Licht und Leinwand. Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert

Deutscher Kunstverlag, Berlin 2019

Foto: Stefan Groß

Licht und Leinwand. Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert, Deutscher Kunstverlag, Berlin 2019, ISBN:978-3-422-97984-0, 32 EURO (D)

Die Medienrevolution 1839 und die Erfindung der Fotografie ist Ausgangspunkt der Ausstellung Licht und Leinwand – Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert. Innerhalb der Malerei sorgte das neue Medium für Irritationen und weigerten sich davon, als Kunstform zu sprechen. Sie bezeichneten dies als gewerbliche Form. (S. 16ff)

Die Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 5.3.-2.6.2019 erzählt die wechselvolle Geschichte von Malerei und Fotografie im 19. Jahrhundert, die geprägt ist von Konkurrenzangst, Experimentierfreude und Künstlerstolz. Sie schlägt einen Bogen von 1839 bis in die Zeit um 1900, wo die Fotografie erstmals auch als Kunstform anerkannt wurde.

Porträts und Aktdarstellungen, Orientbilder und Wolkenstudien, Architekturgemälde und Gedankenfotos setzen bedeutende Positionen von Malerei und Fotografie in Dialog. Rund 200 Exponate zeigen die verschiedenen Potenziale beider Bildmedien, von der Inszenierung des Unwirklichen im Reich der Fantasie bis zur Gewinnung neuer Erkenntnisse im Dienst der Naturwissenschaft. 

Licht und Leinwandvereint Arbeiten hervorragender Maler wie Gustave Courbet, Johann Wilhelm Schirmer, Hans Makart, Anselm Feuerbach, James Tissot, Camille Pissarro, Lovis Corinth und Alfred Sisley mit Werken fotografischer Pioniere wie Hermann Biow, Charles Nègre, Francis Frith, Julia Margaret Cameron, Adolphe Braun, Louis Darget, Josef Eder, Heinrich Kühn und Edward Steichen. 

Dies ist das gleichnamige Begleitbuch zur Ausstellung. Elf Essays dienen als Hintergrundinformation zu den hier quer durch das gezeigten Exponaten. Nach einer längeren Einführung von Leonie Beiersdorf beschäftigt sich Barbara Oettl mit der Wirklichkeitsabbildung in der Fotografie und der Malerei. Über die Konkurrenz zwischen Malerei und Fotografie bis 1860 berichtet Yasmin Doostry, bevor sich dann Ines Rödl mit der Aktikonografie zwischen Malerei und Fotografie auseinandersetzt. Leonie Beiersdorf geht danach auf die Architektur- und Reiseeindrücke in Malerei und Fotografie ein. Ines Rödl analysiert anschließend die Darstellung der Vergangenheit in Fotografie und Malerei. Sebastian Burkhardt präsentiert dann Blumenbilder und Leonie Beiersdorf die Natur in Fotografie und Malerei. Danach präsentiert Ines Rödl die Chronofotografie und ihre Auswirkungen. Danach folgt der Auszug einer Abhandlung über den Kunstwert der Fotografie von Meistern der Malerei. Leonie Burckhardt beschäftigt sich noch mit dem optischen Werkzeug der Unschärfe in Malerei und Fotografie. Der Beitrag von Franziska Kunze über den Pinsel und den Fotoapparat als Ausdruck künstlerischen Selbstverständnisses rundet das Buch ab.

Im Anhang findet man noch ein Verzeichnis der Künstler und der Exponate sowie einen Bildnachweis. 

Die Darstellungsweise zeigt die verschiedenen Potentiale der beiden Medien und ihre Wechselwirkungen genau auf, auch auf mehreren Innenseiten des Buches. Die Konkurrenzangst der Maler ist in fast jedem Beitrag greifbar, der erst mit der Zeit abebbte. Die Bezugnahme beider Medien aufeinander wird aber auch deutlich. Ein Vergleich zwischen diesen beiden Medien ist immer vor diesem Hintergrund zu sehen. 

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.