In
Zeiten, in denen die Grenzen zwischen faktischer Information, PR und
Werbung zunehmend zu verschwinden drohen, scheinen die
Qualitätskriterien der Literaturkritik an Bedeutung zu verlieren. Um das
Profil und die Aufgabe der Literaturkritik wieder klarer in den Blick
zu bekommen, ist es nützlich, sich wieder auf die großen Kritiker im
Feuilleton zu besinnen. Marcel Reich-Ranicki war ein solch großer
Kritiker, auch wenn seine Rolle für die Medienlandschaft sehr kontrovers
bewertet wird.
In seinem Buch „Marcel Reich-Ranicki“ spürt Gunter Reus den Prinzipien der Literaturkritik des umstrittenen Vorbildes der Alltagspublizistik und des Feuilletons nach und fragt, ob die von ihm bedienten Qualitätskriterien der Kritik immer noch im Kulturjournalismus greifen. Hierfür rückt Reus zunächst die Lebensstationen des Kritikers in den Blick, um die Herausbildung seiner Prinzipien der Literaturkritik aufzeigen zu können. Die Gütekriterien Reich-Ranickis werden so herauskristallisiert, um in einem nächsten Schritt zu überprüfen, ob diese in unserer durch Vertrauensverlust geprägten Medienlandschaft noch greifen. Sind die Kriterien des berühmt-berüchtigten Literaturkritikers immer noch gültig? Was ist von Reich-Ranickis Ansprüchen an die Kritik übriggeblieben? Die oberste Maxime des Feuilletonisten war die Literaturkritik für alle. Zudem musste sie sprachlich zugänglich sein, allen voran die Leser abholen, die Lust am Lesen wecken und einen festen Standpunkt in Bezug auf die Qualität von Literatur entwickeln. Verbunden mit diesen Ansprüchen an die Kritik ist die Demokratisierung der Literatur durch den Journalismus und eine Literaturvermittlung, die dem Leser Orientierung bietet. Dass diese Orientierung in Zeiten des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit notwendig ist und bleibt, zeigt Reus in seinem Buch „Marcel Reich-Ranicki“ auf. |
Über das Buch Gunter Reus »Marcel Reich-Ranicki. Kritik für alle« wbg Theiss 224 Seiten ISBN: 978-3-8062-4056-6 Preis: 25,00 € Weitere Informationen Über den Autor Dr. Gunter Reus ist außerplanmäßiger Professor für Journalistik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Nach Studium (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik, Kunstgeschichte) und Promotion in Mainz lehrte er fünf Jahre in Frankreich als DAAD-Lektor an der Universität Lille. Reus war als freier Journalist für die Allgemeine Zeitung und den Südwestfunk in Mainz tätig. Nach einem Volontariat arbeitete er als Redakteur der Taunus Zeitung Bad Homburg und der Frankfurter Neue Presse, bevor er zur Journalistenausbildung in die Hochschule zurückkehrte. Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen auf den Gebieten Kulturjournalismus, Journalismusforschung, Sprache und Stil der Massenmedien. |
Über die wbg Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft ist ein Verein zur Förderung von Wissenschaft und Bildung. Ihre 85.000 Mitglieder verstehen sich als Gemeinschaft für Entdeckungsreisen in die Welt des Wissens. Als größte Plattform für geisteswissenschaftliche Themen bietet die wbg Gleichgesinnten ein Forum für Debatten. |