Der große Max Andreas Ludwig Schmederer. Von König Ludwig II. mit dem Titel Kommerzienrat geadelt. Die Münchner können stolz sein auf diesen Bankier, der es sich leisten konnte, mit 43 Jahren aus der vom Schwager übernommenen Firma auszusteigen und nur mehr seinem Hobby zu frönen: dem Kripperl-Sammeln. Das war vor 120 Jahren, 1897. Noch zwei Jahrzehnte waren dem reichen, kontaktfreudigen Junggesellen mit Familiensinn und einem geheim gehaltenen „Gspusi“ aus dem Theatermilieu vergönnt, seiner Passion zu obliegen. 1917 starb er. Das 100. Todesjahr ist für das Bayerische Nationalmuseum (BNM) Anlass, in einer Studioausstellung seines weltberühmt gewordenen Gönners zu gedenken. Ihm verdankt es seine exzeptionelle Krippen-Kollektion, um die es die ganze Welt beneidet: Meisterwerke der Krippenkunst des 18. und 19. Jahrhunderts aus Sizilien, Neapel und dem Alpenraum, keineswegs nur dem bayerischen.
Der weitgereiste Sammler Max Schmederer lud, so ist heute bekannt, jährlich bis zu 6000 Besucher in seine herrschaftlichen Privatanwesen, zuletzt in der Brienner Straße, zur „Kripperl-Schau“ ein – jeder musste seine Visitenkarte abgeben – bis der stolze Besitzer seine Schätze, die 1893 bereits gut 2000 Engel-, Menschen- und Tierfiguren, Kleinteile und Bauwerke umfasste, dem BNM schenkte. 1900 wurden unter Schmederers Regie im BNM Krippen-Szenerien fachgerecht aufgebaut und installiert.
Die Schmederer-Schenkung an das BNM ist längst bekannt. Schon 2005 publizierte Nina Gockerell in einem fabelhaften „Krippen“-Buch Geschichte und Geschicke der hier aufbewahrten und laufend restaurierten Krippen und Jesuskind-Figuren. An 12 Stationen kann man jetzt in den alt bewährten Krippen-Gewölben im BNM-Untergeschoß anhalten, um Details über Schmederers Sammler-Reisen, Kennerschaft und Kunstsinn, Krippenbilder, Stiftung, literarische Vorlagen, Baukünste, Käuferglück und Präsentations-Bestrebungen zu erfahren. Denn jener „Herr der Krippen“, wie die Projektleiter und Konzeptersteller Thomas Schindler und Sybe Wartena ihre spezielle Schmederer-Schau nennen, lebte nicht nur fürstlich, sondern auch nach dem Motto „Tue Gutes und rede davon!“ Ja, auch davon kann man sich bis 4. März 2018 (Di – So 10 – 17 Uhr, Do bis 20 Uhr) ein Bild machen.
Zu ihrer 100-Jahre-Jubiläums-Ausstellung laden die „Münchner Krippenfreunde“ vom 7. bis 26. Dezember (geöffnet täglich 10 – 19 Uhr) in die Rathausgalerie mit Zugang im Prunkhof ein. Mitten im Ersten Weltkrieg von 21 Bürgern gegründet, hat der Verein heute 250 Mitglieder. Er zeigt, auch aus der Sorge, dass die einst blühende Krippenbegeisterung nachlassen könnte, 100 Krippen aus 300 Jahren. Viele stammen von privaten Leihgebern. Es sind aber auch welche aus Kirchen, Klöstern und dem Freisinger Diözesanmuseum dabei. An den Exponaten ist, so geht aus der Vereins-Einladung hervor, „eine Vielzahl an Stil-Richtungen und unterschiedlichen Materialien – Holz, Stein, Gips, Ton, Papier, Metall – ablesbar“. Prunkstück ist die auf 5 m Breite inszenierte Vereinskrippe „Stiftung Schachinger“ mit gut 200 Figuren – die schönste schuf kein Geringerer als Ignaz Günther – aus der Werkstatt früherer Münchner Schnitzer. Also gab es nicht nur einen Schmederer, der Krippen stiftete, sondern auch andere Krippenfreaks. Die sind nur nicht so berühmt geworden wie der Kommerzienrat aus der Münchner Brienner Straße.
Foto (Hans Gärtner)
45 Zentimeter hoch sind die drei Verkündungs-Boten einer Tiroler Krippe aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die das Bayerische Nationalmuseum besitzt.
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