1. Kohlekraftwerke
Die Kohlekraftwerke in Deutschland werden erst bis zum Jahre 2038 alle abgeschaltet (frühestens 2035). Zu einem Zeitpunkt, wenn der „Green Deal“ der neuen EU-Kommissionspräsidentin, Frau Ursula von der Leyen, bereits fast 10 Jahre eine Reduktion der CO2-Emissionen Europas um 50% gegenüber 1990 vorsieht. Die Hauptlast der Reduktion bleibt dann bei den breiten Konsumenten hängen, Haushalten, Urlaubsreisenden, die sich vom Arbeitsstress erholen wollen, und so weiter. Die Konzerne werden wieder mal geschont.
Und Ulrich von Weizsäcker, der Protagonist der Energiewende und federführender Autor des Berichtes des Club of Rome von 2018, ist sich nicht zu schade, den Aktivisten und Aktivistinnen von Garzweiler im Deutschlandfunk in den Rücken zu fallen. Der Beitrag, den ich meine, trägt den Titel: „Was in Garzweiler passiert ist quantitativ irrelevant“ (in Anführungszeichen, so dass dies als Aussage von Weizsäckers erscheint). Das Argument, das diese Aussage trägt, erscheint im Text folgendermaßen. Es seien, so Weizsäcker, weltweit bereits 1380 neue Kohlekraftwerke im Bau oder in Planung. Deshalb seien die Kapazitäten in Deutschland „quantitativ nicht wahnsinnig relevant“ [6].
Ich hätte das Argument gerade anders herum geführt: Weil sich weltweit bereits 1380 neue Kohlekraftwerke im Bau oder in Planung befinden, gerade deshalb ist die Signalwirkung Deutschlands für den Kohleausstieg so relevant und gerade deshalb sind die Proteste in Garzweiler und um den Hambacher Forst so wichtig. Wenn wir nicht sofort aussteigen, werden alle anderen Länder mit dem Finger auf uns zeigen und ihre Kohlekraftwerke weiter bauen. Länder die auch wirtschaftlich viel schwächer sind und sich den Ausstieg viel weniger leisten können, als wir.
Und quantitativ relevant ist alles beim Klimawandel, weil sich die Gesamtemissionen tatsächlich aus unzähligen kleinen und kleinsten Einzelposten zu ihrer astronomischen Höhe von 33 Gigatonnen jährlich aufsummieren (1 Gigatonne = 1 Milliarde Tonnen). Deutschland hat einfach seinen Anteil abzuarbeiten, wie jedes andere Land auch, nicht nur, wo es gleich global relevant erscheint. Dies gilt übrigens auch für das Tempolimit auf Autobahnen, das zudem noch für die Verkehrssicherheit relevant ist.
Ich bin ja nicht der Meinung, dass von Weizsäcker zu den Leuten gehört, die mit ihren reichen und super-reichen Unternehmerfreunden nur ihren Schampus im Club schlürfen, dies hätte ich eher einem Mario Draghi oder David Camaron nachgesagt. Aber von Weizsäcker ignoriert hier, dass die engagierte Basis der Gesellschaft unsere Unterstützung als Autoren braucht.
2. CCS und der europäische „Green Deal“
Also der „Green Deal“ der Europäischen Union beinhaltet Reduktion der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 50% gegenüber 1990 und Klimaneutralität bis zum Jahre 2050. Letzteres bedeutet, dass alle Emissionen, die bis 2050 nicht vermieden werden können, dann durch CO2-Absorption aus der Luft geschafft werden müssen. Und hierfür sollen Wälder aufgeforstet werden und CO2 in die Erde verpresst werden [3]. Letzteres wird CCS („Carbon Capture and Storage“) genannt.
