Peking muss angesichts der verhärteten Fronten schon aus politischen Gründen sehr deutlich reagieren. Gleichzeitig aber wird die chinesische Führung darauf bedacht sein, die aus dem Handelsstreit resultierenden Kostensteigerungen für die eigenen Unternehmen und Konsumenten im Land so niedrig wie möglich zu halten. Ich rechne daher nicht mit einem Rundumschlag, sondern mit einer Reaktion, die in erster Linie amerikanische Unternehmen in China treffen soll.
Anders als in der ersten Runde des Handelsstreites kann China aufgrund der Handelsstruktur gar nicht mit Strafzöllen auf amerikanische Waren in der selben Höhe antworten. Denn China importierte 2017 nur etwa Waren im Wert von 130 Mrd. USD aus den USA. Während die USA also trotz der erheblichen Ausweitung der Strafzölle rund 49 Prozent aller chinesischen Importe treffen, kann China nicht gleichermaßen zurückschlagen. Sollte die chinesische Regierung neue Zölle auf Waren im Wert von weiteren 60 Mrd. USD verhängen, wären bereits fast 80 Prozent aller US-Importe betroffen.
Gleichzeitig aber hat China bereits Ende August Beschwerde bei der WTO eingelegt. Darüber hinaus rechne ich damit, dass amerikanische Unternehmen in China künftig kräftigen Gegenwind spüren werden. Benachteiligungen bei Auftragsvergaben, häufigere Kontrollen durch Behörden oder sogar Kundenboykotte, zu denen eventuell staatliche Medien aufrufen, halte ich durchaus für möglich. Denkbar sind auch Restriktionen im Tourismus und Studentenaustausch. Diese hätten zur Folge, dass künftig weniger chinesische Touristen in die USA reisen und zumindest vorübergehend weniger chinesische Studierende an amerikanische Universitäten gehen.
Da China der größte Gläubiger der US-Regierung ist, wäre es auch möglich, dass China künftig weniger US-Staatsanleihen hält. Massive Änderungen halte ich hier derzeit aufgrund der möglichen negativen Auswirkungen auf die chinesische Währung und das Finanzsystem aber für unwahrscheinlich. |