Kritik an Gauselmann: Paradise Papers deckten auf

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Vor einiger Zeit zog sich Gauselmann aus dem Online-Glücksspielgeschäft zurück. Die Paradise Papers enthüllten, dass der Konzern an illegalen Online-Casinos mitverdiente. Möglich geworden war dies über Lizenzgebühren. Der Gauselmann-Vorfall hatte Einfluss auf die gesamte Branche und wirft noch immer einige Fragen auf.

Wofür steht Gauselmann?

Die Grauselmann Gruppe zählt zu den größten Glücksspielanbietern überhaupt. In Deutschland kennt man das Unternehmen schon viele Jahre für seine Merkur- oder Novoline-Spielautomaten. Diese stehen zuhauf in herkömmlichen Casinos, haben mittlerweile aber auch ihren Weg in die immer beliebter werdenden Online-Casinos gefunden. Automaten wie Alles Spitze oder King of Luck haben fast schon Kultstatus – und mit dem Eintritt in den Online-Markt konnte die Gauselmann Gruppe ihre Umsätze noch einmal ordentlich ankurbeln.

Was genau sind die Paradise Papers?

In der Vergangenheit tauchte das Unternehmen aber in den Dokumenten rund um die Paradise Papers auf. Dabei handelt es sich um ein Datenleck, welches mehr als 13 Millionen Dokumente umfasst. Zeitungen bekamen vertrauliche Informationen zugespielt. Im Fokus standen Briefkastenfirmen, und unter den Enthüllten fanden sich Politiker aus vielen Ländern. Auch unser Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder erschien auf der Bildfläche, ebenso wie große Unternehmen wie Allianz oder Siemens. Entsprechend wurde schnell deutlich, dass viele Milliarden Euro Steuergelder veruntreut wurden, indem man Gelder in Steueroasen schaffte.

Doch was bedeutete die Fahndung für Gauselmann? Im Zuge der Paradise Papers deckte man auf, dass verschiedene Lizenznehmer Spiele von Merkur auf dem deutschen Markt anbieten. Entsprechend verdiente das Unternehmen daran mit, denn das geschah über die Lizenzen. Eigentlich ist das Online-Glücksspiel aber größtenteils nach wie vor in Deutschland verboten.

Gauselmann Gruppe zieht sich zurück

Der Konzern, der seinen erfolgreichen Weg in die Online-Branche gefunden hatte, zog sich anschließend zurück. Entsprechend wurden Online-Casinos aufgefordert, die Spiele der Firma nicht mehr ohne Lizenz in Deutschland anzubieten. Das Unternehmen gibt dabei aber an, dass die Paradise Papers nichts mit der Entscheidung zu tun hätten. Vielmehr ginge es einfach darum, Online-Aktivitäten auf die Rechtslage hinzuweisen und für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen.

Kritiker merken außerdem an, dass Gauselmann sehr undurchsichtige Firmenstrukturen geschaffen habe. Im Jahr 2008 gründete Gauselmann „Edict Egaming“, im Jahr 2020 folgte die Tochtergesellschaft „Edict Ehamin IoM Limited“, welche auf der Isle of Man sitzt. So schaffte Gauselmann den Einstieg in das Online-Geschäft, denn Edict Gaming besaß eine Lizenz und vertrieb die Games von Merkur in Online-Casinos. Immer wieder war aber die Rede von neuen Namen und neuen Geschäftsführern oder Scheindirektoren, was für Misstrauen sorgte.

Große Auswirkungen auf die Branche

Während es einige Online-Casinos weniger hart traf, dürften andere Seiten Existenzängste gehabt haben. Online-Casinos sind ganz unterschiedlich aufgebaut: Einige bieten ein breites Spielangebot an, das verschiedene Spielentwickler beinhaltet, andere dagegen fokussieren sich lieber auf einen speziellen Markt. Anbieter, die fast nur Spiele der Gauselmann Gruppe im Angebot hatten, litten entsprechend sehr unter der Entscheidung. Bis heute aber ist die Gauselmann Gruppe nicht ins Online-Geschäft zurückgekehrt. Spieler suchen also vergebens nach der vorher üppigen Auswahl an Online-Slots, für die man das Unternehmen kannte.

Ein gutes Beispiel für ein Casino, das mit Gauselmann zusammenarbeitete, ist „Stake7“. Im Zuge des Skandals um die Paradise Papers berichtete man ausführlich über dieses Online-Casino. Die Betreiber hatten eine große Auswahl an Gauselmann-Spielen in petto. Die Games wurden in Deutschland angeboten, obgleich keine Lizenz für Deutschland vorliegt. Wie so viele andere Casinos auch bewegte man sich also in einer absoluten Grauzone – was Folgen für die Betreiber hatte. Heute werben sie nicht mehr mit einem Online-Casino, das „Made in Germany“ sei. Auch die Merkur-Spiele sind verschwunden, stattdessen findet man dort nun vornehmlich Slots von anderen Größen wie Microgaming oder NetEnt.

Unternehmen dürfen nicht länger wegsehen

Doch wie richtungsweisend ist die Gauselmann Gruppe für die gesamte Branche? Noch immer ist die Lage in Deutschland unklar, obgleich die Diskussion um deutsche Lizenzen nicht zum Erliegen kommt. Wünschenswert wären endlich eigene Lizenzen, damit Online-Casinos legal in Deutschland genutzt werden können. Die Lizenz aus Schleswig-Holstein stellt ein gutes Beispiel dafür dar, dass das Konzept funktionieren kann. Hessen und weitere Bundesländer wollen folgen.

So hat der Fall um die Gauselmann Gruppe alles in allem dazu beigetragen, einen neuen Blickwinkel in die Diskussion um die Legalität der Online-Casinos zu bringen. Vielen Casinobetreibern wurde das Geschäft zerstört, denn Merkur war für Anbieter, die deutsche Spieler anlocken wollten, von großer Bedeutung. Auch Sportwettenanbieter nahmen Merkur-Spiele von der Plattform. Viele bekannte Seiten wie Bet-at-Home oder Tipico kombinieren ihre Sportwettenangebote mit einem Casinobereich, und auch hier waren Merkur-Spiele überaus beliebt.

Es bleibt zu hoffen, dass auch in der Zukunft noch mehr für die Legalität der Online-Spiele getan wird. Das kommt nicht nur den Anbietern, sondern vor allem auch den Spielern zu Gute. Viele deutsche Spieler sind nach wie vor verunsichert und wissen nicht, wie es um die EU-lizenzierten Casinos steht. Der Fall um die Gauselmann Gruppe beweist deshalb, dass die Legalität von Online-Casinos beide Seiten betrifft. Casinoanbieter wie auch Politiker sollten nicht länger wegschauen und endlich agieren, um sichere und legale Lösungen zu finden.

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