Der junge Jude Max Jacoby verlässt 1937 im Alter von 18 Jahren Koblenz und Deutschland. Er schlägt in Buenos Aires auf und wird zufällig (?) Fotograf. Später wird er gefragt und berühmt. Da die USA ihn nicht aufnehmen wollen, kehrt er 10 Jahre nach dem Krieg nach Deutschland zurück, diesmal nach Berlin. In den 70er Jahren denkt er darüber nach, nach Israel auszuwandern. Zwischenzeitlich wird er Christ, ohne seiner Meinung nach das Judentum verlassen zu haben, und bezeichnet sich als Messianischer Jude.
Landesmuseum Koblenz:
Max Jacoby. Leben und Werk eines jüdischen Fotografen:
Katalog zur Ausstellung im Landesmuseum Koblenz 2020
Wienand Verlag 132 Seiten
ISBN-13 : 978-3868325676
März 2020 25€
Wenden wir uns seinen Bildern zu.
Die meisten Fotografien sind Auftragsbilder in Schwarz-Weiß. Seine Bilder stellen meist den/die Menschen in den Mittelpunkt. In der heutigen digitalen Welt erscheinen seine Fotos unscharf und ungenau belichtet: Es sind echte Fotografien! Die Straßenbilder von Buenos Aires gehören wegen ihrer grellen Schönheit ins Museum. Der ambitionierte Leser soll sein Können am Foto auf S. 28 messen: Die Passanten sind schwarz, die Luft ist grau, die Autos weisen einen unheimlichen Kontrast auf.
Auf den S. 32/33 wird einem klar, warum ein Mensch ins Bild gehört, wenn auch nicht in die Mitte! Schwarz und Weiß sind vorherrschend, Das Graue deutet auf Zerfall. Die Modeaufnahme (S. 35) ist derart ungewöhnlich, dass man mehrere Male hingucken muss! Sie erscheint wie ein Zufallsbild. Vielleicht ist es ein Zufallsbild! Sicher nicht! Max Jacoby beweist mit seinen beiden Portraits auf S. 38/39, dass menschliche Gesichter ohne allzu viel Grautöne erkennbar dargestellt werden können.
S. 42: Ist die Maschine oder der arbeitende Mensch im Mittelpunkt der Aufnahme? Die dargebotenen Aufnahmen von Berlin und NY fallen auf, weil kaum Menschen zu sehen sind. Wunderschön sind die Aufnahmen mit der jungen Queen Elisabeth II und Willy-Brandt (S. 64). Sie strahlt in weiß, er in schwarz!
Das schönst und beeindruckendste Foto auf S. 86 zeigt den Pantomimen Marcel Marceau 1965 im Alter von 40 Jahren: viel Schwarz, viel Weiß, wenig Grau. Dieses Foto muss man lange und ungestört beobachten. Das Foto ist kein Abbild von Marcel Marceau, es ist Marcel Marceau. Das Bild gehört in den Louvre neben der Mona Lisa von Leonardo da Vinci.
Der fotografierende Künstler wird in Berlin im Künstlerfriedhof Schöneberg III begraben. Wer ihn besuchen will, soll seine Kamera mitnehmen. Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind auch mit einer digitalen Kamera möglich! Es muss keine teure Leica sein.