Am 14. Oktober ist in Berlin der DDR-Kulturpolitiker Klaus Höpcke (1933-2023) im Alter von fast 90 Jahren gestorben. Am 18. Oktober erschien im einstigen SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“, wo er neun Jahre lang als Kulturredakteur unheilvoll wirkte, ein dünnes Artikelchen der früheren Redakteurin Irmtraud Gutschke, das als „Nachruf“ ausgegeben wurde. Hier wurden alle negativen Seiten seiner Politik ausgeblendet, die Autorin war des Lobes vollfür den Freund und früheren Kollegen, der die DDR-Literatur von „Abweichlern“ gereinigt hatte.
Klaus Höpcke studierte nach dem Abitur 1951 in Neubrandenburg an der „Fakultät für Journalistik“ der Leipziger Karl-Marx-Universität. Das war freilich keine politisch neutrale Ausbildungsstätte, wo man das journalistische Handwerk erlernte, sondern eine marxistisch-leninistische Kaderschmiede zur Produktion von Parteijournalisten, wie man in Brigitte Klumps (1935-2023) Buch „Das rote Kloster“ (1978) nachlesen kann.
Nach dem Studium war die steile Parteikarriere Klaus Höpckes kaum noch aufzuhalten. Als FDJ-Mitglied seit 1947 und SED-Mitglied seit 1953 war er 1960/62 Mitglied der Universitätsparteileitung der Karl-Marx-Universität und 1962/64 Mitglied der SED-Bezirksleitung Leipzig. Im Februar 1964 wurde er ins Redaktionskollektiv des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland“ aufgenommen, wo er bis März 1973 verblieb. Sein „parteiliches“ Wirken dort muss für einige DDR-Autoren verheerend gewesen sein! Danach war er, bis zum Mauerfall am 9. November, als Nachfolger des Juristen Bruno Haid (1912-1993), stellvertretender Minister für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel. Sein Vorgesetzter als DDR-Kulturminister war der in Bunzlau/Schlesien geborene Hans-Joachim Hoffmann (1929-1994), der sich schon im Juni 1988, was gefährlich war im SED-Staat, in einem in der Zeitschrift „Theater heute“ unter dem Titel „Das Sicherste ist die Veränderung“veröffentlichten Interview für die Moskauer Reformpolitik einsetzte. Klaus Höpcke aber blieb bis zuletzt der ideologische Hardliner, weshalb ihn Erich Loest (1926-2013) nach seiner Ausreise 1981 einen „Regierungskriminellen“ nannte.
Klaus Höpcke bin ich dreimal begegnet, vor und nach 1989. Einmal sah ich ihn in Frankfurt/Main, wo er auf der Buchmesse den DDR–Kollektivstand betrat und alle Verlagsleute dort aufstanden und Haltung annahmen, als der „Genosse Minister“ auftauchte. Dann auf einer Dortmunder Literaturtagung, wo er (das SED-Parteiabzeichen hatte er während des Vortrags abgenommen) weitschweifig über DDR-Umweltschutzliteratur sprach, die es überhaupt nicht gab. Den Roman „Flugasche“ (1981) der Ostberlinerin Monika Maron, der in der DDR verboten war, erwähnte er mit keinem Wort. Bei der dritten Begegnung saß er als Zuhörer in einem Hörsaal der Universität Jena, als ich dort über „Flucht und Vertreibung in der DDR-Literatur“ sprach.
Am schändlichsten hat er sich 1978 gegenüber der Rostocker Skandinavistin Gisela Perlet (1942-2010) verhalten, die im Hinstorff-Verlag, wo sie für dänische Literatur zuständig war, eine Ausgabe der Frühschriften des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard (1813-1855) edieren wollte. Mit allen Mitteln, die er einsetzen konnte, hat der ungebildete Klaus Höpcke dieses Vorhaben unterbunden, bis Gisela Perlet bei ihrem Verlag kündigte