Dass Tiere wie „Hund, Katze, Maus“ – so der Titel der aktuellen Sonderschau – „in Alltag und Mythos“ schon zu Zeiten von Jupiter und Zeus keine Nebenrolle im Leben der Etrusker, Römer und Griechen spielten – wem sagt man da was Neues? Auch wenn Tiere, wie Kurator Ulrich Hofstätter betont, für die meisten Menschen des Altertums in erster Linie ihres Nutzens wegen gehalten wurden – sie waren ebenso bedeutend als prestigehaltige Status-Symbole namentlich der Oberschicht.
Edle Jagdhunde wurden wegen ihrer Präsenz gezüchtet und ausgebildet, Kampfhähne wegen ihrer Angriffslust geschätzt. Pferde konnten sich bei den Griechen nur adelige Familien leisten, wohingegen Schweine auch von „gewöhnlichen“ Zeitgenossen, schon ihres Fleisches wegen, gehalten wurden. Haushaltsabfälle dienten ihnen, wie vielfach noch heute, als Nahrung und machten sie fett. Die in der Ausstellung gezeigte, beinah übersehene schwarze Statuette aus Terrakotta, 1. Hälfte 5. Jahrhundert v. Chr., verweist nach Athen.
Alle Tiere der Antike sind uns bis auf den heutigen Tag entweder auf Gegenstände wie Vasen, Pyxen, Schalen, Teller und Amphoren gemalt oder als tönerne oder metallene Statuetten gegenwärtig. So springt neben einem mit einem Reifen laufenden Jungen auf einer tönernen Trinkschale, knapp ein halbes Jahrtausend vor Christus, ein Hund mit Halsband voran. Eine Wildkatze ist uns in einem Löwenkopfwasserspeier aus Terrakotta, 4. Jahrhundert vor Christus, erhalten und zwei wunderschöne matt-weiße, etwa 2000 Jahre alte bukolische Marmorreliefs, von denen eines in der Nähe Roms gefunden wurde, belegen die Einheit von Mensch und Tier.
Wer weiß schon, dass man in der Antike die Heuschrecke nicht nur als Plage empfand, sondern nicht zuletzt ihres zauberischen Zirpens wegen in Käfigen hielt? Als „gefräßige Schönheit“ prangt ein Einzel-Exemplar, graviert auf eine Silberplakette, in einer der zahlreichen Vitrinen. Sie soll aus Nihawand und aus dem 3. bis 2. Jahrhundert vor Christus stammen. Nicht weniger sind eine römische Maus mit Küchenkrümel, ein grüner Frosch aus Hermione mit geschlossenen Augen auf einem Dreiblatt sitzend und ein Tiergriff, der, wohl zum Schutz, aus mehrfach gewundenen Schlangen besteht, zu bewundern.
Nicht alles in dieser Ausstellung mag „jugendfrei“ sein, doch der junge Kurator wagte es mit Recht, einige, früher schon mal in Porno-Nähe gerückte Exponate zur „Ergötzung der Wissenden“ zu präsentieren. Gemeint ist weniger der vom antiken Maler Onesimos als „schöner Knabe“ bezeichnete schlanke Jäger, der, Herakles nacheifernd, ein Leopardenfell schützend vor sich hält, vielmehr geht es um die Darstellung auf einer nolanischen Amphora, wo sich ein Esel mit erigiertem Penis von hinten einem Satyr naht, dann aber auch um eine als Karikatur anzusehende Ton-Marionette, die als Hund durchgehen kann und deren Kiefer wie auch der phallusförmige Schwanz beweglich sind. „Kein Kinderspiel“ warnt eine Beschreibung, aus der hervorgeht, dass das seltene Stück nicht von Kindern, sondern vermutlich von Schaustellern verwendet wurde. Also: In dieser Ausstellung wird`s keinem langweilig, ob alt, ob jung. Den Kindern wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sie kriegen vom mpz mehrere „Entdecker-Blätter“ mit Fragen, Aufgaben und Rätsel und zahlreichen Anregungen zur Verarbeitung des Gesehenen. – Bis 10. Januar täglich außer Mo von 10 bis 17, Mi bis 20 Uhr.