Lange Zeit hat sich die Philosophie in ihren ethischen Diskursen über ein Thema ausgeschwiegen, das den Kernbereich menschlichen Zusammenlebens betrifft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich das allmählich geändert. Anlass, mich dem thematischen Komplex Verzeihung zuzuwenden, waren vor über zwanzig Jahren die Debatten um Schuld und Schuldverdrängung, um Rechthaberei und heuchlerisch gutes Gewissen, um Entlarvungsattitüden und Demokratie-Enttäuschungen im Umfeld der deutschen Vereinigung. Der Anlass beschränkt jedoch nicht das Feld der Fragestellung.
Klaus-Michael Kodalle: Verzeihung denken
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