Leben für Liszt – Ausstellung im Goethe- und Schiller-Archiv entdeckt die Pianistin Martha Remmert wieder

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Noch bis zum 29. August 2021 präsentiert das Goethe- und Schiller-Archiv eine Ausstellung über eine der interessantesten Liszt-Schülerinnen, die bislang kaum bekannte Pianistin, Pädagogin und Vorsitzende der ersten Franz-Liszt-Gesellschaft Martha Remmert (1853–1941). Während der Kriegs- und Nachkriegszeit geriet ihre Lebensleistung in Vergessenheit. Acht Jahrzehnte nach ihrem Tod wird sie im Goethe- und Schiller-Archiv wiederentdeckt. Ab dem heutigen Freitag, 4. Juni, ist die Schau „Leben für Liszt: Martha Remmert“ für das Publikum geöffnet.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Konzertplakaten, Briefe aus der weitreichenden Korrespondenz der Künstlerin, Fotos und autographe Partituren. Darunter ist Max Regers Klavierübertragung von Bachs Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552, die der Komponist Martha Remmert gewidmet hat.

Nach früher Klavierausbildung bei Ludwig Meinardus und Wilhelm Tappert im schlesischen Glogau, dann bei Theodor Kullak und Carl Tausig in Berlin kam sie 1871 zu Liszt nach Weimar. 15 Jahre währte ein produktiver, freundschaftlicher Kontakt zwischen dem Pianisten und Komponisten und seiner hochtalentierten Meisterschülerin. Bereits ab 1873 begab sich Remmert auf ausgedehnte Konzerttourneen, die sie durch ganz Europa, die Türkei und nach Ägypten führten. In mehr als 500 Konzerten wurde sie gefeiert und mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ nannte sie 1888 „eine der überzeugendsten Apostelinnen der Liszt’schen Schule“. Ein Drittel ihrer Konzertprogramme war mit Liszt-Werken bestückt. Besonderes Aufsehen erregte sie in den 1880er-Jahren mit der Interpretation seines „Totentanzes“. Dem Vorbild ihres Meisters folgend, spielte Remmert viele ihrer Konzerte für Wohltätigkeitszwecke und unterstützte verschiedenste soziale Einrichtungen.

Einige Jahre nach Liszts Tod verließ die Pianistin Weimar und zog in die Musikmetropole Berlin, wo sie 1900 die erste Franz-Liszt-Akademie gründete. Hier lehrte sie nach reformierten pädagogischen Grundsätzen und ermutigte besonders Frauen zum Komponieren und Dirigieren. Bis 1918 konnten unter ihrer Leitung mehr als 400 Schülerinnen und Schüler ausgebildet werden.
Im Jahr 1905 gründete Martha Remmert in Berlin die Franz-Liszt-Gesellschaft, der sie 30 Jahre vorstand. Sie organisierte Musikfeste und Wohltätigkeitskonzerte und engagierte sich nach dem ersten Weltkrieg für notleidende Künstler und Künstlerinnen. Sie hielt Vorträge über Liszt und sein Werk, propagierte sein noch weitgehend unbekanntes Liedschaffen und sorgte für zahlreiche Werk-Uraufführungen nicht nur von Komponisten der Neudeutschen Schule.

Im Jahr 1943 gelangte der handschriftliche Nachlass Martha Remmerts ins Goethe- und Schiller-Archiv und wurde dem weltweit größten Liszt-Nachlassbestand angegliedert. Der Kurator der Ausstellung, Dr. Dieter Nolden (Bielefeld), ist Verfasser der 2020 erschienenen Biographie „Die Pianistin Martha Remmert“. Seine Arbeit am Nachlass führte zum Konzept der Ausstellung, die einen Einblick in Leben und Werk der außergewöhnlichen Pianistin, Dirigentin, Musikpädagogin und Festspielorganisatorin bietet.
Die ausgewählten Handschriften und Dokumente aus dem Weimarer Remmert-Nachlass konnten durch wertvolle Leihgaben aus der Bibliothek des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Berlin, dem Max-Reger-Institut Karlsruhe, des Archivs der Hochschule FRANZ LISZT Weimar / Thüringisches Landesmusikarchiv und aus Privatbesitz ergänzt werden.

Ausstellungsdaten
Leben für Liszt: Martha Remmert
Noch bis 29. August 2021
Mo–Fr 9–18 Uhr
Sa–So 11–16 Uhr
Goethe- und Schiller-Archiv | Mittelsaal
Jenaer Straße 1 l 99425 Weimar
Der Eintritt ist frei.

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