unsterblichkeit sind jedoch unbewiesene Annahmen und deshalb sowohl philosophisch als auch naturwissenschaftlich anfechtbar.
Der Kern der Philosophie des Geistes ist das Körper-Geist-Problem, das ursprünglich in Bezug auf den religiösen Menschen als Leib-Seele-Problem bezeichnet wurde. Es bezieht sich auf die Frage des Zusammenwirkens des Körperlichen und des Geistigen. Unter Geist werden dabei sehr unterschiedliche Dinge verstanden: das Bewusstsein (als Folge des Geistes, kognitive Aspekte), der Verstand (als Folge des Denkens und der Logik), das Psychische (als Folge der Emotionalität, Triebhaftigkeit …, medizinische Aspekte) und die Seele (religiöse Aspekte). Die philosophischen Kernfragen dazu beziehen sich nahezu ausschließlich auf den Menschen. Sie lauten:
– Handelt es sich beim Geist um eine eigenständige Entität, immateriell oder auch materiell?
– Was unterscheidet den Geist von der Seele oder sind Geist und Seele identisch?
– Wie wirken Körper und Geist/Seele zusammen?
– Kann der Geist/die Seele auch ohne Körper existieren?
– Kann ein Computer auch einen Geist/Seele haben?
– Hat der Mensch einen freien Willen oder ist alles vorbestimmt?
Bei diesen und vielen anderen Fragen beziehen sich Philosophen und Theologen natürlich nur auf den denkenden (den intelligenten) Geist des Menschen und weniger (oder sogar explizit nicht) auf andere (primitivere) Formen des Geistes, die evolutionär die Vorläuferformen des denkenden Geistes darstellen.
Für eine eindeutige Beantwortung der angeschnittenen Fragen muss das dazu notwendige, durch naturwissenschaftliche Fakten belegte Wissen zur Verfügung stehen. Ferner müssen die in den Fragen uneinheitlich benutzten Begriffe eindeutig definiert werden. Wie die Geschichte seit Descartes (3) beweist, kann das bisher ungelöste Körper-Geist-Problem von den Geisteswissenschaften allein nicht gelöst werden. Aus diesem Grund ist eine Naturwissenschaft des Geistes erforderlich. Mit ihr wird eine Problemlösung unter Nutzung aktueller naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und eindeutiger Definitionen der benutzen Begriffe angestrebt.

4. Der menschliche Geist in den Naturwissenschaften
Heute verbindet man mit dem Geist in den Kognitionswissenschaften, Neurowissenschaften und in der Forschung zur künstlichen Intelligenz Begriffe wie Bewusstsein und Unterbewusstsein, Verstand und Denkfähigkeit, also Eigenschaften und Fähigkeiten, die man auch Tieren nicht komplett absprechen kann. Man unterscheidet deshalb heute etwas genauer zwischen verschiedenen Formen des Geistes, die im menschlichen Körper eng zusammenarbeiten, und die man wie folgt unterteilen kann:
(a) den denkenden Geist. Zu ihm zählen Geistformen wie der rechnende, der planende, der sprachlich formulierende Geist, der kreative Geist, der motivierende Geist, der Wille, …
(b) den bewussten Geist. Das ist der Geist, der Erfahrungen und Wissen eines bisherigen Lebens angesammelt hat, der uns selbst als eigenständige Person und der uns unsere körperlichen und geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten sowie unser Umfeld bewusst macht.
(c) den unterbewussten Geist. Das ist der Geist, der uns nach ererbten Programmen instinktiv reagieren lässt und schließlich
(d) den Urgeist. Das ist der Geist, der unser Körperinneres steuert: die einzelnen Zellen, die Organe, die Muskeln…
Die jeweiligen Geistformen können dabei in jeweils einzelne eigenständig arbeitende Teile untergliedert werden, die je nach Bedarf mit den anderen Teilen konstruktiv zusammenarbeiten. Die Geistformen (a) bis (c) arbeiten mit in den Neuronen des Gehirns abgespeicherten Sinnesinformationen, die aus unseren bisherigen Lebensumständen (familiärer, sozialer, kultureller, technischer und gesellschaftlicher Art etc.) stammen. Die Geistform (d) arbeitet mit in den Zellkernen abgespeicherten genetischen Informationen, die unserem uralten, evolutionär entwickelten Erbgut entstammen.

