1900 g – Gewaltig wie das Meisterwerk von Fritz Lang aus dem Jahre 1927 kommt auch der Prachtband “Fritz Langs Metropolis” aus dem Belleville Verlag daher. Herausgegeben von der Deutschen Kinemathek mit Unterstützung der Murnau-Stiftung anlässlich der Welturaufführung der 2009 erweiterten, restaurierten Fassung auf der diesjährigen Berlinale, beeindruckt er mit 400 Seiten und über 600 Abbildungen. Eingangs finden sich 6 Kapitel: Über die diversen früheren Restaurierungen von Metropolis, über den Sensationsfund der 16mm Kopie aus Argentinien, die einen Großteil der für immer verloren geglaubten Szenen enthält, sowie über die darauf aufbauende vorläufig letzte Restaurierung. Dieser erste Teil des Buchs ist sehr gut zu lesen, spannend und informativ. Eindeutig bestimmt aber wird das Buch von seinen Abbildungen; es wird eine schier unglaubliche Fülle von Photos der Dreharbeiten, Entwürfen der Filmbauten, Szenenbildentwürfen und weiteren Originalmaterialien präsentiert. Den Bildern werden relativ knappe Texte zur Seite gestellt, die zum Teil Auszüge aus dem Drehbuch sind oder Zitate der Mitschöpfer von Metropolis, wie des Filmarchitekten Erich Kettelhut oder des Kameramanns Karl Freund. Die Abbildungen geben einen Einblick in die Dreharbeiten und die Arbeitsweise Fritz Langs und der Leser taucht in eine historische Umgebung ein.
Faszinierend wieviel Material aus der Zeit noch erhalten ist und zur Restaurierung und zeitgenössischen Einordnung von Metropolis beitragen konnte. Von der Zensurkarte, die die bis dato verschollenen Zwischentitel auflistete, über den gedruckten Klavierauszug mit teilweise handschriftlichen Vermerken zu Einzelheiten es Films, Originaldrehbuchseiten mit Anmerkungen des Komponisten Gottfried Huppertz bis hin zu Karten für die Premierenfeier ist alles säuberlich archiviert und erhalten geblieben. Es ist kaum vorstellbar, dass von einem in der heutigen, digitalen Zeit gedrehten Klassiker 80 Jahre später noch so viel verwertbares Begleitmaterial erhalten bleiben wird, da der Großteil nur in digitaler Form als Emails, Jpegs, etc auf bis dahin nicht mehr lesbaren Festplatten zu finden sein wird. Ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit, eine kaum noch verwertbare, aber eben doch noch restaurierfähige 16mm Kopie mit verlorenen Szenen zu finden. Heutige Filme und anderes digitales Material, welche nicht gleich als außergewöhnlich erkannt werden und deswegen nicht regelmäßig auf die neuesten Formate kopiert werden, werden verloren gehen. Was würde wohl mit einem heutigen Metropolis in 80 Jahren passieren? Außerdem bleiben digitale Kopien, so sie denn gemacht werden, makellos und damit wird ihnen der Charme des würdevollen Alterns verwehrt.
Wer das Glück hatte, Metropolis in der Fassung von 2001 oder gar von 2009 auf großer Leinwand sehen zu dürfen, wird verstehen warum dieses Meisterwerk der erste Film des UNESCO Weltdokumentenerbes war. Wessen Neugier geweckt wurde, und wer mehr über den Film und seine Entstehung erfahren will, dem sei der Erwerb dieses Buches wärmstens empfohlen. Wer noch mehr über die Dreharbeiten, besonders die technische Umsetzung der spektakulären Filmbauten und Spezialeffekte wissen will, wird im Buch des Filmarchitekten Erich Kettelhut (Im Schatten des Architekten, Belleville 2009) fündig werden, aus dem „Fritz Langs Metropolis“ sehr viel zitiert. Beide zusammen ergänzen einander wunderbar und sollten das Bücherregal jedes Cineasten schmücken.
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