Aus Anlass des 125. Jahrestages der Eröffnung des Goethe-Archivs Weimar (heute: Goethe- und Schiller-Archiv), des 125. Jahrestages der Gründung des Goethe-Nationalmuseums, des 125-jährigen Bestehens der Goethe-Gesellschaft sowie des 100-jährigen Bestehens des Freundeskreises des Goethe-Nationalmuseums begehen die Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V., die Klassik Stiftung Weimar und der Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums e.V. am Samstag, 19. Juni 2010, 11 Uhr, eine gemeinsame Festveranstaltung in der Weimarhalle. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Dieter Borchmeyer, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Grußworte sprechen Christoph Matschie, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Freistaats Thüringen, Dr. Sigrid Bias-Engels im Namen des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie Viktor Trofimow, Germanist und 250. Stipendiat der Goethe-Gesellschaft. Den musikalischen Rahmen bilden der Kammerchor der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar sowie Marietta Zumbült (Sopran) und Liese Klahn (Klavier).
Ausstellung zur Farbenlehre, Buchpremiere und Sommerfest in Goethes Hausgarten bilden Rahmenprogramm
Neben dem gemeinsamen Festakt tragen eröffnet die Klassik Stiftung Weimar am Freitag, 18. Juni, 19 Uhr, im Goethe-Nationalmuseum die Ausstellung »Augengespenst und Urphänomen. 200 Jahre Goethes Farbenlehre«, die am Festtag von 14 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet hat.
Zu einer Buchpremiere und Lesung des Briefwechsels zwischen Großherzog Carl Alexander und Walther Wolfgang von Goethe lädt die Goethe-Gesellschaft am 19. Juni, 16 Uhr, in den Festsaal des Weimarer Stadtschlosses ein.
Das in den Schriften der Goethe-Gesellschaft erschienene Buch dokumentiert die Freundschaft zwischen Carl Alexander und Walther Wolfgang von Goethe im Zeichen klassischer Humanität und ist Wegweiser zu den drei Gründungen des Jahres 1885.
Einblick in die Komponistentätigkeit des Goethe-Enkels gibt der musikalische Rahmen mit der Aufführung einiger Klavierstücke sowie kurzer Arien aus einer bislang unbekannten Oper Walther Wolfgang von Goethes.
Am Abend empfangen der Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums und die Goethe-Gesellschaft ihre Gäste im Garten des Hauses am Frauenplan zu einem Sommerfest, das mit einem Programm von Goethe-Vertonungen eröffnet wird und bei gutem Wetter die Möglichkeit bietet, in das Jubiläum des Gründungstags am 20. Juni 1885 hineinzufeiern.
Rückblick: 125 Jahre Goethe-Gesellschaft, Goethe- und Schiler-Archiv und Goethe-Nationalmuseum – 100 Jahre Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums
Vor 125 Jahren fanden sich am 20. und 21. Juni 1885 in Weimar „Förderer und Freunde deutschen Geisteslebens“ zusammen, um die Goethe-Gesellschaft zu gründen, die sich „allen Verehrern des Dichters, gelehrten wie ungelehrten“, öffnen wollte. „Weimar“, so hieß es in ihrem ersten Aufruf, „war die Goethestadt und wird es von neuem“.
Die Gründung der Goethe-Gesellschaft war das Ergebnis planvollen Handelns vor allem von Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar und ihren wissenschaftlichen Beratern. Das Testament des letzten Goethe-Enkels Walther Wolfgang, der am 15. April 1885 in Leipzig gestorben war, ernannte sie zur Eigentümerin von Goethes handschriftlichem Nachlass. Das Haus am Frauenplan mit seinem kostbaren Inventar war testamentarisch an den Staat Sachsen-Weimar übergegangen und stand von diesem Zeitpunkt an unter der Schirmherrschaft von Großherzog Carl Alexander. Noch im gleichen Jahr machte Großherzogin Sophie das Goethe-Archiv (seit 1889, als Schillers Nachlass nach Weimar kam: Goethe- und Schiller-Archiv) für die Forschung zugänglich und beauftragte eine vollständige Ausgabe von Goethes Werken, Schriften, Tagebüchern und Briefen, die bis 1918 auf 143 Bände anwuchs und ihren Namen trägt.
Durch einen Erlass des Großherzogs wurde am 8. August 1885 das Goethe-Nationalmuseum gegründet, das ein Jahr später seine ersten Besucher empfing. Bis auf den heutigen Tag zählen beide Institutionen zum substantiellen Kern der Klassik Stiftung Weimar, bilden einen geradezu magnetischen Anziehungspunkt für Forscher und Touristen aus aller Welt. Goethe-Gesellschaft und Klassik Stiftung Weimar können darum mit Fug und Recht auf ein gemeinsames Gründungsjahr zurückblicken.
Seit ihrer Gründung hat die Goethe-Gesellschaft maßgeblich zum Ruf der »Goethestadt« Weimar beigetragen. Als einzige literarische Gesellschaft hat sie die Zeit der deutschen Teilung als gesamtdeutsche Einrichtung überstanden. Alle zwei Jahre treffen sich über 3000 ihrer Mitglieder aus aller Welt zu ihren Hauptversammlungen in Weimar. Ihnen verbunden sind die etwa 7.000 Mitglieder in den 60 deutschen Ortsvereinigungen. Die jüngste Gründung eines Ortvereins fand im März 2010 in Mannheim statt. Dem mäzenatischen Engagement der Goethe-Gesellschaft verdankt Weimar eine kostbare Bibliothek von ca. 40.000 Bänden, die Erwerbung von Autographen aus klassischer Zeit, von Büsten und Bildern; damals wie heute steht dieser Schatz als Dauerleihgabe in den Magazinen der Klassik Stiftung der Forschung zur Verfügung.
Bürgerschaftliches Engagement trug auch zu einem Ausbau des Goethe-Nationalmuseums bei. Vor hundert Jahren rief der damalige Direktor des Goethe-Nationalmuseums, Professor Wolfgang von Oettingen, die »Vereinigung der Freunde des Goethehauses« ins Leben. Aktuelles und mittelfristiges Ziel der Vereinigung war die finanzielle Unterstützung des Museums, das auch durch diese Hilfe am 1. März 1914 seinen ersten Museumsanbau einweihen konnte. Deutsche und europäische Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst waren dem Aufruf zum Beitritt gefolgt, darunter Gustav Stresemann, Henry van de Velde, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann, der damalige Weimarer Großherzog Wilhelm Ernst und weitere Mitglieder aus Kalifornien, London, St. Petersburg, Philadelphia und Wien.
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