Bei diesen beiden angedachten Problemlösungen zur Absorption der Emissionen wird die Möglichkeit außer Acht gelassen, CO2 unter Zuhilfenahme von Wasserstoff aus Wasser in synthetische Kraftstoffe und Kunststoffe zu verwandeln. Der Plan der EU ist auf Biotreibstoffe und Wasserstoff fixiert [2]. Biotreibstoffe haben aber oft den bekannten Nachteil, zu einer Bodenkonkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Kraftstoffproduktion zu führen oder mit anderen Nutzungsformen (pflanzliche Düngung) zu konkurrieren. Viel wichtiger ist jedoch die Grenze, die der geringe solare Wirkungsgrad der Photosynthese von maximal 6% darstellt.
Synthetische Kraftstoffe können dagegen mit einem solaren (Flächen-)Wirkungsgrad von 28% und mehr hergestellt werden [7]. Also 28% der eingestrahlten Sonnenenergie bleibt im Kraftstoff erhalten. Dies erfordert zwar zusätzliche Anlagen, jedoch könnten ganz neue Produkte hergestellt werden, wie zum Beispiel Karosserien für Elektroautos aus synthetischen Kohlenstofffasern. In Punkto Hitzebeständigkeit sind Elektroautos ja nicht so anspruchsvoll, da sich Elektromotoren wegen ihrem hohen Wirkungsgrad viel weniger erwärmen, als Benzinmotoren.
Leichtere Autos wären also möglich, bei deren Produktion gleichzeitig CO2 aus der Atmosphäre genommen wird und Stahl eingespart wird.
Der Stahlverbrauch ist ein kritischer Punkt, denn Stahl lässt sich nur durch hochpräzise Schrotttrennung in gleichbleibender Qualität recyceln. Es geht dabei hauptsächlich um Verunreinigungen durch Zinn und Kupfer.
Bäume haben natürlich den Vorteil sozusagen von selbst zu wachsen. Es sind fast keine zusätzlichen Maschinen erforderlich, um Rohholz herzustellen. Aber auch hier gilt die Grenze der Photosynthese. So können mit der derzeitigen Waldbedeckung von 30% in Deutschland nur etwa 15% seiner jährlichen CO2-Emissionen absorbiert werden [4]. Durch Beimischung von Rotbuchen, die doppelt so schnell wachsen, wie die üblichen Weißbuchen, und Aufforstung kann dieser Wert sagen wir mal realistisch vielleicht fast verdoppelt werden. Dann bliebe im Jahre 2050 aber immer noch ein großes Defizit von ungefähr 25% der Emissionen, die durch CCS gespeichert werden müssten.
CCS, damit geht bei dieser Größenordnung in Europa der Aufbau eines tausende Kilometer langen Pipeline-Netzwerkes und von Off-Shore-Anlagen zur Verpressung des CO2 in den Untergrund der Meere einher, der viele Millionen Tonnen Stahl benötigen würde.
Weitere Kritikpunkte kommen hinzu, wie energetische Ineffektivität und Sicherheitsbedenken (Siehe mein Essay in der Tabula Rasa: „Politische Transformation: Die Welt in untergründigem Umbruch“).
3. Geopolitik: Entwicklungshilfe und Afrika
Deutschland bezieht seinen Importstahl ja von großen Konzernen, teilweise über Drittländer, wie China und Russland. Gerade jetzt im Juli diesen Jahres soll die erlaubte Importquote um 5% erhöht werden. Und Vale, ein Brasilianischer Konzern, von dem ich schon in Zusammenhang mit dem Dammbruch in einem seiner Kraftwerke in Brasilien kurz berichtet hatte, und der Chinesische Konzern Chinaco haben Lizenzen zum Abbau in den Simandou-Bergen im West-Afrikanischen Guinea erworben. Dort liegt ein großes Vorkommen von Eisenerz, im Wert von geschätzten 100 Mrd. USD. KPMG – ein führendes Dienstleistungsunternehmen, das auch auf Bergbau spezialisiert ist – gab 2014 an, dass ein Abbau von mehr als 50 Megatonnen Eisenerz jährlich geplant war, das einen Reinheitsgrad von bis zu 67% hat.
