Die Konjunktur in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie befindet sich in der Rezession. Das ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm unter ihren Mitgliedsunternehmen, die heute in München vorgestellt wurde. „Die konjunkturelle Lage trübt sich immer weiter ein. Die Umfrageergebnisse sind die schlechtesten seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2009. Inländische Produktions-, Investitions- und Beschäftigungspläne liegen klar im negativen Bereich. Die Lage im Ausland entwickelt sich entgegengesetzt. Wir müssen daher dringend unsere Standortbedingungen verbessern, ansonsten bleiben die Aussichten auf längere Sicht düster“, erläutert bayme vbm Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Besonders kritisch für den Standort fällt laut Brossardt das Ergebnis zu den inländischen Produktionsplänen der Unternehmen aus, liegt der Saldo doch bei -23,8 Prozent: „Wir gehen davon aus, dass die Produktion in der bayerischen M+E Industrie im laufenden Jahr um fünf Prozent zurückgeht und im kommenden um weitere zwei Prozent. An den Auslandsstandorten sehen die Pläne unserer Firmen wesentlich expansiver aus.“
Auch bei den Beschäftigungsplänen der Unternehmen hat sich das Blatt gewendet. Diese sind an den Inlandsstandorten in den negativen Bereich gerutscht. „Der langanhaltende Beschäftigungsanstieg in der bayerischen M+E Industrie ist zu Ende. Erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 geht die Beschäftigung wieder zurück: um über 2.000 in den letzten vier Monaten. Für 2020 befürchten wir dann einen Rückgang um 10.000 Beschäftigte“, erläutert Brossardt.
Die Firmen beurteilen die Geschäftslage deutlich schlechter als bei der letzten Umfrage. „Unsere Unternehmen kämpfen nicht nur mit einer konjunkturellen Krise, sie stehen auch vor großen strukturellen Herausforderungen. So belasten wirtschaftliche Herausforderungen rund um den Protektionismus und die damit einhergehende De-Globalisierung genauso wie politische Unwägbarkeiten bei der Energie- und Mobilitätswende oder der Klimapolitik“, erklärt Brossardt.
Bei den Erwartungen zeigen sich Unterschiede zwischen inländischen und ausländischen Perspektiven. Während die Inlandserwartungen per Saldo mit –2,2 Prozentpunkten im negativen Bereich liegen, sind die Auslandserwartungen mit 39,1 Prozent klar positiv. „International wird der Standortwettbewerb härter. Der Druck insbesondere aus den Schwellenländern ist groß. Damit rücken inländische Standortbedingungen in den Wettbewerbsfokus, darunter das Kosten-, Steuer- und Bürokratieniveau. Hier muss dringend gegengesteuert werden“, betont Brossardt. Laut Umfrage ist das Bild zwischen den Branchen differenziert: So zeigen sich Maschinenbau und sonstiger Fahrzeugbau pessimistisch, im Automotive Bereich steigen die Erwartungen im Ausland wieder.
Die Ertragslage der Unternehmen hat sich gegenüber der Sommerumfrage deutlich verschlechtert und ist differenzierter geworden: Zwar weisen rund 40 Prozent der Unternehmen noch eine Nettoumsatzrendite von über vier Prozent aus, 32,1 Prozent liegen aber im kritischen Renditebereich von unter zwei Prozent. Im Sommer waren das nur 19,5 Prozent.
„Unseren Unternehmen stehen schwere Zeiten bevor und sie müssen mit wesentlich schwierigeren Bedingungen zurechtkommen als ihre internationalen Konkurrenten und sie selbst im Ausland. Wir haben in den vergangenen Jahren an Wettbewerbsfähigkeit verloren und dem müssen wir entgegenwirken. Wir fordern daher sowohl von der Politik als auch vom Tarifpartner entscheidende Beiträge zur Kostenentlastung. Ein ‚Weiter so‘ gefährdet hingegen industrielle Wertschöpfung und Beschäftigung, das kann nicht in unserem Interesse sein. Wir müssen jetzt unseren Standort sichern, bevor es zu spät ist“, kommentiert Brossardt.
Ergebnisse der bayme vbm Konjunkturumfrage Winter 2019:
gut | befriedigend | Schlecht | Saldo | |
Aktuelle Lage Inland | 17,3% (26,9%) | 66,4% (61,2%) | 16,3% (11,8%) | +1,0% (+15,1%) |
Aktuelle Lage Ausland | 12,7% (18,4%) | 76,8% (72,2%) | 10,5% (9,5%) | +2,2% (+8,9%) |
besser | gleichbleibend | schlechter | Saldo | |
Erwartungen Inland | 14,5% (20,7%) | 68,9% (46,2%) | 16,6% (33,0%) | -2,1% (-12,3%) |
Erwartungen Ausland | 39,1% (20,5%) | 49,2% (55,3%) | 11,7% (24,3%) | +27,4% (-3,8%) |
höher | unverändert | niedriger | Saldo | |
Produktionspläne (Inland) | 9,1% (8,4%) | 58,0% (65,7%) | 32,9% (25,9%) | -23,8% (-17,5%) |
Produktionspläne (Ausland) | 49,5% (27,6%) | 42,9% (63,6%) | 7,6% (8,7%) | +41,9% (+18,9%) |
Investitionspläne (Inland) | 15,7% (10,0%) | 54,3% (64,7%) | 30,0% (25,3%) | -14,3% (+-15,3%) |
Investitionspläne (Ausland) | 28,8% (28,5%) | 54,6% (61,6%) | 16,6% (9,9%) | +12,2% (+18,7%) |
Beschäftigungspläne (Inland) | 10,1% (17,8%) | 62,1% (65,4 %) | 27,8% (16,8%) | -17,7% (+1,0%) |
Beschäftigungspläne (Ausland) | 44,4% (39,8%) | 42,8% (57,6%) | 12,8% (2,6%) | +31,6% (+37,1%) |
In Klammern: Werte der letzten Umfrage (Sommer 2019)