Mahler und Franui – das passte wie nix zusammen: Erfrischendes Konzert mit Abschieds-Weh in der Münchner Isarphilharmonie

Andreas Schett von „Franui“: „Wir schauen vom Dorf auf Gustav Mahlers Komponierhäusl runter“, Foto: Hans Gärtner

Sie heißen Fuetsch und Hopfgartner, Kraler, Senfter und Tunkowitsch. Sie spielen, acht Mann hoch und zwei Mädels, Altsaxophon und Akkordeon, Zither, Hackbrett und Ventilposaune, Trompete, Tuba, Geigen, Klarinetten sowieso. Als „Musicbanda“ nennen sie sich seit 1993 „Franui“. Womit sie, die vom Osttiroler Dörferl Innervillgraten kommen auf Gustav Mahlers Toblacher Komponierhäusl schauen können, das Rätoromanische betonen.

Längst war ein an Mahler gebundenes Konzert mit den zehn fabelhaften, wahndlungsfähigen Instrumentalisten in München fällig. Der sich stark verjüngt zeigende bravouröse Chor des Bayerischen Rundfunks hat es unter seinem Dirigenten Howard Arman ermöglicht. Mit etwas Spektakulärem, das der demnächst sich leider verabschiedende, gerne auch komponierende und Musikalisches bearbeitende Stabführer bescheiden das „Mahler-Projekt“ nannte.

Den Titel, den Arman dem Abend in der Isarphilharmonie gab, hat er Mahlers „Lied von der Erde“ entlehnt: „Wohin ich geh`? / Ich geh, ich wandre in die Berge. / Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.“ So dichtete Hans Bethge dem Chinesen Wang Wei nach, und Mahler vertonte die Zeilen. Sie tauchen erst gegen Ende des mit großer Zustimmung des Publikums aufgenommenen Konzerts auf, gegen Schluss von Teil 2. Dieser gelang am spannendsten und eindrücklichsten. Mit Carl Loewes Ballade op. 5 „Tod und Tödin“ und dem jähen Ende, in der der Tod greint, die Toten in den Schrein streckt und sie „blank in Linnen“ hüllt. Hätte nicht ganz am Ende Richard Strauss` „Morgen!“ gestanden (wundervoll arienhaft gesungen), mit seinen Verheißungen Sonne und Strand – das ganze Konzert wäre zu einem Abgesang mit Abschieds-Weh geraten, freilich unter Augenzwinkern.

Und das trotz des im 1. Teil dominierenden Humoresken, Doppelbödigen und „Knaben Wunderhorn“-Grotesken mit herzigen Fabel-Balladen Carl Loewes. Das Stück über „Kuckuck und Nachtigall“ musste die Zugabe des  erfrischenden und auf das Vergängliche weisenden Abends werden, schon wegen der beiden feinen Sopran-Soli von Masako Goda und Diana Fischer. Howard Armans Bearbeitungen und Arrangements gingen mit denen der „Franui“-Spitzen Markus Kraler und Andreas Schett eins: Gustav Mahler und sein nach Selbstaussage bester „Humor“-Versteher, der Lieder-Komponist Carl Loewe, müssten unbedingt einmal zusammengespannt werden. Und das passte wie nix.

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.