Wegen Korruption und Misswirtschaft bei der Lizenzvergabe und auch wegen gigantischer Vergabe von Bergbaulizenzen an ausländische Konzerne steht der Präsident Guineas, Alpha Condé, unter heftiger Kritik in seinem eigenen Land. Es sollen 67% der Bodenfläche Guineas für den Bauxit-Abbau lizenziert worden sein. Condé will jetzt die Verfassung ändern, um sich eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Dagegen hatte sich schon letztes Jahr ein breites Protestbündnis entwickelt. Es gab mehrere Tote, da Condé – von Russland unterstützt und andere haben weggeschaut – an seinem Plan festhielt. Ganz offensichtlich geht es Russland um Rohstoffinteressen in der Region.
Und hier zeigt sich die Relevanz der CCS-Pläne für Afrika, denn die Destabilisierung der Demokratie im West-Afrikanischen Guinea und die Vergeblichkeit der Aktionen des breiten Oppositionsbündnisses gegen eine dritte Amtszeit Condés hängen letztlich auch mit dem steigenden Stahlbedarf des Westlichen Industriekapitalismus zusammen, zum Beispiel, wenn wir unseren Stahl für CCS über Russland, China oder über Vale beziehen werden.
Auch wenn die Bergbaukonzerne wegen der bisher unrealisierten Eisenbahnverbindung von den Simandou-Bergen zum Atlantik eher eine abwartende Haltung einnehmen, hat die ganze Korruption um die Lizenzvergabe bereits vorgreifend die Demokratie in dem Land zerrüttet. Und die Umweltzerstörung – Wasserverschmutzung – und Gesundheitsgefährdung durch den beim Bauxit-Abbau entstehenden roten Staub ist schon jetzt skandalös, praktisch kann kaum etwas dagegen getan werden.
Und wie entwickelt sich dann unter der Ägide des Bergbaus die jetzt schon vorhandene Bodenkonkurrenz zwischen Kleinbauern und Viehzüchtern politisch? Dies hängt auch mit der Klimaerwärmung zusammen.
Also: Erstens werden Afrikas Rohstoffe im Interesse mehrerer globaler Akteure durch Billigbergbau ausgebeutet. Zweitens verbieten die bilateralen oder beschränkt multilateralen Handelsabkommen, die Deutschland abschließt, Exportsteuern, so dass verhindert wird, dass das Bauxit in Guinea verarbeitet und in Aluminium umgewandelt wird. Drittens ist Afrika – auch Guinea durch Regenfluten – von dem hauptsächlich durch die Industrieländer verursachten Klimawandel schwer betroffen. Viertens erzeugt Afrika selbst, indem es bisher keinen Kurs der Vollindustrialisierung fährt oder fahren kann, nur geringe CO2-Emissionen und absorbiert durch Urwälder und seine kleinbäuerliche Landwirtschaft in erheblichem Maße solche Emissionen.
Und nun kommt Kurt Gerhardt daher und fordert mit seinem Bonner Aufruf, dass die Entwicklungshilfe abgeschafft werden soll [5]. Mit Rückenwind von der Bundeskanzlerin wird argumentiert, dass die Afrikaner sich durch die Entwicklungshilfe zu sehr an Almosen gewöhnt hätten, statt selbst unternehmerische Initiative zu ergreifen. Dies widerspräche auch der Menschenwürde der Betroffenen.
Ja Moment, zweierlei nun dazu. Erstens sind es keine Almosen, die sie erhalten, sondern die Zahlung von Verbindlichkeiten unsererseits, die sich aus den vorangehenden Punkten eins bis vier ergeben. Und zweitens, was ist unwürdiger – zu hungern immer mit der Perspektive zu verhungern oder unterstützt zu werden? So stellt sich die Frage für 239 Millionen Menschen in Afrika.
Die Afrikaner sollen durch den Hunger erpresst werden, unternehmerische Initiative zu entfalten, wo doch Hunger gerade bedeutet, dass sie kein Kapital haben. So muss man Gerhardt leider verstehen. Mikrokredite bringen hier nichts, denn es fehlt in Afrika an breiter Kaufkraft, um diese zu realisieren (s. u.).
