Deals mit Gefängnisinsel: Aldi und Alltours locken Urlauber zu Putins karibischen Freunden

Kubas Machthaber brauchen Russland und deutsche Touristen

Havanna, Kuba, Musik, Quelle: hoeldino, Pixabay, kostenlose Lizenz, kein Bildnachweis nötig

Kuba ist ein diktatorischer Staat mit weit über 1100 politischen Gefangenen. Die Wirtschaft ist marode. An allem herrscht Mangel und immer mehr Kubaner sehnen sich nach einem Leben im Ausland. Während die ca. 11.3 Millionen Untertranen leiden, lebt die Führungselite luxuriös. Kubas kommunistische Führung unterstützt international diverse Terrororganisationen, verbrüdert sich mit dem Iran und fördert politisch wie militärisch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Sogar kubanische Söldner kämpfen auf russischer Seite gegen die Ukraine. 

Davon verspricht sich die Einparteienregierung unter dem Castro-Nachfolger Miguel Díaz-Canel* staatliche finanzielle Unterstützung sowie Touristen aus Russland, die sie dringend braucht. Ihre Haupteinnahmequelle, der Tourismus ist seit der Corona-Pandemie in eine Schieflage geraten. Vor allem die ausgabenfreudigen Urlauber aus Deutschland und Kanada hat Kuba verloren und möchte sie wiedergewinnen.

Unkritisch, unsolidarisch, verlogen –Reiseanbieter verschweigen Menschenrechtslage

Störend bei der der Werbung wirken die Nachrichten über immer neue Menschenrechtsverletzungen und die grausame Behandlung der politischen Gefangenen. Das Schicksal des Dresdener Familienvater Luis Frometa, der bereits seit Juli 2021 als politischer Gefangener mit gewalttätigen Kriminellen im berüchtigten Gefängnis Combiunado del Este zusammengesperrt ist, lässt sich nicht verheimlichen. Durch Proteste der Angehörigen und zahlreiche Medienberichte erfahren auch immer mehr potenzielle Urlauber wie die Kubaner unter der Diktatur leiden.

Aber die Reisekonzerne wissen, dass für sie in dem karibischen Inselstaat gute Profite winken, wenn sie die Menschenrechtslage ignorieren. Denn Kuba ist für Urlauber mit geringerem Budget, die in Urlauberghettos absteigen und „all inclusive“ buchen wollen, weiterhin attraktiv. Man muss als Europäer nur wegsehen oder ausblenden, dass die Menschen in Kuba Opfer von Armut und Mangelwirtschaft sind. Gut im Geschäft mit den kubanischen Machthabern sind spanische Hotelketten, wie die Melia-Gruppe und deutsche Reiseanbieter wie Alltours und Aldi-Reisen.

Dabei werden den Kuba-Urlaubern die Not der Menschen, das gefährliche Wohnen in baufälligen Ruinen und andere Nöte des täglichen Lebens der Kubaner als Einblick in „nostalgisches Leben“ verkauft. Unter der Überschrift Die facettenreiche Kultur Kubas erkunden“ lockt das Reiseunternehmen Alltours deutsche Urlauber als Pauschalreisende in die vom kubanischen Militär kontrollierten Hotels, zum Beispiel im Touristenghetto von Varadero oder in der Hauptstadt Havanna.

Originalton Alltours:

Vor allem wird Ihnen während Ihrer Ferien die Prägung durch die sozialistische Revolution von 1959, die aus dem Land einen sozialistischen Staat machte, auffallen. Bis heute sind Politik und vor allem Alltag stark geprägt von der daraus resultierenden Abnabelung. Alte Chevrolets bestimmen das Straßenbild entlang pittoresker Häuser und machen Ihren Urlaub in Kuba zum nostalgischen Erlebnis. … Aufregende Abende sind in der kubanischen Hauptstadt Havanna während Ihrer Reise garantiert. Spazieren Sie den Malecón in Havanna entlang, der die Altstadt mit dem modernen Regierungs- und Vergnügungsviertel der Stadt verbindet. Hier erleben Sie romantische Abende ebenso wie lebhafte Nächte. Buchen Sie …und lassen Sie sich von der kubanischen Lebensart verzaubern!

ALDI dealt mit dem Konzern der Armee

Auch der Discounter ALDI wirbt als ALDI REISEN um Kuba-Urlauber. Die ALDI-Kunden sollen im Grand ASTON Varadero absteigen, ein Gaviota-Hotel unter der Kontrolle von GAESA, der auf Kuba allmächtigen Finanzholdig des kubanischen Militärs. GAESA wurde von General Raul Castro**. geschaffen und kontrolliert große Teile der kubanischen Wirtschaft, insbesondere den Devisen-Bereich. Das von Kuba wieder ins Ausland geschaffte Geld wird dort von den Finanzspezialisten des kubanischen Militärs „verteilt“ und deponiert. Dank GAESA ist eine direkte Verwendung durch den kubanischen Staatsapparat, von dem sich die Armee nichts vorschreiben lässt, ausgeschlossen. Dass kubanische Volk kann ohnehin keinen Einfluss nehmen, denn eine Kontrolle der Macht ohne freie Wahlen gibt es nicht.

