
Britta Albegger/Geza Horvat: Schwebedialoge. Kommunizieren jenseits von Konsens und Lösung, Business Village, Göttingen 2024, ISBN: 978-3-86980-759-1, 26,95 EURO (D)
In einer Welt, in der Meetings, Workshops, Konferenzen, aber auch Gespräche im Rahmen von Coachings oder in der Familie meist darauf abzielen, Probleme zu lösen und konkrete Ergebnisse zu erzielen, bleibt vieles auf der Strecke. Unser Denken ist so sehr auf die Lösung von Problemen fixiert, dass wir meist gar nicht bemerken, wie der »blinde Fleck der Problemlösungsbrille« unsere Wahrnehmung einschränkt.
Britta Albegger und Geza Horvat haben mit dem Schwebedialog ein Kommunikationsformat entwickelt, das weder strikte Ziele verfolgt noch einen thematischen Fokus vorgibt. Es geht nicht um schnelle Lösungen oder darum, sich einig zu werden. Stattdessen öffnet der Schwebedialog einen Raum für echten Austausch und erlaubt, dass alles genau so sein darf, wie es ist.
Die Schwebedialoge werden als Gegenstück zu lösungsorientierten Formaten gesehen: „Die Wirkung der Schwebedialoge fängt genau dort an, wo herkömmliche Formate an ihre Grenzen stoßen. Um diese Wirkung zu erzeugen, werden bei den Schwebedialogen grundlegende Elemente lösungsorientierte Kommunikationsmethoden weggelassen. (…) Im Gegensatz dazu beginnen Schwebedialoge ohne konkrete Problemstellung, sie haben einen offenen Ausgangspunkt. Hier wird kein bestimmtes Ergebnis angestrebt, sondern nur ein Überblick über alle Themen, die gerade bewegen.“ (S. 23)
Schwebedialoge als Methode bestehen im Wesentlichen aus zwei Teilen, die unabhängig voneinander eingesetzt werden können. Der erste Teil ist das strukturierte und kompakte Kommunikationsformat, das in ganz unterschiedlichen Konzepten anwendbar ist. Der zweite Teil ist die Praxis des In-der-Schwebe-Halten. Es geht darum, dass wir uns bewusster werden, was wir tun, wenn wir etwas denken und glauben.
Das Ergebnis soll ein tieferes Verständnis dafür bieten, was Menschen wirklich bewegt und wie unsere eigenen Vorstellungen die Realität formen, in der wir leben.
Adressaten für Schwebedialoge sollen Organisationen sein, um einen Beitrag für eine vertrauensvolle Unternehmenskultur zu leisten und ein tieferes Verständnis für die Perspektiven der anderen Mitarbeitenden zu ermöglichen.
Weiterhin sollen davon auch Fachleute in den Bereichen Coaching, Beratung und Sozialarbeit davon profitieren, ebenso Privatleute.
Diese Kommunikationsform will Alternativen gegenüber herkömmlichen lösungsorientierten Formaten bieten, werfen aber mehr Fragen als dass sie Antworten geben. Es gibt nichts Greifbares, alles steht im Raum ohne irgendeine Konkretheit. Außer ein wenig Selbsterfahrung, wozu es aber auch schon etliche andere Methoden gibt, kann es nicht mehr leisten.
Eine radikale teleologische Perspektive ist bestimmt nicht das Richtige, aber zielführende Dialoge und Kommunikation sind immer noch besser als diese Methode.