Ja hätten denn die USA nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Marshallplan für das besiegte Deutschland auflegen sollen? Hätte sie sagen sollen, dass die Deutschen ja selbst schuld sind und es unwürdig wäre, sie nicht ihrer gerechten Strafe zuzuführen, statt sie darin zu unterstützen zu überleben? Die Bundeskanzlerin ist manchmal eine eiskalte Zynikerin, wie ich schon in „Utopie und System“ in ähnlichem Zusammenhang bemerkt habe (in [1]). Und damit fischt sie am rechten Rand jenen dumpfen Rassismus vieler Deutscher ab, indem das, was ich im vorangehenden Essay in der Tabula Rasa „strukturellen Rassismus“ genannt habe – in diesen Zusammenhang gehören weitestgehend auch die obigen Punkten eins bis vier – auch weiterhin ignoriert wird.
Die Globalisierung sozialer Menschenrechte ist außerdem die Geopolitik, die am besten dem Weltfrieden dient. Dazu sollte die Entwicklungshilfe eingesetzt werden. Lassen Sie mich dies einmal philosophisch erläutern.
Es war – wie mir mein ehemaliger Religionslehrer, Herr Rudolf Wein, in seinem Unterricht vermittelt hat – eine der wichtigsten Aussagen des Nazareners, dass der Wert eines Menschen nicht von seiner Leistung abhängt. Ich formuliere dies heute für meine West-Afrikanische Freundin etwas vollständiger so:
„Ich liebe Dich nicht wegen Deiner Fähigkeiten, aber ich liebe auch Deine Fähigkeiten.“ (auf englisch)
Also im deutschen sage ich: „Ich liebe Dich nicht wegen Deiner Leistung, aber ich liebe auch, was Du kannst.“ Und wie toll („fähig“) sie sich ihre eigene Ausbildung von meiner Unterstützung organisiert hat. Ich sage auf englisch nicht „Leistung“ sondern englisch „capacities“, weil die Konnotation des deutschen Wortes nicht direkt in das englische übersetzt werden kann („power“ stimmt hier nicht).
Und diese erweiterte christliche Philosophie sollte der Leitgedanke für die Entwicklungszusammenarbeit und überhaupt in der Geopolitik sein. Dies ist die Rationalität der Liebe, die sowohl für die Entwicklungspolitik, als auch für die Umwelt- und Sozialpolitik ausschlaggebend sein sollte.
In diesem Sinne ist Angela Merkel keine Christin. Das ist kruder Neoliberalismus, was sie für die CDU zur Entwicklungshilfe sagt. Aber eine christlich geprägte Öffentlichkeit könnte sie ja noch eines besseren belehren.
Und ökonomisch habe ich zu der Quelle [5] folgendes zu sagen. In Afrika zirkuliert nicht genug Geldvolumen, um zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu gelangen. Wenn also ein Kleinprojekt, wie die Produktion von Biogas aus Gülle mittels angepasster Technologie – das möchte ich positiv dazu erwähnen – sich nicht verkauft, so liegt dies nicht an der Konkurrenz zur Entwicklungshilfe, sondern an mangelnder Geldzirkulation, an Kapitalmangel, um sich die in Afrika selbstproduzierten Geräte zu kaufen. Denn die Entwicklungshilfe kommt mehr als Bildung und Nothilfe oder Infrastrukturmaßnahmen für Investoren zu den Afrikanern, denn als erquickliches Einkommen, das Eigeninitiative verhindert.
Und noch etwas: Biogas aus Rinderdung ist ökologisch wegen des hohen solaren Flächenverbrauchs pro produzierter Energieeinheit so ziemlich das ungünstigste, was man machen kann. Aber dies hier nur nebenbei. Dazu komme ich gleich noch einmal auf einer anderen Ebene.