5. Sichtbare und unsichtbare Akteure
Der sichtbare menschliche Akteur ist unser Körper. Er wird von unserem Geist, einem in unserem Gehirn nicht wahrnehmbaren Akteur, weitgehend unterbewusst gesteuert und bewegt.
Beispiel: Wir sitzen am Steuer unseres Autos und wollen anfahren. Also tritt unser Fuß (von unserem denkenden Geist initiiert und unterbewusst durch Einwirken auf die richtigen Muskeln gesteuert) auf das Gaspedal und löst in einer Ursache-Wirkungskette Folgekräfte aus, die von ebenfalls autonom arbeitenden technischen Formen des Geistes gesteuert werden: – Kraftwirkung auf Ventile, – Kräfte, die Benzin injizieren, – Kräfte, die durch chemische Reaktionen ausgelöst werden und auf Kolben, Räder und schließlich auf das Auto wirken. Für jede spezielle Kraft ist dabei ein im Innern arbeitender spezieller technischer Akteur (Geist) verantwortlich.
Ein Akteur ist ein Arbeiter. Er bezeichnet etwas, was arbeitet (Maschine, Automat, Roboter) oder jemand (Mensch), was durch Arbeit Bewegung, Schall, Licht, Wärme etc. erzeugt oder ganz allgemein Energie umsetzt.
-Ein Akteur (der Geist oder der Körper) nutzt Kräfte, um etwas zu bewegen.
– Er arbeitet mit einem bestimmten Mechanismus physikalischer, chemischer oder biologischer Art.
-Innere Mechanismen und Kräfte des Akteurs sind immer unsichtbar.
Nur im Falle eines körperlich sichtbaren Akteurs wird das Ergebnis direkt sichtbar.
Im Falle einer geistigen Aktion macht uns unser Geist das Ergebnis bewusst. Sowohl das Ergebnis als auch der Geist, der es erzielt hat, ist dabei nicht durch unsere Sinnesorgane wahrnehmbar.
Das Ergebnis der Arbeit unseres menschlichen Geistes wird erst dann durch unsere Sinnesorgane wahrnehmbar, wenn wir es artikulieren oder aufschreiben oder es als Bild darstellen. Ähnliches gilt für die geistige Arbeit eines Computers. Was im Innern des Gehirns oder im Computer erarbeitet wurde, kann immer dann, wenn wir es wollen oder fordern, sichtbar oder hörbar gemacht werden.
Da unser Geist ein Akteur ist, bewegt er etwas. Genauer gesagt, beschleunigt er etwas und das erfordert Kräfte. Dabei wird Arbeit geleistet, was wiederum Energie erfordert. Dynamik wird durch Kräfte verursacht. Das gilt sowohl für körperliche als auch für geistige Arbeit, also auch für die zugehörigen körperlichen oder geistigen Akteure.

6. Wie entstehen Kräfte? Wer bestimmt ihre Größe und Richtung?
Nach dem Standardmodell der Kosmologie ist das Universum vor 13,6 Milliarden Jahren aus einer (Raum-Zeit-Energie-)Singularität entstanden. Damals war das Universum in einem Punkt vereint, aus dem mit speziellen (unbekannten) Anfangsbedingungen die Naturgesetze und die Naturkonstanten (Feinabstimmung) entstanden sind. Aus der ursprünglichen Kraft, die das Universum samt Inhalt mit (Über-)Lichtgeschwindigkeit auseinander trieb, entstanden die uns heute bekannten vier Fundamentalkräfte, die die Wechselwirkung zwischen Materie und Elementarteilchen beschreiben: die Gravitation, die Schwache und die Starke Wechselwirkung und den Elektromagnetismus. Wechselwirkungen entstehen immer auf Distanz, da sie alle nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten mit dem Abstand der beteiligten Partner abnehmen. Es handelt sich also immer um Fernkräfte auch im subatomaren Bereich, was widersprüchlich klingt, aber nicht ist, da alle Wechselwirkungen auf Distanz und nicht erst durch direkten Kontakt erfolgen.
Auch alle Kräfte in der Biologie, Chemie und Technik entstehen aus den Fundamentalkräften durch Wechselwirkungen rein physikalischer Art.
– Damit die Kräfte entsprechend den Naturgesetzen in richtiger Stärke und Richtung entstehen, müssen die beteiligten Objekte (zwei Partner, zwei Personen, zwei Teilchen) auch die dazu notwendigen Informationen erhalten.
– Information wird grundsätzlich durch reelle oder im Fall der Fundamentalkräfte auch von virtuellen Informationsträger (auch Austauschteilchen oder Eichbosonen genannt) übertragen (kommuniziert). Virtuelle Teilchen existieren innerhalb der Unschärferelation.
– Informationsträger werden auch gerne als Träger der Kraft bezeichnet, weil sie über den entsprechenden Mechanismus (den beteiligten Akteur) zu der Kraftwirkung führen.
– Betrag und Richtung einer Kraft sind abhängig von der Entfernung und der Art der Objekte (Massen, Ladungen, Kerne), die miteinander kommunizieren.
– Damit die richtigen Kräfte wirken, muss diese Information kommuniziert werden.
– Zur Kommunikation gehören grundsätzlich ein Sender und ein Empfänger, die aufeinander abgestimmt sind, d.h., die dieselbe Sprache sprechen.

