Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bayern wird 2020 nur noch um rund 45.500 auf 5,75 Millionen Personen ansteigen. Das prognostiziert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Damit wird der Zuwachs weniger als halb so hoch ausfallen wie 2019, für das ein Plus von 99.100 prognostiziert wird. Das Tempo des Abschwungs zeigt sich daran, dass im Frühjahr noch ein Plus von 131.000 erwartet wurde. „Der Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre neigt sich langsam seinem Ende entgegen. Zeitgleich wird die Arbeitslosigkeit in Bayern 2020 flächendeckend in allen Regierungsbezirken steigen. Die dunklen Wolken am Konjunkturhorizont haben den Arbeitsmarkt erreicht“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., Bertram Brossardt.
Laut Prognose wird die Arbeitslosigkeit 2020 bayernweit um 4.400 auf 218.000 Erwerbslose steigen. Der Anstieg beträgt basierend auf dem mittleren Konjunkturszenario dann 2,1 Prozent. Im sogenannten Negativszenario, also bei einer noch schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung, würde die Arbeitslosigkeit in Bayern sogar um 36.000 Personen steigen. Das entspricht einem Anstieg um 16,9 Prozent. „Die Szenario-Ergebnisse sind besorgniserregend. 2020 werden wir einen seit zehn Jahren nicht mehr gesehenen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben“, analysiert Brossardt.
Die vbw sieht die stetig zunehmenden außenwirtschaftlichen Risiken mit wachsender Sorge, aber auch innenpolitische Fehlanreize belasten die Wirtschaft. „Weltweit haben wir die vierthöchsten Arbeitskosten, dazu stetig steigende Strom- und Energiekosten. Entlastungen sind aber weiterhin Fehlanzeige: Weder die Unternehmenssteuerlast wurde gesenkt, noch ist die Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes angegangen worden“, erklärt Brossardt und fügt hinzu: „Auch der Strukturwandel in der Automobilindustrie macht der bayerischen und deutschen Industrie zu schaffen. Wir dürfen die Erfolge der letzten Dekade am Arbeitsmarkt nicht verloren geben. Wir müssen unseren Standort fit für den konjunkturellen Einbruch machen. Dazu gehört auch das erweiterte Kurzarbeitergeld für den Ernstfall, hat es sich doch während der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren bewährt“, so Brossardt.