Mit der Transsibirischen Eisenbahn eine kleine Teilstrecke von St. Petersburg nach Kirow

März 2024

Im Zugabteil der Transsibirischen Eisenbahn. Bildquelle: Michael Gallmeister.

Nachdem ich nun einige Tage in Petersburg verbracht hatte, siehe Bericht:

https://www.tabularasamagazin.de/petersburger-geschichten-und-ein-ausflug-nach-kirow-michael-gallmeister/

 

Den ausführlicheren mit reichlich Fotos versehenen Gesamtbericht meiner Russlandreise, 7.3. – 20.3. 2024 finden sie unter lettlandweit.info.

 

Da Großstädte für mich nach 3 Tagen etwas anstrengend werden, kaufte ich mir eine Fahrkarte, Platzkart (d.h. Pritschenschlafplatz) für ca. 40 EUR eine Strecke, etwa 1000 km nach Kirow.

 

Eisenbahnfahrt

Heute auf dem Weg nach Kirow, draußen sieht es immer noch aus wie im kalten Winter und der Zug trödelt wie gewohnt durch die grau-weiße Birkenlandschaft.

Die Menschen sind etwas irritiert dass ich als Deutscher mit so wenig Sprachkenntnissen in Russland unterwegs bin. Allerdings meinte am nächsten Morgen eine Schaffnerin, das ich sehr gut Russisch könne und verstehen würde, es waren einmal ein Amerikaner und ein Iraner im Zug unterwegs, und die hätten überhaupt nichts verstanden.

Die Ferne kann einen nur dann locken, wenn alles in dieser Ferne neu, anders ja geradezu unverständlich ist. Ist es der Hauch von Angst welcher einen auf so einer Reise ergreift? Um in unkontrollierte Situationen zu gelangen? Umso das eigene wirkliche Leben noch mal zu spüren?

 

Man sagt so, das in Russland die Dörfer äußerlich und innerlich verrottet sind, aber ist das in Europa nicht ähnlich? Man schau mal in Ostdeutschland, oder die verlassenen Dörfer in Italien, Griechenland Spanien….. es wird überall nur mit Wasser gekocht.

Aber die Städte wachsen weiter, werden immer teurer auf diese Weise schon wird die Zweiteilung vorangetrieben. Die Sklaven, Dienstleister in den Städten in billigen Randgebieten dahinvegetierend und die Reichen lassen sich bedienen ohne Ende und mit steigender Arroganz.

 

Internet ist relativ schwierig zu bekommen nur in den Hotels in Petersburg geht es.

Im Zug gibt es theoretisch  WLAN oder WiFi  man muss sich aber mit einer russischen Telefonnummer registrieren um es zu empfangen, was allerdings hier in den Weiten des Landes wenig Sin macht, da eigentlich nur an und um grösseren Stationen Internet überhaupt vorhanden ist.

Oft geben einem auch die Leute mit Ihrem Telefon einen Hotspot oder wie man das nennt, also verbinden Ihr Telefon mit meinen damit ich Internet bekommen kann und haben also keine Angst von ihrer Seite dass ich als Ausländer eine Gefahr für Sie darstellen könnte.

 

Gespräche im Zug

In Petersburg sind viele Menschen schon oft nach Westeuropa gereist, das ist eigentlich das Wesentliche was sie jetzt vom Krieg mitbekommen, dass ihnen der Weg in den Westen versperrt ist. Umso verwunderter sind Sie, dass ich aus dem Westen noch so einfach nach Russland reisen kann. Eine Frau im Zug hat drei Monate auf ihr Transit Visa durch Litauen nach Kaliningradmit dem Zug gewartet, sie zeigte mir auch den Ausdruck mit Stempel.

Als ich ihr erklärte dass ich in vier Tagen das Visa für Russland über Internet bekommen habe wunderte sie sich,  Gerechtigkeit?

Ein junger Mann, Programmierer, schlechtes Englisch, er liebt die deutsche Sprache, “ sie sei monumental einer der härtesten Sprachen“ also, wie Russisch.