7. Gibt es eine Kommunikation zwischen Erde und Mond?
Warum sollten Erde und Mond Informationen austauschen?, ist die normale Reaktion der Befragten. Diese Reaktion ist verständlich, weil wir eine derartige Kommunikation zwischen den Himmelskörpern durch unsere Sinnesorgane nicht wahrnehmen können. Sie tun es aber dennoch in einer Sprache, die wir weder hören noch sehen können und deshalb auch nicht verstehen. Deshalb kommt der normale Bürger auch nicht auf die Idee, dass es zwischen Erde und Mond eine Kommunikation geben könnte.
Fakt ist: Der Mond nimmt die Erde wahr und umgekehrt, sonst würden sie sich ja auch nicht anziehen. Diese Wahrnehmung ist eine andere als unsere Sinneswahrnehmung. Und da unsere Sinneswahrnehmung auf Informationen beruht, ist es bei Erde und Mond genauso. Die Tatsache, dass es eine unsichtbare Kraftwirkung zwischen diesen Himmelskörpern gibt, sagt uns, dass sie ständig genau erfahren müssen, wie weit sie voneinander entfernt sind und wie groß sie sind, sonst würden sie unkontrolliert in den Weltraum fliegen und sich nicht exakt entsprechend den daraus resultierenden unsichtbar wirkenden Kräften umkreisen.
Wir müssen den Mechanismus und die Sprache, mit der sie kommunizieren, nicht kennen. Es ist dennoch Fakt, dass sich Erde und Mond aufgrund ihrer Kraftfelder wie durch Geisterhand umeinender herumbewegen. Doch was sind Kraftfelder? In der Quantenfeldtheorie sind sie das Ergebnis der Kraftwirkung zwischen Elementarteilchen, die durch Austauschteilchen (Informationsträger, auch als Kraftträger bezeichnet) ausgelöst wird. Das Kraftfeld der Gravitation wird mit den Austauschteilchen, die Gravitonen genannt werden, bei der Kommunikation aufgebaut.

