Lasst Assange frei!

Assange, Julian, Wikileaks. Quelle: hafteh7, Pixabay License, Freie kommerzielle Nutzung, kein Nachweis nötig

Ab heute verhandelt der High Court in London eine zweitägige Anhörung über die Auslieferung von Julien Assange an die USA statt. Sollten die Richter entscheiden, dass er keine Berufung einlegen darf, könnte er ziemlich schnell abgeschoben werden. Von Helmut Ortner.

Ginge es mit rechten Dingen zu, dann wäre Julian Assange schon seit Jahren auf freien Fuß, aber es geht nicht mit rechten Dingen zu; Julian Assange ist seit 2010 kein freier Mann mehr und auch nicht bei guter Gesundheit. Und so ist zu befürchten, dass in dem Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarshein Mensch sein Leben verliert, dessen Körper den harten Haftbedingungen nicht mehr gewachsen ist. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod.

Seit fast fünf Jahren ist Assange in London inhaftiert. Seinen Kampf, nicht in die USA ausgeliefert zu werden, kämpft er schon länger. Nun könnte es zu einer abschließenden Entscheidung kommen: ab heutigen Dienstag steht der gebürtige Australier wieder vor Gericht, vor dem britischen High Court. Dieser entscheidet darüber, ob der Wikileaks-Gründer die vom Innenministerium Großbritanniens freigegebene Auslieferung in die USA weiter anfechten darf – oder ob er vor britischen Gerichten alle rechtlichen Widerspruchsmöglichkeiten ausgeschöpft hat.

Sollte sein Einspruch abgelehnt werden, würde dasAuslieferungsverfahren beginnen – eine Entscheidung zeitnah erfolgen. Assanges Unterstützer haben für diesen Fall angekündigt, auch noch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen. Die Befürchtung ist, dass Assange in den USA keinen fairen Prozess erhalten wird. Da er beschuldigt wird, gegen den EspionageAct verstoßen zu haben, sind seine Möglichkeiten zur rechtlichen Verteidigung stark eingeschränkt. Die Öffentlichkeit wird zudem von einem Großteil eines US-Prozesses ausgeschlossen sein. Es droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 175 Jahren wegen Spionage.

Neben einem Erfolg im juristischen Tauziehen erhoffen sich die Unterstützer und Anwälte Assanges eine politische Lösung. Erst in der vergangenen Woche verabschiedete das australische Parlament einen Beschluss, in dem die USA und Großbritannien aufgerufen wurden, die Strafverfolgung Assanges zu beenden. US-Außenminister Antony Blinken hat den Forderungen nach einem Ende der Strafverfolgung bislang immer wieder Absagen erteilt. Und diedeutsche Regierung? Was tut sie? Von der Ampel-Bundesregierung wird verlautbart: Die Zuständigkeit liege bei der britischen Justiz. Ein beschämendes Wegducken. Solange sie in der Opposition saß, bezog etwa Annalena Baerbock klar Stellung für Assange. Nun als Außenministerin nimmt sie sich in der Sache zumindest öffentlich wahrnehmbar zurück. Gerade nach dem Tod Alexej Nawalnys, der in einem russischen Straflager von Putins Schergen umgebracht wurde, wäre im Fall Assanges lauter Protest Pflicht. Gegen Verfolgung und Justiz-Willkür. Menschenrechte sind unteilbar. FrauAußenministerin, Herr Bundeskanzler beziehen Sie Stellung. Lasst Assange frei!

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Über Helmut Ortner 96 Artikel
Geboren 1950 in Gendorf/Oberbayern und aufgewachsen in Frankfurt am Main. Schriftsetzerlehre, anschließend Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, Schwerpunkt Grafik-Design. Es folgt Wehrdienstverweigerung – und Zivildienst. Danach journalistische Lehrjahre: Redakteur, Chefredakteur (u.a. Journal Frankfurt, Prinz). Ab 1998 selbständiger Printmedien-Entwickler mit Büro in Frankfurt. Konzepte und Relaunchs für mehr als 100 nationale und internationale Zeitschriften und Zeitungen, darunter Magazine wie Focus, chrismon, The European und Cicero, sowie Tages- und Wochenzeitungen, u.a. Das Parlament, Jüdische Allgemeine, Frankfurter Rundschau, Allgemeine Zeitung, Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo, De Lloyd Antwerpen, NT Rotterdam sowie Relaunchs in London, Wien, Sofia, Warschau und Dubai. Zahlreiche Auszeichnungen (u.a. European Newspaper Award, Hall of Fame, CP Award Gold). Daneben journalistische Beiträge zu politischen und gesellschaftlichen Themen, veröffentlicht in div. Tageszeitungen und Magazinen. Erste Buchveröffentlichung 1975, seither mehr als vierzig Veröffentlichungen. Übersetzungen in bislang 14 Sprachen (2018). Zahlreiche Preise und Einladungen: Stadtschreiberpreis der Stadt Kelsterbach, Lesereise Goethe-Institut Südamerika, Teilnahme an Buchmessen in Havanna, Istanbul und Buenos Aires sowie Lit.Col. Köln 2017. Zuletzt Lesereisen nach Lissabon, Turin, Tokyo. Helmut Ortner lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und in Darmstadt. Er ist passionierter Radrennfahrer, Eintracht Frankfurt-Fan und Pat Metheny-Liebhaber.