Der Zug nach Kirow ist rappelvoll das Restaurant leer und die endlosen Birkenwälder säumen den Wegesrand der Strecke. Siehe dazu kleines Video:

Hier gehts zum Video:

 

 

Ich gerate in die Diskussion mit den Leuten im Waggon, ich sage, es gibt das europäische Russland und das asiatische Russland, auf alten Karten aus der Zarenzeit überall zu finden. Nein meint jemand, das wäre immer nur ganz Russland. Ja, sage ich, es gab keine politischen Grenzen aber die Unterteilung war immer zu finden. Er hat recht, ergänzt jemand, Kirgistan, Kasachstan, Armenien, Aserbaidschan … das war und ist asiatisches Russland.

Dann die Frage zu Putin, wie ich das sehe, wie man in Deutschland das sieht?

Die Diskussion lebt auf im Zug, es wird lauter, man merkt die Meinung ist geteilt. Eine alte Frau fragt die anderen Russen kennst du eigentlich den deutschen Präsidenten, nein meint jemand warum sollte ich,  Scholz heisst er, sagt sie, – keine Ahnung,  aber sie ergänzt weiter, erst war Merkel dann war Scholz.

Der eine meinte Putin wäre Russland, da hörte ich einige andere Leute murren und ich sagte auch, Russland ist nicht Putin, dann zeigt die alte Frau auf einen verdeckten Raum mit einer Decke verhangen, und meinte mit großem Humor das ist bestimmt der FSB, hob den Zipfel, da war wirklich jemand dahinter.

Der Zug sehr modern, aber immer noch der Samowar im Mittelpunkt, heißes Wasser muss jederzeit zur Verfügung stehen. Die Toiletten erstaunlich sauber, immer mit frischen hochwertigen Klopapier versehen, da kann die Deutsche Bahn noch dazu lernen, vor allem was die exakte Pünktlichkeit betrifft.

Allerdings, alkoholische Getränke verboten, nur im Restaurant erhältlich so ca. den doppelten Preis als im Supermarkt. Essen ebenso um die fünf bis sieben Euro.  Der eine Mann trinkt trotzdem Cognac die ganze Zeit aus einer kleinen Flasche, ich zuerst ein Bier im Restaurant, dann eins bei der Pause auf dem Bahnsteig, die Schaffnerin meint ja, aber aufpassen wegen Miliz.

Und nach ein paar Minuten kommen drei Polizisten vorbei, schauen skeptisch auf meine Bierdose in der Hand und dann meint die Schaffnerin, das ist in Ordnung er wäre Deutscher zu Besuch.

 

Der junge Mann um die 30 der ein wenig Englisch konnte war ein Jahr in der Armee, er weiß nicht ob er eingezogen wird, er hofft nicht. Er hat keine Kinder ist aber verheiratet er meint dies wäre nicht mehr die Zukunft für Kinder, deshalb hat er sich lieber nur einen Hund angeschafft. Er hört gerne die deutsche Gruppe Rammstein. Er kennt Nietzsche und ist aber eher Nihilist, das heisst er glaubt nur an ein einmaliges Leben.

Ein Ausweg gibt es nicht, das sieht er übrigens genauso wie ich, keine Religion, Nihilismus, wenn Russland über diese Stufe hinauswächst, wird es interessant oder besonders gefährlich.

Was bleibt vom Denken?  Auto waschen und E-Zigaretten, wie klein gedacht, das sieht man nämlich in Russland an jeder Ecke. Wir wollen uns mit Waschmitteln reinwaschen und bauen eine Fassade in der wir selten wirklich sind.

Denkmalpolitischeopfer. Bildquelle: Michael Gallmeister

Kirow

Eine Sowjet Stadt, Stalin war dort zwei Wochen im Hospital, aus einem Gefängnis des Oblast Vologoda dort hingebracht zur Genesung, dann dort noch im örtlichen Gefängniss. An welchen Zipfeln hängt die Geschichte, Stalin hatte damals schon finanzielle Unterstützer aber genauso gut hätte er auch im Gefängnis oder im Hospital sterben bzw ermordet werden können.

 

Wasser wird an modernen Pavillons in Automaten verkauft es sei besser zum Trinken, 1,5 Cent kommt angeblich aus einem Brunnen. Lenin darf nicht fehlen es gibt viele Ausbildungszentren, technische Universitäten, Humanitäre Universität, Medizinische Universität, allerdings wurde die philosophische Abteilung und die Germanistik abgeschafft.

