Der Kugelschreiber ist ein weit verbreitetes Schreibgerät, bei dem die Tinte durch eine Kugel auf das Papier gebracht wird. Von Galileo Galilei ist eine Skizze überliefert, die einen möglichen Vorläufer dieses Schreibgeräts darstellt. Wie die Geschichte des Kugelschreibers zeigt, dauerte es allerdings noch einige Jahrhunderte von Galileos erster Skizze bis zum ersten einigermaßen zuverlässigen Kugelschreiber, der heute aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken ist.
Eine Druckerei diente als Inspirationsquelle
László Jósef Bíró, geboren 1899 in Budapest, Ungarn, gilt allgemein als der Erfinder des Kugelschreibers. Er stammte aus einer Familie von Erfindern – sein Vater Mátyás Bíró entwickelte verschiedene Werkzeuge und Hilfsmittel für seine zahnärztliche Praxis.
Die Inspiration für einen Kugelschreiber erhielt Bíró während seiner Arbeit bei der Wochenzeitung Elöre. Beim Betrachten der rotierenden Walzen in der Druckerei kam ihm die Idee, ein Schreibgerät mit einer Kugel am Ende eines Rohres zu konstruieren, welches schreibt, aber nicht verschmiert. Dahinter steckte der Grundgedanke, eine Tinte mit festen und flüssigen Bestandteilen zu verwenden, die auf dem Papier sofort trocknet, weil die Flüssigkeit aufgesaugt wird, während die festen Bestandteile an der Oberfläche bleiben. Gemeinsam mit seinem Bruder György, den Gebrüdern Kovalszky und dem Erfinder Andor Goy setzte Bíró seine Vision in die Tat um. Kurz nach der Patentanmeldung im Jahr 1938 wurden die Stifte unter dem Markennamen Go-Pen verkauft.
Die ersten Produkte hatten jedoch noch nicht die Eigenschaften der heutigen Modelle, die auch in größeren Mengen angeboten werden, um dem Bedarf von Unternehmen gerecht zu werden.
Der Durchbruch des Kugelschreibers
Den entscheidenden Erfolg verdankt der Kugelschreiber dem britischen Geschäftsmann Henry George Martin. Er erkannte den Kugelschreiber als ideales Schreibgerät für Flugzeugbesatzungen, da er auch in großen Höhen zuverlässig funktionierte, ohne Tinte zu verschütten. Martin erwarb die Patentrechte von Bíró, gründete 1944 zusammen mit Frederick Miles in Reading (Berkshire, England) die erste Kugelschreiberfabrik der Welt und startete die Massenproduktion. Im ersten Betriebsjahr lieferte das Unternehmen 30.000 Kugelschreiber an die Royal Air Force.
Im Juni 1945 entdeckte der amerikanische Geschäftsmann Milton Reynolds in Buenos Aires den Kugelschreiber. Er ließ das Konzept in den USA nachbauen. Unter dem Markennamen Reynolds’ Rocket wurde der Kugelschreiber noch im selben Jahr zu einem Verkaufsschlager in den USA, obwohl er rund 1,5-mal teurer war als eine Füllfeder. Reynolds geriet jedoch aufgrund von Qualitätsproblemen in Schwierigkeiten und musste Tausende von Kugelschreibern zurückrufen, was 1951 zum Konkurs führte.
Der Weg zur heutigen Qualität
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen verschiedene Firmen mit der Herstellung von Kugelschreibern, teilweise ohne die entsprechenden Patentrechte zu besitzen. Erst dem Franzosen Marcel Bich gelang es jedoch, das Problem des Tintenklecksens zu lösen. Unter dem Markennamen BIC brachte er Ende 1950 seinen Kugelschreiber auf den Markt und leitete damit endgültig die Ära des Kugelschreibers als Massenprodukt ein. Bemerkenswert ist, dass der verwendete Farbstoff bis zu Bichs Überarbeitung der Konstruktion instabil war und das Schreibgerät daher nur für Dokumente verwendet werden konnte, die nicht langfristig aufbewahrt werden sollten.
Obwohl heute flinke Finger Millionen von Nachrichten und Posts in mobile Geräte eingeben und vom Kalender bis zum Einkaufszettel immer mehr digital erfasst wird, schreiben Umfragen zufolge fast 80 Prozent der Deutschen noch mehrmals täglich mit der Hand. Angesichts dieser Zahlen dürfte die Geschichte des Kugelschreibers noch lange nicht zu Ende sein.