8. Wechselseitige und einseitige Kommunikation
Die bisher beschriebene Kommunikation, die zu den Fundamentalkräften führt, ist eine wechselseitige Kommunikation, bei der die Partner gleichzeitig als Sender und Empfänger agieren. Die Informationsträger werden dabei als Austauschteilchen (Eichbosonen) bezeichnet, da beide Partner mit denselben Informationsträgern arbeiten.
Die Kommunikation zwischen Lebewesen (mit Lauten, Zeichen, Bildern …) und in der Technik (Radio, Fernsehen, Telefon…) ist eine einseitige Kommunikation und funktioniert ausschließlich auf der Basis von realen Informationsträgern (Schallwellen, elektromagnetische Wellen). Augen und Ohren dienen ausschließlich als Empfänger und die Stimmbänder als Sender akustischer Signale und Schriften und Bilder als Sender für optische Signale. Aber nur die wechselseitige Kommunikation ist eine ideale Kommunikation, bei der unser Gehirn als weiteres Organ für die Rückkopplung zu dem Gesprächspartner zwischengeschaltet ist.
Die Sonne ist ebenfalls ein Sender. Sie liefert uns mit Licht und Wärmestrahlen die Grundlage unseres Lebens. Die Empfänger der Lichtstrahlen sind u. a. die Pflanzen, die mit dem Sonnenlicht Photosynthese betreiben. Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen und umfasst alle Frequenzen und Wellenlängen, die für das Leben wichtig sind. Es wird von den Molekülen der Pflanzen, dem ersten Glied der Nahrungskette, absorbiert. Dabei gilt auch wieder das Resonanz- bzw. das Schlüssel-Schloss-Prinzip, nach dem nur Licht mit der richtigen Wellelänge in der Lage ist, die Elektronen in den Molekülen anzuregen und in einem komplizierten mehrstufigen Prozess letztendlich Chemie zu betreiben. Dabei wird das CO2 der Luft mit dem Wasser der Zellen dazu benutzt, um Kohlenwasserstoffe zu erzeugen. Dies ist ein komplexer photochemischer Prozess, bei dem der Informationsträger (das reale Photon) nicht nur die Kraft sondern auch die Energie mitbringt, die der Akteur in der Pflanze benötigt, um die entsprechende Synthesearbeit in einer weiteren Ursache-Wirkungs-Kausalkette zu leisten.
Das von den Gegenständen unserer Umgebung abgestrahlte Licht wird von unseren Augen auf die Netzhaut abgebildet und dort von Photorezeptoren empfangen, die auf bestimmte Frequenzen abgestimmt sind. Ähnlich wie in Pflanzen werden auch hier Ionen freigesetzt, die auf den Nervenbahnen elektrische Signale erzeugen.
Nur die durch unsere Stimmbänder in einem bestimmten Frequenzbereich erzeugten Schallwellen können auch in unseren Ohren empfangen werden. Dort setzen sie die Schwingungen des Trommelfels in elektrische Signale um.
Unsere Sinnesorgane dienen ausschließlich als Empfänger lebenswichtiger Informationen aus unserer Umgebung. In unserer technischen Sprache stellen sie optische (Licht), akustische (Schall), mechanische (Druck), thermische (Wärme) und chemische Sensoren (Geschmack und Geruch) dar. Es ist eine einseitige Information, bei der die Natur, die das Sonnenlicht reflektiert, der Sender und die Menschen sowie alle anderen Lebewesen die Empfänger sind.
Bei der wechselseitigen Kommunikation gilt für die entsprechend gleichzeitige Kraftwirkung der jeweiligen Anziehungs- oder Abstoßungskräfte actio gleich reactio und es erfolgt kein Austausch von Energie. Bei der einseitigen Kommunikation mit Licht und Schallwellen ist dies nicht der Fall. Hier wird neben der Information auch immer Energie vom Sender zum Empfänger übertragen. Die Kraftwirkung entsteht dabei lokal am Empfänger und gegenüber dem Sender in der Zeit verschoben.

9. Lebende Materie und tote Materie
Lebewesen zeichnen sich gegenüber toter Materie dadurch aus, dass sie aus Zellen aufgebaut sind, in denen ununterbrochen die lebenserhaltenden Funktionen aufrechterhalten werden. Dazu müssen pausenlos ganz spezielle physikalisch-chemische Prozesse mit genetisch vorgegebenen eindeutigen Zielvorgaben ablaufen. Dies geht nur durch Kommunikation der entsprechenden Informationen mit den dazu notwendigen speziellen Informationsträgern, die die für den korrekten Ablauf jeweils erforderlichen Kräfte freisetzen. Immer wenn Kräfte eine Arbeit leisten, ist ein Akteur aktiv. Diese Arbeit muss demnach in den lebenden Zellen von einem entsprechenden Geist geleistet werden. Eine lebende Zelle unterscheidet sich aus diesem Grund von einer toten dadurch, dass in ihr ständige lebenserhaltende Aktivität herrscht, deren Arbeit von Geistformen geleistet wird, die das Leben entsprechend den genetischen Vorgaben sicherstellen (6). Lebewesen stellen damit ein offenes System dar, in dem ein Geist das Chaos nach außen schaufelt, um im Inneren durch geschickte Steuerung einen thermodynamisch unwahrscheinlichen Zustand aufrecht zu erhalten.
In toten Körpern findet zwar Wärmebewegung, aber keine Bewegung und damit auch keine Aktivität statt, die nach kommunizierten (genetischen) Zielvorgaben abläuft. Körperliches Leben kann damit als Prozess definiert werden, in dem ein geistiger Akteur Kräfte nach kommunizierten genetischen Zielvorgaben in die notwendigen Bewegungen der Moleküle umsetzt. Körperliches Leben beruht auf der Basis der kommunizierten genetischen Information. Im Gegensatz zu einem toten Körper ist in einem lebenden Körper ein genetischer Geist permanent aktiv.
Geistiges Leben ist hingegen eine andere Kategorie. Für diese andere Art des Lebens musste im Menschen ein eigenes Organ geschaffen werden, das sich gegenüber allen anderen Lebewesen durch die Hirnrinde unterscheidet. In ihr ist der denkende Geist aktiv, der mit Sinnesinformationen arbeitet, die in den dafür gebauten speziellen Neuronen abgespeichert werden. Geistiges Leben kann damit als Prozess definiert werden, in dem ein geistiger Akteur Kräfte nach neuronalen Zielvorgaben in die notwendigen Bewegungen der Ionen umsetzt.
Sowohl für das körperliche Leben, das durch Muskelbewegungen und Organfunktionen charakterisiert werden kann, als auch für das geistige Leben, das primär durch Denkprozesse charakterisiert ist, sind Informationen, Informationsträger, Kräfte, Mechanismen und damit auch die dafür zuständigen Geistformen, die die jeweiligen Aktionen sicherstellen, notwendig. Weitere Details folgen im zweiten Teil dieses Beitrags.