Daneben eine Unmenge von Verwaltungsgebäuden, die Anzahl der Angestellten wächst jährlich! Derweil die Bevölkerung etwas abnimmt, dieselbe Entwicklung übrigens auch in Lettland.

 

Von der Altstadt sieht man nicht allzu viel es waren wohl meist Holzhäuser welche weggefault sind selten sieht man noch einen baufälligen Rest davon

Ein seltsames Kulturhaus, wo Frauen im Keller Tarnung gegen die ukrainischen Drohnen zusammenbauen? Und alte Männer spielen oben Billard.

Auffällig ist das überall unnötigerweise viele Leute mit relativ wenigen Vorgängen bzw Aufgaben beschäftigt sind. Aus westlicher Sicht würde man dringend Maßnahmen zur Rationalisierung ergreifen. In einem billigen Hotel sitzt in jeder Etage mindestens eine Aufwart Frau und dazu noch Reinigungskräfte Sicherheitsleute Rezeptionisten… als wenn Russland Menschen im Überfluss hätte die irgendwie beschäftigt werden müssen.

Am Bahnhof noch eine kuriose Szene, ich diskutiere mit meinem Bekannten am Ticketschalter über die Rückfahrt nach Petersburg und wir sind uns irgendwann einig und ich bezahle das Ticket und die Frau fragt noch ob ich 13 Rubel klein habe, ich wühle in meiner Tasche mein Bekannter in seiner, und dann kommt ein Mann angelaufen und schmeißt die 13 Rubel auf den Tresen und meint, kann es jetzt mal weitergehen.

 

Angesichts des extremen Ungleichgewichts zwischen Reich und Arm, was höchste Blüten besonders in Russland aber auch in anderen Ländern treibt, wäre es eigentlich wieder mal an der Zeit diesen Missstand durch eine internationale Revolution zu verändern. Aber dies scheut das russische Volk wie der Teufel das Weihwasser, nach den bösartigen Erfahrungen und Auswüchsen der bolschewistischen Revolution. Und die anderen Völker und Staaten ebenso aus der anschaulichen Erfahrung der Diktatur des selbst ernannten und selbstbevollmächtigten Proletariats. Schon Stalin hat den Satz, „Diktatur des Proletariats“ völlig umgestaltet im Denken und Handeln, er meinte, das das Proletariat nur mit diktatorischen Mitteln in die Zukunft geführt werden könnte. Damit war er durchaus zukunftsweisend denn nichts anderes ist das Tun unserer heutigen Regierungen, den Wohlstand und die Vermehrung des Reichtums Weniger sichern und die Massen zu kontrollieren und ruhig zu halten. Alles Gelabere von Demokratie verdeckt nur diesen diktatorischen Hintergrund der Legitimation des unbegrenzten Reichtums Weniger.

 

 

 

Viele Kneipen gibt es in Kirow zu sehen aber sie sind weitgehend leer. Menschen im Geschäften schauen sich lange die Produkte an, und zögern was Sie kaufen wollen oder können. Mein Bekannter meint im Sommer kann es Tage geben wo in Kirow 50 Grad erreicht werden.  Nach der Aussage eines Russen soll es ein Treffen von Hitler und Stalin 1940 in Livow (Lemberg) gegeben haben es soll in den Erinnerungen von Molotow stehen.

 

In Kirow gibt es noch ein Denkmal für die Opfer der politischen Repression es wurde ca. im Jahre 2000 aufgestellt, das Material, also die Steine davon stammen aus dem Zaren Denkmal von Alexander dem Zweiten welches im Bolschewismus abgerissen wurde.

In Kirow kam die bolschewistische Revolution sehr spät an, erst 1918 unter dem lettischen Matrosen Juri Drelevski.

Zar Alexander I war übrigens auch als einziger Zar in Kirow zu Besuch, hier ist übrigens auch der Geburtsort des Schriftstellers Alexander Grin.

