Sabine Wagenblass/Christian Spatscheck (Hrsg.): Kinder psychisch erkrankter Eltern, utb, 2023, ISBN: 978-3-8252-6054-5, 35 EURO (D)
Jeder dritte Erwachsene leidet im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Erkrankung. Etwa die Hälfte hat Kinder, für die die Erkrankung der Eltern einen Risikofaktor darstellt, selbst eine psychische Störung zu entwickeln.
Das Buch präsentiert Grundlagenwissen der Bindungs- und Entwicklungspsychologie sowie der Sozialen Arbeit, das für die praktische Arbeit mit psychisch erkrankten Eltern und ihren Kindern unentbehrlich ist.
Von anerkannten Fachleuten aus Fort- und Weiterbildung werden familienorientierte Interventionen vorgestellt, die psychisch erkrankte Eltern hinsichtlich Versorgung, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder unterstützen und die Ressourcen der Kinder stärken.
Das Lehrbuch ist in drei Grundteile aufgebaut. Im ersten Teil „Sehen“ wird ein grundsätzliches Bewusstsein und Verständnis für die Bedarfe und Lebenslagen der Kinder psychisch erkrankter Eltern und der beteiligten Systeme vermittelt.
Der zweite Teil „Wissen“ liefert vertiefende und ergänzende Wissensbestände, die viele der auftauchenden Phänomene erklären und im interdisziplinären Fachdiskurs einordnen.
Der letzte Teil „Handeln“ legt verschiedene, bereits erprobte und hilfreiche Methoden und Verfahren für das praktische Arbeiten mit Eltern, Kindern und Fachkräften dar, um die Handlungsfähigkeit von Fachkräften zu stärken.
Die Beiträge sind didaktisch sehr gut; mit Abstract am Anfang, am Ende mit einem Fazit und immer Angaben zu weiterführendem Material, Fragen zur Reflexion, einer Literaturliste oder Links sowie die Vorstellung des Autors oder der Autorin.
Das Cover suggeriert eine traditionelle Familienstruktur mit Mann, Frau und Kindern. Das ist natürlich immer noch die Regel, lässt aber die Minderheit an queeren Eltern außen vor. Da wäre wenigstens ein eigenes Kapitel notwendig gewesen.
Sonst ist es ein gutes und wichtiges Buch für Kinder mit psychisch erkrankten Eltern und ein wichtiger Beitrag für mehr Toleranz, Offenheit und Aufklärung sowie für weniger Stigmatisierung und Ausgrenzung. So viel Literatur gibt es zu dem Thema nicht, es wird Zeit, dass wertvolles Grundlagenwissen vermittelt wird.