Zu GAESA gehören vor allem Unternehmen in den Bereichen Einzelhandel, Tourismus, Im- und Export, Bauwesen, Lagerhaltung. Das ist in Deutschland bisher wenig bekannt, wohl aber bei Exilkubanern in Florida, die jetzt unter dem Motto „No travel to Cuba“ ALDI-Filialen in Miami boykottieren wollen (Siehe Screenshot oben).

Die deutsche Website von ALDI REISEN überschlägt sich mit Lob für Kuba. Einzig folgender Rat für das Fotografieren mag kritische Touristen Nachdenken bringen:  

Das Fotografieren und Filmen ist generell erlaubt wenn man sich an bestimmte Ausnahmen und Einschränkungen hält. Nicht gefilmt oder fotografiert werden dürfen Militärpersonal, militärische Anlagen, Polizisten, Brücken, Bahnhöfe und Flughäfen….

Russisches Zahlungssystem für Kuba-Touristen

Auch die Russen wollen mehr „all in“-Urlauber schicken und haben eigens dafür auf Kuba Russlands Nationales Kartenzahlungssystem (NSPK) mit den Mir-Zahlungskarten eingeführt. Zunächst geschieht dies in beliebten Touristenorten, darunter Havanna und Varadero. Damit ist Kuba einer der wenigen Staaten, die sich Moskaus Alternative zu Visa, American Express und Mastercard anschließen. Die von Mir ausgegebenen Karten haben an Bedeutung gewonnen, seit die US-Konkurrenten ihren Betrieb in Russland eingestellt haben, nachdem Moskau einen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet hatte und ihre im Lande ausgegebenen Zahlungskarten im Ausland nicht mehr funktionierten.

Doch auch die von Kubas Regierung erwarteten russischen und deutschen Touristen werden das beschwerliche Leben der normalen Kubaner nicht verbessern. Denn alle Profite durch Feriengäste, die nach Kuba kommen, dienen dem Ausbau des Unterdrückungssystems und dem Luxusleben der Machtelite. Legren Velez, Exilkubaner in München und Vorsitzender von MenschenDeCuba erklärt: „Der Verzicht auf Reisen schwächt das Regime, das die Menschen unterdrückt. Nachhaltiger Tourismus bedeutet, sich nicht zum Komplizen von Menschenrechtsverletzungen zu machen!“

Das Netzwerk Botschafter für Menschenrechte e.V. und weitere NGOs informieren über die Folgen von Kuba-Tourismus und über Alternativen. Wollen Sie mehr darüber erfahren, dann schreiben Sie an BfM: info@botschafter für menschenrechte.de

 

* seit dem 19. April 2018 Präsident des Staats- und des Ministerrats der Republik Kuba. Seit dem 10. Oktober 2019 ist er Staatspräsident der Republik Kuba und seit dem 19. April 2021 außerdem Erster Sekretär der Kommunistischen ParteiKubas.

** Von 2008 bis 2018 war er Präsident des Staats- und des Ministerrates der Republik Kuba und von 2011 bis 2021 Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas.

Screenshot: „No Travel To Cuba“. Geflüchtete aus Kuba wollen nicht mehr bei ALDI einkaufen.

 

Über Martin Lessenthin 10 Artikel
Der Publizist und Historiker Martin Lessenthin ist Botschafter für Menschenrechte. Er berichtete in verschiedenen politischen Gremien – zum Beispiel Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bunderstages - als Sachverständiger zu Menschenrechtsfragen. Lessenthin wirkt als Autor von gutachterlichen Stellungnahmen für politisch Verfolgte und Glaubensverfolgte sowie für politische Stiftungen und Bildungswerke u.a. im Rahmen der Integration von Geflüchteten. Auf Beschluss des Deutschen Bundestags wurde er 2016 in das Kuratorium des DIMR, dem Deutschen Instituts für Menschenrechte, Berlin gewählt und 2020 für eine zweite Amtsperiode gewählt. Von 2001 bis 2023 wirkte Lessenthin als Vorstandssprecher der Menschenrechtsorganisation IGFM, der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Frankfurt/M. Geboren 1957. Journalist. Studium der Geschichtswissenschaften, Politische Wissenschaften, Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Von 1989 bis 1998 Chefredakteur Deutsche Gewerkschaftszeitung, Stuttgart. Von 1992 bis 1998 Geschäftsführer Neuer Deutscher Gewerkschaftsverlag, Duisburg/Stuttgart. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Menschenrechtsfragen, Medienpolitik, Gewerkschaften.