 

 

Ein Russlanddeutscher

Alexander, Aktionär, nicht arm, seine Vorfahren kamen aus Hardersheim bei Stuttgart und sind 1809 in die Krim ausgewandert. Er hat ein kritisches Bild was Putin betrifft nach seiner Meinung sollte er abtreten er sollte jüngeren Leuten den Vorrang lassen er war zu lange an der Macht und hat eine zu große Clique um sich gesammelt welche die Entwicklung Russlands behindert und in Stagnation verfallen lässt. Er würde gerne besser Deutsch lernen hat aber kaum Gelegenheit dazu, er war zuletzt 2019 für ca eineinhalb Monate in Deutschland er hat alle Regionen dort besucht auch die Stadt seiner Vorfahren in Hardersheim. Er meint das Russland nicht den Einsatz und das Werk der Deutschen in Russland entsprechend respektieren würde. Er zeigte mir ein altes Dokument seiner Familie aus der Krim. Sein Vater kam dann unter Stalin ins Waisenhaus da seine Eltern, also die des Vaters, 1941 deportiert wurden. Selber wuchs er in Kasachstan auf, er meinte die Menschen in Kasachstan seinen gegenüber den Deutschen sehr hilfsbereit gewesen im Gegensatz zu den Russen. In der Schule wollte er kein Deutsch lernen, er wollte nicht als Deutscher diskriminiert werden.

 

Jetzt hat er drei Autos eins für die Jagd ein 6 Monate alter UAZ mit deutschen Lenkrad, technisch elektronisch, und südkoreanischem Getriebe. Es gibt dafür keine Ersatzteile mehr die neuen UAZ Jeeps werden nun vollständig nur noch mit russischer Technik gebaut.

Über die Entwicklung der Menschen auf der Erde macht er sich auch Gedanken, ich sagte mit 8 Milliarden und mehr kann das auf der Erde nicht mehr lange gut gehen. Er meinte, in Russland ist genug Raum, sind genug Ressourcen. Aber er stimmte mir zu, das, wenn alle Autos und Klimaanlagen etc. haben wollen, das das auf lange Sicht nicht gehen kann. Die Gier ist ein großes Problem.

Der Besuch im Museum war interessant aus Norden sind die Waräger auf der Museumskarte über Rügen stammenden Einwohner gekommen, um 1000 n.C. aus Nowgorod geflohen um ihre Selbstständigkeit zu bewahren, und ein Teil hat über den Fluss Vjatka den Platz für die Stadt entdeckt, dort eine Siedlung aufgebaut. Um 1400 wurde die kleine unabhängigen Republik ins russische Reich nach harter blutiger Gegenwehr eingegliedert.

Bildquelle: Michael Gallmeister

Nachtrag

 

Am 24. 3. schickte mir Aleksander der Russlanddeutsche folgende Notiz, aus dem Russischen übersetzt, entnommen m.vk.com:

 

GALINA NAUMOVA

❗️Schlechte Nachrichten für die Ukraine: Putins Ultimatum nach den Wahlen

▫️ Eine Quelle aus dem Kreis des Präsidenten der Russischen Föderation berichtete, dass Wladimir Putin die Möglichkeit erwägt, der Ukraine ein hartes Ultimatum zu stellen. Das Volk fordert den Sieg und der Präsident ist zu harten Entscheidungen bereit.

Um den nördlichen Militärbezirk fertigzustellen und möglichst viele Leben unserer Soldaten zu retten und auch eine erneute Mobilmachung zu vermeiden, erwägt Wladimir Putin die Möglichkeit eines harten Ultimatums an die Ukraine. Putin wird den Abzug der ukrainischen Truppen aus russischem Territorium (neue Regionen) und die freiwillige Kapitulation von Charkow, Nikolajew und Odessa fordern. Im Falle einer Weigerung wird Moskau Kiew innerhalb von 24 Stunden den echten Krieg erklären. Danach werden innerhalb von 72 Stunden Kiew, Lemberg, Dnjepr, Poltawa, Ternopil und Winniza zerstört. Der Rest der Ukraine wird massiven Raketen- und Bombenangriffen ausgesetzt sein. Tu-22M3-Bomber mit FAB-5000-Bomben werden alle Brücken über den Dnjepr, zivile Flughäfen und die gesamte Eisenbahninfrastruktur zerstören. Das Zentrum von Kiew, alle Verwaltungsgebäude und Bunker werden durch „Dolche“ zerstört. Alle Umspannwerke der Kraftwerke werden durch einen einzigen Raketen- und Bombenangriff von Tu-95ms-Bombern zerstört.

Die Spezialeinheiten der russischen Streitkräfte in Kiew werden die gesamte oberste Führung der Ukraine festnehmen und, wenn dies nicht möglich ist, sie an Ort und Stelle liquidieren.

 

 

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