Fazit
In diesem Artikel wurden die Fragen, was ein Geist ist und was Leben bedeutet, naturwissenschaftlich fundiert beantwortet und so formuliert, dasssie auch auf andere Geist- und Lebensformen anwendbar sind. Sowohl für das körperliche als auch für das geistige Leben sind geistige Akteure erforderlich, die mit unterschiedlichen Mechanismen relativ autonom ihre Arbeit leisten. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist der menschliche denkende Geist, der im Zentrum der philosophischen und theologischen Betrachtungen steht, ein realer Akteur, der geistige Arbeit leistet und damit Energie umsetzt. Er arbeitet mit einseitig kommunizierten Informationen, unsichtbaren Kräften und unsichtbaren Mechanismen ausschließlich innerhalb des menschlichen Gehirns und bezieht seine Informationen ebenfalls ausschließlich aus seinen Sinnesorganen. Damit unterscheidet er sich eindeutig von dem transzendenten Geist, der von den Theologen als Seele des Menschen bezeichnet wird. Neben dem denkenden Geist, gibt es weitere Formen des Geistes, die als unsichtbare Akteure im Menschen, in anderen Lebensformen sowie in technischen Geräten in anderen Sprachen arbeiten.

Für wertvolle Anregungen und konstruktive Kritik bedanke ich mich bei meinen früheren Kollegen der Theoretischen Physik an der Universität Stuttgart, Professor Weidlich und Professor Mahler.

Literatur

(1)Eichbosonen sind virtuelle Teilchen, die auch Kraftträgerteilchen genannt werden, weil sie die Kräfte bei jeder Wechselwirkung zwischen Masseteilchen vermitteln und dadurch als Austauschteilchen die Bewegung der ein- und auslaufenden Teilchen verändern. So wird z.B. die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen zwei Elektronen durch ein virtuelles Photon vermittelt. Virtuelle Teilchen besitzen keine definierte Masse. Das steht im Zusammenhang mit ihrer kurzen Lebensdauer und der daraus resultierenden Energieunschärfe.
(2)A. Preussner, Dualismus Leib-Seele, Philosophielexikon im Internet.
(3)René Descartes, Medidationes de prima philosophia, 1641.
(4)Die vier Fundamentalkräfte beschreiben die Gravitation, die Schwache Wechselwirkung, den Elektromagnetismus und die Starke Wechselwirkung.
(5)Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff, mit dem auf die Informationsverarbeitung im Menschen und in anderen Systemen wie ComputernBezug genommen wird. Oft ist mit Kognition das Denken in einem sehr umfassenden Sinn gemeint (Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Planen, Kreativität ….Wille, Glaube …)
(6)Hans Sixl, Geist und Leben aus naturwissenschaftlicher Sicht. Tabula Rasa 71 (1/2012).

Finanzen

Über Hans Sixl 51 Artikel
Dr. Hans Laurenz Sixl, Jahrgang 1941, arbeitete als Professor für Physik an den Universitäten Stuttgart und Frankfurt und als Visiting Professor in Durham (UK) und Tokyo (J). Von 1986 bis 2001 war er Forschungsdirektor in der Chemischen Industrie und Vorstandsmitglied der deutschen Physikalischen Gesellschaft. Seine Arbeitsgebiete waren Spektroskopie und Materialforschung. Er hat die Molekularen Elektronik in Deutschland begründet und lehrte an der Universität Frankfurt.

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