Geopolitisch sehe ich die große Chance in meiner neuen globalen Finanzarchitektur, die sowohl wirtschaftsfördernd, als auch ökologisch und sozial wäre (in [1]). Vergleiche auch mein Essay in der Tabula Rasa: „Politische Transformation: Tour de Horizon“.
4. Ausblick: Nachhaltige industrielle Systeme
Alles Geld zirkuliert, heißt auch Ökosteuern verbleiben irgendwo im Geldkreislauf, es kommt also darauf an, wie sie ausgegeben werden. Sie erzeugen auf jeden Fall auch Einkommen, wenn das Geld nicht vernichtet wird: Rebound-Effekt. Und sie sind Investitionen.
Also muss dafür gesorgt werden, dass sie ökologisch ausgegeben werden, deshalb entweder für soziale Menschenrechte oder/und technologische Investitionen mit positiver ökologischer Gesamtwirkung. Soziale Menschenrechte bedeuten mehr Einkommen für Arme, was regelmäßig ökologisch ist, da geringe Einkommen keinen unökologischen Luxus einkaufen.
Dies heißt insgesamt so zu investieren, dass die positive ökologische Wirkung überwiegt, denn Investitionen – Wachstum – hat immer auch negative ökologische Wirkungen (s. CCS, oben erläutert).
Die stärkere Einbindung der Luftfahrt und die Eröffnung des Emissionshandels auch für die Seefahrt generiert dann das Finanzkapital, das durch ein Konsortium zur Durchsetzung und Durchführung von CCS gebündelt wird. Statt diesen Geldstrom nach Afrika zur Bindung von CO2 durch Humusaufbau im Boden umzulenken, was mein Vorschlag wäre.
Wenn wir wollen, dass es nicht immer mehr redundante Zentren industrieller Produktion gibt, die wegen der Standortkonkurrenz immer unökologischer werden, dann müssen wir Afrika Alternativen anbieten. Dies ist ebenfalls eine geopolitische Frage, die hinter der Entwicklungszusammenarbeit steckt. Und CCS ist dabei kontraproduktiv, da es Afrikas Teilhabemöglichkeit ignoriert.
Diese Alternativen entscheiden dann auch weitgehend darüber, wie viele Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern gebaut werden (letzteres war von Weizsäckers Thema in [6]).
Nun noch zu den lokalen Aspekten des „Green Deal“. Öffentlicher Nahverkehr, der Teufel liegt im Detail, ebenso wie bei Fahrgastverkehr mit der Bahn. Frau Kippings Vorschlag, die Bahncard 50 zu verschenken, würde ins Leere laufen, denn für die vielen zusätzlichen Fahrgäste wären gar nicht die Kapazitäten vorhanden. Die Leute würden sich in überfüllten Zügen auf die Füße treten.
Ebenso mit kostenlosem Nahverkehr. Die Frage ist, wie bei Optimierung der Kapazität Fahrkomfort und Auslastung einander gegenüber gehandhabt werden. Und welche Kapazität, mit welcher Technologie eingesetzt wird. Wie hoch ist der Rohstoff- und Energieverbrauch in der Anschub-Phase und wie hoch langfristig in der Daueranwendung? Damit, denke ich, sind die entscheidenden Fragen umrissen.
Ich bin dagegen, dass jetzt super-teure Elektrobusse in der Breite für den öffentlichen Nahverkehr angeschafft werden. Die jetzige Fahrzeugflotte kann mit synthetischem Kraftstoff, der ja rußfrei verbrennt, weiter betrieben werden. Die Batterieentwicklung ist längst noch nicht ausgereift. Die jetzige Strategie führt in eine Kostensackgasse und ist auch nicht ökologisch nachhaltig. Es geht dabei um den Rohstoffverbrauch des Austausches der gesamten Fahrzeugflotte. Ich verstehe nicht, dass im „Green Deal“ synthetische Kraftstoffe überhaupt nicht erwähnt werden. Welcher Lobbyismus hat da wieder die Weichen gestellt? Ich würde wenigstens erwarten, dass es eine Erörterung gibt, warum, welche Entscheidungen wie getroffen wurden!
