Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung: Sudan-Krise trifft Sahelland Tschad

Tschad, Flagge, Nationalflagge, Quelle: OpenClipart-Vectors, Pixabay. Freie kommerzielle Nutzung, Kein Bildnachweis nötig

Das Sahelland Tschad droht in den Sog der Sudan-Krise zu geraten: Fast eine Million Menschen sind in den Tschad geflohen – einige dürften sich Richtung Europa auf den Weg machen. Präsident Mahamat Déby setzt sich unterdessen von seinem Hauptpartner Frankreich ab, flirtet mit Russland und kooperiert mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die eine Kriegspartei im Sudan unterstützen. Es gibt also viel zu besprechen für Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) bei ihrem Tschad-Besuch.

Der Tschad macht eher selten internationale Schlagzeilen, und wenn dann mit Militärputschen oder Rebellionen. Es gab seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 nicht einen einzigen friedlichen Machtwechsel, dafür aber jede Menge Umstürze. Regieren heißt, die Staatskasse dazu zu nutzen, um Waffen zur Bekämpfung von Rebellen oder Oppositionelle zu kaufen. Der jetzige Präsident Déby griff im April 2022 nach dem Tod seines Vaters und Landzeitherrschers Idriss zur Macht und ließ sich im April 2024 wählen. Die Opposition spricht von Wahlbetrug. Es ist seit den Wahlen ruhig geblieben – die befürchteten Proteste der Opposition sind ausgeblieben, auch weil die Sicherheitskräfte viele Aktivisten festgenommen haben. Aber der Tschad – dreimal so groß wie Deutschland — bleibt ein fragiles Land, wo Macht und Budgets bei einer kleinen Elite in der Hauptstadt konzentriert sind und die Bevölkerung in bitterer Armut lebt. Zudem macht dem Land der Klimawandel zu schaffen: Fast zwei Millionen Menschen sind derzeit von schweren Überflutungen betroffen.

Von der Europäischen Union ist wenig Kritik an den demokratischen Defiziten zu hören. Zu wichtig ist jetzt der Tschad als Umschlagplatz der Vereinten Nationen, um Sudan-Flüchtlinge zu versorgen und Lebensmittel über die gemeinsame Grenze in das Nachbarland zu bringen. Im Osten des Landes haben die Vereinten Nationen eine der weltweit größten Hilfsoperationen gestartet und mehrere Flüchtlingslager errichtet. Das sorgt für Konflikte mit Einheimischen wie z.B. mit Bauern, die kaum noch Land zum Agraranbau finden. Zudem steigen Lebensmittelpreise, weil so viele Flüchtlinge im Tschad ankommen. Schulze will mit der Regierung über zusätzliche Hilfen reden.

Quelle: Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung