Anlässlich der Gründung des Goethe-Nationalmuseums vor 125 Jahren, am 8. August 1885, und dem 100-jährigen Bestehen des Freundeskreises des Goethe-Nationalmuseums e.V. schmücken die Klassik Stiftung Weimar und der Freundeskreis das Hauptportal von Goethes Wohnhaus.
Goethe wohnte seit 1782 mit kürzeren Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende in dem 1709 erbauten, barocken Anwesen am Frauenplan. Ein bedeutender Teil der historischen Einrichtung und Goethes umfangreiche Kunst- und Naturaliensammlungen sind bis heute dort erhalten geblieben. Mit dem Tod des Dichters am 22. März 1832 fielen das Haus und die Sammlungen Goethes Enkeln Walther, Wolfgang und Alma zu. Bis 1885 bewohnten diese und Goethes Schwiegertochter Ottilie (geb. von Pogwisch) das Haus selbst oder vermieteten es teilweise.
In dem Spannungsfeld zwischen den Interessen der Erben und dem Bedürfnis der Öffentlichkeit, am Frauenplan einen kulturellen Gedächtnisort zu schaffen, kam es in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts über einen längeren Zeitraum zu Verhandlungen zwischen dem Deutschen Bund und den Nachlassverwaltern. Doch konnte die für 1842/43 angestrebte Gründung einer Nationalstiftung in Weimar in der geplanten Form nicht realisiert werden. Erst mit seinem Testament von 1883 schuf Walther von Goethe die Voraussetzung, das Erbe seines Großvaters der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Nach dem Tod des Enkels fielen im April 1885 Goethes Haus und seine Sammlungen dem Großherzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach zu, während der schriftliche Nachlass der Großherzogin Sophie überantwortet wurde. Graf Leo Henckel von Donnersmarck und Dr. Felix Vulpius stifteten zudem Teile des Goethe-Erbes, die ihren Familien zugefallen waren, an das Goethe-Nationalmuseum zurück. Gegründet wurde es mit dem Stiftungsbrief des Großherzogs Carl Alexander am 8. August 1885. Erster Direktor war der Kunst- und Literaturhistoriker Dr. Carl Ruland (1834–1907). Seitdem zieht das mehrfach umgebaute und erweiterte Museum, das zum UNESCO-Welterbe gehört, eine große Zahl von Besuchern aus aller Welt an.
25 Jahre nach der Gründung des Goethe-Nationalmuseums konstituierte sich im Jahre 1910 die »Vereinigung der Freunde des Goethehauses«. Deutsche und europäische Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst waren dem Aufruf zum Beitritt gefolgt, darunter Gustav Stresemann, Henry van de Velde, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann und der damalige Weimarer Großherzog Wilhelm Ernst. Heute zählt der Verein ca. 475 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den USA. Ein fünfköpfiger ehrenamtlicher Vorstand leitet die Geschicke des Vereins. Zum Ehrenbeirat wurde auf Grund seines Engagements für die Wieland-Erbepflege Jan Philipp Reemtsma ernannt. Seit seiner Gründung trägt der Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums e.V. mit Hilfe von Ankäufen, der Förderung von Restaurierungsmaßnahmen und Forschungen sowie Publikationen und zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen entscheidend zu der erfolgreichen Arbeit des Museums bei.
Die Geschichte des Goethe-Nationalmuseums und seiner Freunde ist auch das Thema einer gemeinsamen Ausstellung von Stiftung und Freundeskreis, die unter dem Titel »Goethe zieht Kreise. 125 Jahre Goethe-Nationalmuseum und 100 Jahre Vereinigung der Freunde« ab dem 28. August 2010 in der Dienerwohnung von Goethes Wohnhaus zu sehen sein wird.
Nach Ablauf der aktuell im Goethe-Nationalmuseum gezeigten Ausstellung »Augengespenst und Urphänomen. 200 Jahre Goethes Farbenlehre« am 19. Juni 2011 entsteht die neue Ständige Ausstellung, die im Sommer 2012 eröffnet werden soll. Die neue Präsentation wird das schöpferische Wirken Goethes und die Aktualität seines Werkes in den Mittelpunkt rücken. Zeitgleich wird das Foyer des Goethe-Nationalmuseums umgestaltet, um das historische Wohnhaus, den Garten und die Ausstellungsflächen in Zukunft noch stärker als Einheit erfahrbar zu machen.
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