Leserbrief zu: Gunnar Schupelius „Berlin hat keinen Platz für Ehrung der Opfer der Kommunismus“

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Als ich am 25. August 1964 aus dem Zuchthaus Waldheim freigekauft wurde, hatte ich mir vorgenommen, immer und überall aufzuklären in Westdeutschland über die politischen Zustände im SED-Staat. Als ich im Sommersemester 1965 mein Studium in Mainz wiederaufgenommen hatte und 1968 die „Deutsche Kommunistische Partei“ gegründet worden war, kamen immer wieder Abgesandte aus Ostberlin an den Rhein und schwärmten im Kurfürstlichen Schloss davon, wie schön doch das Leben im Kommunismus wäre. Ich ging dann immer nach vorn, ergriff das Mikrofon und erzählte, wie schön das Leben im sächsischen Zuchthaus Waldheim war!

Was in Berlin zurzeit mit der Verzögerung des Denkmals für die DDR-Opfer geschieht, ist eine Schande besonderer Art. Dass die an der Regierung Berlins beteiligte Partei „Die Linke“ an diesem Denkmal nicht interessiert ist, kann man noch verstehen. Und die Berliner Sozialdemokraten, die die Koalition nicht platzen lassen wollen, halten sich zurück. Aber die Christdemokraten, das war doch einmal, unter Konrad Adenauer, eine antikommunistische Partei. Und der Bundeskanzler wusste genau, mit wem er verhandelte, als er 1955 nach Moskau flog und 10 000 deutscher Kriegsgefangener heimholte.

Und in dieser Partei ist Monika Grütters, 1962 in Münster/Westfalen geboren, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien. Dass der Berliner Kultursenator von der „Linken“, Dr. Klaus Lederer, dieses Denkmal ablehnt, liegt auf der politischen Linie seiner Partei, die die 1989 untergegangene DDR seit Jahren schönredet- Er hat, im Verein mit Monika Grütters, Dr. Hubertus Knabe, den Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, 2018 mit einer Abfindung entlassen, unter fadenscheinigen Gründen. Sollte einem das nicht zu denken geben?

Über Jörg Bernhard Bilke 263 Artikel
Dr. Jörg Bernhard Bilke, geboren 1937, studierte u.a. Klassische Philologie, Gemanistik und Geschichte in Berlin und wurde über das Frühwerk von Anna Seghers promoviert. Er war Kulturredakteur der Tageszeitung "Die Welt" und später Chefredakteur der Kulturpolitischen Korrespondenz in der Stiftung ostdeutscher Kulturrat.