Wenn ich jedenfalls von einem „letzten Innovationszyklus“ vor dem Jahr 2050 im Jahre 2030 höre, dann schwant mir schlimmes. Also nochmal der gigantische „grüne“ Rohstoffverbrauch eines hypertrophierten Kapitalismus. In nur 20 Jahren soll wieder alles ausgetauscht werden.
Grüne Produkte müssen repariert und nachgerüstet werden können. Sie sollten auf einen Lebenszyklus von 50 Jahren mindestens ausgelegt werden. Nur dann sind sie ökologisch nachhaltig. Und Emissionsvermeidung durch Verzicht muss bei den Wohlhabenden, Reichen und Super-Reichen nun rigoros durchgesetzt werden. „Klimagerechtigkeit“ ist ein Wort, dass sowohl global, als auch individuell sehr ernst genommen werden muss. Siehe mein globaler Aktionsplan in „Utopie und System“ in die „Elemente…“ [1].
Wir brauchen nachhaltige, industrielle Systeme, die so gestaltet sind, dass Energie- und Rohstoffverbrauch bei den Produktionsmitteln, der Produktion und bei den Produkten in der Anwendung und beim Recycling in einem Gesamtbild gesehen werden.
Referenzen
[1] Alexander Sigismund Gruber: „Elemente einer globalen politischen Strategie – Wie die Menschheit besser kooperieren kann“, Verlagshaus Schlosser, 2019
ISBN: 978-3-96200-276-3
(Das Buch kann nach jüngster Auskunft des Verlages ab 7. Januar 2020 im Buchhandel und beim Verlag bestellt werden).
[2] EURACTIV.com, Frédéric Simon: ‚Die wichtigsten Punkte des „Green Deal“ ‚, Translated by Tim Steins, 6. Januar 2020, (online)
[3] Süddeutsche Zeitung, Michael Bauchmüller: ‚Europäische Union – Das steht im „Green Deal“ ‚, 11. Dezember 2019, (online)
[4] Deutschlandfunk, Wissenschaft im Brennpunkt, Volker Mrasek: „Waldwunschdenken – Kann Aufforstung das Klima retten?“, 15.9.2019, https://www.deutschlandfunk.de/waldwunschdenken-kann-aufforstung-das-klima-retten.740.de.html?dram:article_id=458726
[5] Weltzeit Deutschlandfunk Kultur Podcast, Bettina Rühl: „Geschäftsmodell für Afrika – Biogas aus dem Rucksack“, 15.1.2020, https://www.podcast.de/episode/428342717/Gesch%C3%A4ftsmodell+f%C3%BCr+Afrika+-+Biogas+aus+dem+Rucksack/
[6]
Deutschlandfunk, Ernst Ulrich von Weizsäcker im Gespräch mit Liane
von Billerbeck: ‚Ernst Ulrich von Weizsäcker zum Klimaschutz: „Was
in Garzweiler passiert, ist quantitativ irrelevant“ ‚,25.6.2019,
Ernst Ulrich von Weizsäcker zum Klimaschutz – „Was in Garzweiler passiert, ist quantitativ irrelevant“
Ernst Ulrich von Weizsäcker zum Klimaschutz – „Was in Garzweiler passier…Während Deutschland über Modalitäten des Kohleausstiegs streitet, werden weltweit 1380 neue Kohlekraftwerke geba…
[7]
Hochleistungssolarzellen, eingesetzt in Sonnenkraftwerken in
Wüstenregionen, Wirkungsgrad: 40% – 45%, energetischer Wirkungsgrad
der synthetischen Kraftstoffherstellung: 70%, ergibt, da beide
Prozesse hintereinander geschaltet werden: 40% * 70% = 28%
Wirkungsgrad für die Kraftstoffherstellung; dies ist natürlich eine
vereinfachte Abschätzung, aber mehr will ich hier gar nicht sagen.